Me, Myself and I

fallbackAls erstes möchte ich Euch für die Vielen Nachrichten, die uns via E-Mail, Kommentare oder Facebook erreicht haben. Es gab viel Zuspruch, und Mut. Besonders eine Mail hat mich sehr berührt, Liebe Kämpferin L., deine Mail war besonders für mich. Vielen Dank, besonders an Dich.

Zum Anderen wurde mein DKMS-Link hier einige Male geklickt und Ich habe von Einigen von Euch gehört, dass ihr Euch nun registrieren lassen wollt. (Morgen soll es einen gesonderten DKMS Post von mir geben). Euch auch ein ganz besonders Danke, Auf Menschen wie Euch hoffe ich und viele Andere auch. Irgendjemand wird von Eurem Mut profitieren können. Wenn es nicht Wir sind ist das okay, Andere warten genauso und hoffen jeden Tag auf Euch, auf ihren Stammzellenhelden. Lasst es noch mehr werden, motiviert Freunde, teilt unsere Geschichte. Unser Held ist nur Einer von Vielen.

Mich erreichten aber auch viele Kommentare , in denen ich als stark, tapfer und mutig beschrieben wurde. Ich habe das Bedürfnis mich dazu äußern zu wollen.

Ich bin nicht mutig, ganz und gar nicht. Ich überlege Jeden Morgen mich einfach unter der Decke zu verkriechen. Ich denke darüber nach ob ich heute nach der Arbeit wieder nach Hause kommen soll oder lieber dich die Flucht antrete, schließlich habe ich mir mein Leben so ganz anders vorgestellt. Aber ich stehe auf, ich gehe arbeiten und komme danach wieder nach Hause. Was bringt mir die Flucht? Richtig; Nichts. Soweit kann ich selbst mit meinen besten Schuhen nicht rennen um das hinter mir zu lassen. Außerdem hat jeder von uns ein Päckchen zu tragen. Meins ist eben dieses hier. Und ich befinde mich in der glücklichen Situation gesund zu sein. Der Held kann das nicht von sich behaupten und trägt sein Paket trotzdem. Ich/Wir tragen es mit, damit es etwas leichter wird.

img_20160805_075118 Wie gesagt, Jeder hat sein eigenes Extra im Gepäck und Jeder geht damit anders um. Es gibt weder leichtere Päckchen noch schwerere. Im Grunde ist für Jeden von euch sein Päckchen schwer genug, egal was sich darin befindet. Ich finde etwas wie „lapidare Dinge“ oder „aus einer Mücke einen Elefanten machen“ gibt es nicht. In diesem Moment ist es schwierig und das darf es auch sein. Niemand hat je behauptet, dass das Leben einfach ist.

Ich habe mal gelesen, dass einem das Schicksal nur so viel zumutet, wie man in der Lage ist auszuhalten. Ich glaube nicht an Gott, Allah, Buddah oder mystische Geister. Aber ich glaube an diesen Satz.

Ich bin nicht mutig und tapfer, ich versuche nur die schönen dinge nicht außer Acht zu lassen. Ich versuche nicht mit meinem Leben zu hadern und versuche es lebenswert zu lassen. Außer dem Helden und mir wohnen noch zwei Kinder hier im Haus. Sie sind noch so jung, warum sollten sie nur Grausamkeiten erleben können. Sie sind eigentlich die besten Lehrer. Sie denken nicht an morgen, nicht an die chemos, nicht an die Transplantationen und auch nicht daran was passiert wenn der Held irgendwann gehen muss. Sie Leben im Jetzt und das ist das Einzige was ich versuche.of50325480

Ich bin auch nicht mutig weil ich diesen Blog schreibe. Ich möchte weder den Helden mit seiner Krabbe noch mich zur Schau stellen. Aber ich kann auch nicht einfach nur da sitzen, hoffen, jammern und NICHTS TUN. Meine Möglichkeiten sind beschränkt. Ich bin auch nicht immer in der Lage emotional so nah beim Helden zu sein, wie es vermutlich besser wäre.

Ich schreibe hier um die Chance des www. zu nutzen mehr Menschen zu erreichen. Ich möchte zeigen dass die Krabbe bei Jedem einziehen kann, auch bei dem Vater deiner Kinder, deiner Freunde.. Noch immer sind Blutkrebs, das multiple Myelom und diverse Autoimmunerkrankungen im toten Winkel vieler Menschen. Das Ausmaß dieser Krankheit wird erst dann gesehen, wenn man selbst betroffen ist. Aber erst dann zu handeln kann für Andere zu spät sein. Ich kann nicht viel machen, außer dem Helden zuzusehen, aber ich kann versuchen Menschen zu mobilisieren, darauf aufmerksam machen, dass es viele von uns gibt. Für den Helden mag es womöglich nicht mehr reichen, aber vieleicht für deine beste Freundin, deinem Nachbarn oder für deine Mutter. Ich gebe dem Asshole Krebs ein Gesicht. Das ist nicht mutig, das ist der Drang etwas zu tun. Für uns und für alle Anderen Patienten. Das Multiple Myelom ist nicht heilbar, Leukämie aber schon. Stammzellen können Leben retten und uns Zeit schenken.

