Minderheiten Off Topic

Unser Haus ist bunt, das liegt zum Einen an den vielen verschiedenen Farben an den Wänden aber auch daran, dass wir Alle etwas anders sind als es die Gesellschaft/ die Medizin/ das deutsche Verständnis vorgibt richtig zu sein.

Der Held hat eine unheilbare erkrankung, für die er nach Meinung der Medizin vie zu jung ist. Normalerweise ist der urchschnittliche Patient bei der Diagnosestellung Multiples Myelom um die 60 Jahre alt. Unser Held war zum Zeitpunkt der Diagnose 31 Jahre alt. Seinem Körper war es egal, was die Medizin dazu sagt.

Unsere Tochter hat Epilepsie und das stellt uns auch vor einige (Luxus)Probleme.

Dazu kommt das die Einhornbändigerin und ich vier Jahre allein gewohnt haben. Den Helden haben wir kennengelernt als das inzwischen große Mädchen knapp 6 Monate alt gewesen ist. Zusammengezogen sind wir erst kurz nach der Diagnose des Helden. Da war das Tochterkind 4,5 Jahre alt.p1010300

Ich war alleinerziehend, jünger als die Durchschnittsmutter und hatte einige Vorurteile, die uns entgegen gekommen sind. Nun sind wir eine Patchworkfamilie. Ich habe zwei Kinder und dazu gibt es zwei Väter. Das ist auch manchmal nervig und wir müssen uns erklären. Toleranz gibt es nach wie vor selten.

Die Situation von Alleinerziehenden Elternteilen wird nach wie vor unterschätzt. finanzielle Probleme sind da noch das Geringste. Gehen Sie arbeiten und bringen ihre kleinen Kinder in die Fremdbetreuung ist es falsch, bleiben Sie zuhause, bekommen Unterstützung vom staat, damit sie die Kinder selbst betreuen können, ist es auch falsch. Ich verneige mich vor allen Alleinerziehenden da draußen. ihr rockt, ihr seid unglaublich stark.

Unser Sohn zeigt autistische Züge,die Diagnostik ist noch nicht abgeschlossen.

Familien mit schwerbehinderten Kindern haben bestimmt noch um einiges mehr gehört als ich. Das Wort Inklusion hört sich prima an, wird viel beworben aber kaum Jemand weiß, was das bedeutet, geschweige denn wie es umsetzbar ist.gummibarchen-359950_1280

Abgesehen davon gibt es viele, sehr viele weitere Gruppen von „Minderheiten“. Ich ´wohne in einem Außenbezirk in Berlin. Unsere Kinder gehen hier zur Schule und in die Kita. Das war nicht immer so.

Zu der Zeit als Alleinerziehende wohnten die Einhornböndigerin und ich in einer schnuckligen Altbauwohnung im Wedding. Zentral, etwas laut, jede Menge Feinstaub und vor allem multikulturell. In unserem Mehrparteienhaus waren wir die Einzigen Bewohner, die weder türkisch noch arabisch gesprochen haben. Falls ihr gerade tief einatmen müsst…es war ganz prima und ich vermisse diese Zeiten Manchmal. Wir wurden regelmäßig zu den muslimischen Feiertagen eingeladen und glaubt mir, meine Nachbarn konnten wesentlich besser kochen als ich. Die Tatsache, dass ich alleinerziehend bin, was in deren Kultur eigentlich eher schwierig ist, spielte nie eine Rolle. Es war großartig. Das Tochterkind erbte oft Spielsachen der älteren Nachbarstochter und lernte einige Worte Türkisch. Neben unserem Haus gab es einen Eisladen, die einhornbändigerin hatte schnell raus nach wem sie rufen musste um ihre tägliche gratis Eiskugel mit Streuseln zu bekommen. Nebenan im Obstladen war das ähnlich.

Ich hatte nie angst mich dort auch in der Dunkelheit zu bewegen. Ich begegnete fast nur Tolleranz, Wärme, Gastfreundlichkeit und offenen Armen.

