Wenn aus Angst Wut wird

Vor knapp zwei Wochen wurde ich von Lia Rienzi  zu einer Blogparade eingeladen.  Selbstverständlich habe ich Die Einladung zur Blogparade – #Wut ausdrücken und annehmen‘  nach kurzem Überlegen gerne angenommen

Wut, wütend sein, das Kennt bestimmt Jeder von Euch Oder?  Wut ist neben Trauer und Angst einer der mächtigsten Gefühle die ich je erlebt habe.

Ich rede von Wut, von einem Gefühl, dass nahezu unaushaltbar ist. ein Gefühl, welches mir die Luft wegdrückt, meinen Kopf heiß werden lässt. Ich habe Bauchschmerzen, zucken in den Händen und einen richtigen Klumpen im Hals. Meist macht mich Wut im Ersten Moment absolut sprachlos, ich fühle mich so überwältigt, dass ich an Flucht denke.  Meine Wut lähmt mich. macht mich unfähig einen klaren Gedanken zu fassen und teilweise auch zu Sprechen. Ich fühle einen Druck in mir, der mich fast platzen lässt.

Ich werde wütend, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, oder denke einer meiner Lieben wird es.  Vor Allem Aber spüre ich die Wut dann, wenn ich die Kontrolle verliere. Wenn irgendetwas in meinem Leben geschieht, was ich nicht beeinflußen kann. Diese Erlebnisse ziehen mir den Boden weg und ich frage mich, wie das wieder aushaltbar werden kann.img444

Es geschehen Dinge, die passieren, einfach so, ohne dass ich hätte Widersprechen können. Sie sind einfach da und ich kann nichts dagegen tun.

So erging es mir , als beim Helden erstmalig das multiple Myelom festgestellt wurde. Heute, 4 Jahre später stehen wir an der gleichen Stelle, der Krebs ist wieder da und ich wachse in die Gewissheit, dass er vermutlich nie wieder verschwinden wird. Er kann zurückgedrängt werden, aber gehen wird er nicht.

Das Erste, was ich beide Male fühlte war Angst vor dem was kommt und Trauer, auch aufgrunddessen was kommen wird.

Da Trauer und Angst für mich noch oller als Wut sind, bin ich mittlerweile nahezu perfekt darin diese Gefühle nicht zuzulassen. Das Ergebnis ist Wut. Wut auf die Welt, Wut auf alles. Ich bin wütend, dass unsere Zukunftsplanung so nicht funktionieren wird, ich bin wütend dass wir im Sommer nicht wie geplant in den Urlaub fahren können, ich bin wütend dass uns die kommeneden Finanziellen Engpässe auffressen könnten, ich bin so wütend, dass ich aufgrund dieser Krankheit meine Familienplanung abschließen musste, ich bin wütend darauf, dass ich möglicher Weise irgendwann alleinerziehend mit zwei Kindern bin, ich bin wütend auf Menschen, die sich beschweren weil sie „nur“ Kopfschmerzem haben und ich ertappe mich dabei hin und wieder wütend auf den Helden zu sein.

Am meisten wütend macht mich allerdings die Tatsache, dass ich wütend bin. Diese Wut ist so dämlich und  unangebracht. Aber ich bin wütend und würde am liebsten ganz weit weg sein.img_20170120_113831

Aber, jetzt die gute Nachricht. Die Wut vergeht, es gibt Tage, da ist sie ganz verschwunden. Mittlerweile habe ich ein Wutsurvivelpaket. Ich habe Mittel gefunden, die mir helfen, mit meiner Wut zurecht zukommen.

  • Die Wut zulassen. Was hilft es mir dieses Gefühl zu unterdrücken? Richtig…gar nichts. Sie ist sowieso da und steigt stetig an, wenn sie nicht raus darf. ich darf also auch wütend sein
  • Gefühle zulassen. Das ist ein schwieriger Punkt. Aber in meinem Fall führen andere unterdrückte Gefühle zur Wut, meist ist die Wut am Ende dann gegen mich selbst gerichtet. Bin ich traurig- sollte ich traurig sein. Die Situation ist Scheiße; die Angst berechtigt, also versuche ich sie zuzulassen
  • Der Wut Einhalt geben. Damit Andere meine Wut nicht ungefiltert abbekommen, versuche ich mich abzulenken. Entweder verlasse ich die Situation, was im Moment aber recht schwierig ist. Oder ich lenke meine Wut und das kribbeln in den Fingern in etwas produktives. Ich nähe, ich schreibe oder höre mit meinen geliebten Kopfhören laut Musik. Habe ich das Gefühl, dass mir die unbendige Gefühlswelle die Luft wegdrückt, gehe ich raus aufs Feld. Der Hund muss mit. Abends kann man da auch ganz prima schreien, ganz laut. Das Hundetier interessiert sich nicht dafür und andere Menschen sind in der Dunkelheit kaum dort. Es ist ein heiliger Ort.p1010766
  • Reflektieren. Wenn ich mich besser fühle, macht es mittlerweile Sinn für mich, das Gefühl der Wut nochmal zu hinterfragen. Ich befinde mich in einer Situation, an der ich nichts ändern kann. ABER: Es ist nicht so, dass ich GAR NICHTS ändern kann. Ich kann meinen Umgang mit dieser Situation ändern. Ich kann meine Denkweise mehr hinterfragen und dadurch ändern. Was bringt mir die Wut eigentlich? Richtig, rein gar nichts.
  • Das Atmen nicht vergessen, nicht zulassen in diese Lähmung zu fallen.

Im Grunde hat Wut oft etwas mit Selbstmitleid zu tun. Ich bin wütend weil ich in diesem Moment nicht weiter weiß. Egal worum es geht, Wut ist oft einhergehend mit einem Gefühl der Machtlosigkeit, Selbstzweifel und Verlust der Kontrolle. Wenn wir uns bewusst machen, dass wir die Komtrolle aber wiederbekommen können, sind die Selbstzweifel und das Selbstmitleid nicht immer nötig. Es liegt nur an Uns. Niemand ist dafür verantwortlich, dass wir wütend sind außer uns selbst. Keiner kann etwas dafür, dass uns die Wut die Luft zum Atmen raubt außer uns selbst.

Ich versuche mit diesem Bewusstsein an schwierige Momente ranzugehen. Merke ich, dass die Trauer kommt versuche ich diese zuzulassen. Merke ich aber, das daraus bereits Wut geworden ist, probiere ich die obrigen Schritte.

Der Erfolg ist da, wenn auch nicht immer. Ich bin für meine Gefühle verantwortlich, Niemand sonst.

Auch in eurer größten Wut, denkt daran; es wird besser. Keiner kann sagen wann, aber es wird sich legen.

 

 

 

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