Stärke…ich weiß nicht. Das sind wir alle, Jeder auf seine Art und Weise. Ich lebe mit der Gewissheit dass mein Freund/mein Mann unheilbar krank ist und ich ihn vermutlich überleben werde. Ich könnte verbittern, das stimmt. Aber habe ich schon von den wundervollen Kindern in diesem Haus erzählt, wie sie Lachen, springen und singen. So etwas wie verbittern kann ich mir nicht leisten.

Ich habe mich verändert, natürlich gingen die letzten Jahre nicht spurlos an mir vorrüber.Die zeit der Erstdiagnose vor vier Jahren war furchtbar, ich habe die Schwangerschaft mit unserem Sohn verdrängt. soweit möchte ich es nicht erneut kommen lassen, ich vergesse trotz der Krabbe weder mich noch unsere Kinder.

Ich bin nicht stark, denn ich übe immer noch daran den Spagat zwischen einem selbstbestimmten Leben und der Krabbe hinzubekommen. Hin und wieder Igel ich mich ein, weil mir die Welt da draußen viel zu laut und surreal erscheint. An Menschen, die mich im echten Leben kennen, nehmt eine Abfuhr von meiner Seite nicht persönlich!

Der Held hingegen geht raus, würde sich gerne noch häufiger treffen.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Körper schon weiß was da auf uns zukommt und deshalb manchmal in den Kraftsparmodus verfällt.img521 Aber ich weiß auch dass das vorrüber gehen wird, manchmal überkommt es mich einfach. Ich bin nicht stark, ich hadere nur nicht und versuche auf die kleinen Dinge zu achten. Ich höre auf meine Innere Stimme. Ich freue mich über kleine Dinge des Alltags. Ich ärgere mich über Kleinigkeiten. Ich bin wie Jeder von Euch mit seinem Päckchen, es gibt gute Tage und weniger gute. So funktioniert das Leben doch. Wir haben Glück, der Held ist noch da.Er kann die Chemoblöcke ambulant machen und muss erst zur HochdosisChemotherapie in die Klinik Wir haben Zeit, die  sinnvoll genutzt werden kann. Andere haben dieses Glück nicht. Wir sind privilegiert, trotz allem. Und das ist nicht mutig oder tapfer, das ist die Realität.

Ich freue mich  über Jede Mail oder Nachricht von Euch. Ich freue mich über jeden geteilten Inhalt meines Blogs, denn nur so werden weiterhin mehr Menschen erreicht, die sich registrieren können. Ihr spendet damit Hoffnung. Denn das ist es, was der Held und andere Patienten brauchen. Hoffnung auf mehr, mehr von allem, Hoffnung auf Mehr als nur die Asshole Krabbe.

 

(Danke an P. für die ungewollte Ideezündung meines beitrags von Heute)

4 Gedanken zu „Me, Myself and I

  1. Liebe Ines, das ist ein kraftvolles Bild, das du oben erwähnt hast: Ihr tragt das Päckchen mit, damit er es nicht alleine Tragen muss. Ich bin sicher, dass du mit deinem Blog viele Menschen berührst. Und ich finde es toll, wie du kämpfst. Auch das ist Mut! Auch das ist Stärke! Auch wenn sich das nicht immer so anfühlt und es in dir drin ganz anders aussieht. Ich denke an euch und werde nochmal ordentlich aus das Thema DKMS aufmerksam machen!!! Leonie

  2. Liebe Ines,
    also ich finde dich nach wie vor tapfer und mutig, eben weil du manchmal zweifelst und es dir schwer fällt und du dich dann trotzdem überwindest und weiter machst.
    Ich danke dir für deinen Beitrag, oft komm ich mir mit meinem Päckchen sehr trivial vor gegen eure Last, dein Beitrag hilft mir.
    Und da du bei deinem letzten Beitrag nach Erfahrungen in Gruppen gefragt hast… Damit mein Päckchen (und das von anderen) etwas leichter wird habe ich vor einigen Jahren eine Selbsthilfegruppe mit aufgebaut und ca 3 Jahre geleitet. Die Thematik war eine völlig andere und ja, manchmal ist es passiert dass wir uns gegenseitig runtergezogen aber manchmal hat es auch geholfen zu sehen dass man nicht allein ist. Ich finde solange es einem in irgendeiner Form hilft kann man ja teilnehmen und wenn das Negative überwiegt kann man immer noch aufhören.
    Liebe Grüße Chris

  3. Ines dein Blog ist toll. Wenn du schreibst, hat man das Gefühl man steckt in deiner Position bzw in eurer Position.

    Eindrucksvoll, traurig und voller Hoffnung, trotz der Extremerfahrung.

    Weiter so.

    Würde deinen Blog gerne auf meinem Blog erwähnen, wenn das ok für dich ist (happy-mit-Handicap.de)?

    Lg Arzu

    1. Liebe Arzu, danke für die lieben Zeilen. Ich versuche so authentisch wie möglich zu sein. Ich hoffe, dass mir dies gelingt.
      Und auf deinen Blog erwähnen, darfst du mich sehr gerne. Ich seh mich gleich masl bei dir um.
      liebe Grüße Ines

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