Jetzt wohnen wir im Außenbezirk der Hauptstadt. Andere Kulturen und Religionen sind recht selten. Ich finde das sehr schade. Ich arbeite als (fast fertige) Integrationserzieherin in einer Kita in Neukölln. Auch hier gibts viel Multi- Kulti. Ich arbeite mit Absicht hier und mich scheut auch der lange Weg nicht. Hin und wieder werde ich gefragt, warum ich dort arbeite. Warum ich mir das „antun“ würde, so viele „Migranten“ auf einmal, bestimmt versteht mich Niemand.

Alsoooo…um noch etwas weiter zu schocken, ich arbeite für einen türkischen Träger, aber wir sind keine muslemische Einrichtung. 98% unserer Kinder haben einen Migrationshintergrund, wir feiern das Opferfest genauso wie Weihnachten und Ostern. In meinem Job gehöre ich zu einer Minderheit. Viele meiner Kollegeninnen tragen Kopftuch. Unser Sohn kommt hin und wieder mit zu mir und meiner Kita, ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Es fällt ihm überhaupt nicht auf, für ihn ist das nichts besonderes. Vor etwa Einem Jahr waren wir zwei zusammen einkaufen, vor uns an der Kasse stand einer verschleierte Frau, ganz in schwarz. Er kuckte sie an, das blieb nicht unbemerkt. Sie kuchke zu ihm hinunter. In diesem Moment sagte er laut

„Kuck mal Mama…da steht Batman. Wir können Batman sehen.“

niqab-1621517_1280

Abgesehen von dieser Geschichte sehen meine Kinder Diese art von Unterschieden nicht. Unsere Tochter beschreibt eine ihrer Freundinnien anhand ihrer Kleidung, ihrer Stimme und ihren tollen Haare. Die Einhornbändigerin ist neidisch auf diese Haare, weil sie so schön lockig und weich sind. Und weil nicht Jeder solche Haare hat. Dass das Mädchen Eltern hat, die aus Nigeria kommen erwähnt sie nicht.

Ich versuche meine Kinder so offen und tollerant wie möglich zu erziehen. Alles was Kinder nicht kennen ist erstmal beängstigend oder auch ein Grund zum Lachen. Dabei ist es egal ob es sich um Behinderungen, andere Kulturen und deren Kleidung, um Regenbogenfamilien/ Homosexuelle oder um andere Minderheiten handelt. Eltern sollten erklärten und nicht die Ängste unterstützen.rainbow-828920_1280 Unser Sohn trägt hin und wieder gerne Kleider, zur Faschingsparty in der Kita am Dienstag war er die hübscheste Prinzessin die ich je gesehen habe. Gibt es kritsche Worte, greift seine Schwester ein. sie weist den anderen ärgendern Jungen darauf hin, dass sein T-Shirt rot sein, das wäre auch eine Mädchenfarbe. Damit war das Thema beendet.

Wenn es nach der Schwester geht, soll der kleine Bruder später ruhig einen Freund anstatt einer Freundin mit nach Hause bringen und Kleidchen stehen ihm auch besser als blaue Hosen.

Die Turnhalle der Schule meiner Tochter wurde vor einiger Zeit vom Lageso beschlagnahmt. es Gab eine riesige Gesamtelternversammlung. Viele Eltern machten sich aufgrund der neuen „Nachbarn“ sorgen. Das Flüchtlingsthema wurde von uns zu Hause sehr häufig besprochen. Das große Kind hat Sätze in der Schule aufgeschnappt und mit nach Hause gebracht. Ich hatte Befürchtungen, dass sie das Gedankengut einiger annimmt. Ich bin mit ihr einige Male in ein Flüchtlöingsheim gegangen, in dem „wir“ ehrenamtlich tätig waren.

Die Turnhalle ist meit einem Zaun von der Schule getrennt. Unsere Tochter und einige andere Kinder haben mit dem Flüchtlingskindern Ball über den Zaun gespielt. Ich habe es gesehen, es war ein wirklich schönes Bild. Eltern meldeten den „Vorfall“ und ab dem nächsten Tag standen dort Sicherheitsleute. Die Flüchtlingskinder durften während der Hofpausen nicht mehr draußen spielen.

Inzwischen ist die Halle geräumt und die Bewohner sind in ein neues „Heim“ gezogen, etwa 5 Gehminuten von uns entfernt. Mir machen nicht die Bewohner Angst, sondern die Demo einer rechtsorganisierten Partai.

Wo bleibt die Menschlichkeit?different-nationalities-1743392_1280

Die Vorurteile ärgern mich. Ich stimme zu ,dass eine gelungende Integration gewisse Dinge vorraussetzt.Es ist nötig die Sprache zu lernen, sich an die Gegebenheiten zu gewöhnen.

Aber: Integration setzt auch eine gewisse Willkommenskultur von uns vorraus. Wir können keinen Respekt erwarten, wenn wir selbst keinen entgegenbringen können. Wir verwechseln „sich anpassen“ mit „Selbstaufgabe“.

Ich bin dankkbar für jedes Flüchtlingskind, welches in der Klasse unserer Tochter oder in der Kitagruppe unseres Sohnes sitzt. Toleranz kann nur gelernt werden, wenn es gelebt wird. Es macht mehr Sinn sich einmal Gedanken zu machen, warum man diese Angst entwickelt hat. Sätze wie „Die nehmen uns unsere Jobs und Frauen weg“ machen mich nachdenklich. Wenn ein traumatisierter Mensch aus einem Kriegsgebiet, der anfangs kaum die Amtssprache sprechen kann in der Lage ist dir deinen Job wegzunehmen, würde ich mir eher Gedanken um mich selbst machen. Nimmt er dir deine Frau, gilt das Geiche. Hast du nur Angst davor, stimmt etwas mit deinem Selbstbewusstsein nicht.

Jeder von uns ist ein bisschen anders, als Andere. vieleicht ist dein eines Bein etwas kürzer, als das Andere, deine Nase zu spitz oder dein Haar zu hell. Vielleicht kannst du weniger gut lesen und schreiben. Möglicherweise hast du einen Gendefekt und weißt gar nichts davon.

„Anders sein“ macht die welt bunter und weniger langweilig. wir können von ein Ander lernen. Es ist eine Bereicherung. „Anders Sein“ ist großartig, denn ohne die „Anderen“ wüsstest du deine priviligierte Situation gar nicht zu schätzen. Sei Ihnen dankbar dafür, begene Ihnen mit Respekt und weniger mit Vorbehalten.

cherry-1484247_1280

2 Gedanken zu „Minderheiten Off Topic

  1. Ich freue mich, auf dem gleichen Planeten gelandet zu sein wie Du, und das meine ich ganz ehrlich: Du bist eine Weltbürgerin im positivsten Sinne. Danke, dass Du das geschrieben hast! Mir geht es ähnlich – ich fand es schon als Jugendliche toll, in andere Kulturen einzutauchen. Meine Eltern hätten mich nie in den Iran reisen lassen – aber eine iranische Freundin, das ging. Und so war ich oft bei ihr und ihrer Familie, aß das köstliche Essen und schnappte meine ersten Wörter Persisch auf. Unsere Tagesmutter für die Mäuse war türkisch, sie hat uns später auch zu ihrer Hochzeit eingeladen, was für ein Erlebnis! Ich bin immer interessiert und offen für andere Kulturen und ermuntere auch meine Tochter, türkische und andere Kinder einzuladen und helfe notfalls (wie bei der Roma-Familie, bei der sich der Kontakt wirklich etwas schwierig gestaltete…) auch gern nach. Sind muslimische Kinder bei uns zu Besuch, gibt es auf keinen Fall Gummibärchen und Kuchen nur ohne Gelatine etc. Die Mütter freuen sich immer wie Bolle, wenn ich daran denke. Ich habe aber in unseren Kitas und Schulen leider schon ganz viele Mütter/Menschen erlebt, die anders ticken. Da schäme ich mich dann immer ein bisschen. Am besten sind die Leute, die sich vor der Überfremdung fürchten und aufs christliche Abendland pochen, selbst aber nie in die Kirche gehen, wozu auch? Ich gewinne in den letzten Jahren zunehmend den Eindruck, dass sich die Menschen am meisten vor Überfremdung fürchten, die ihre eigene Kultur (und damit meine ich nicht nur die Kirche) schon lange aufgegeben haben und eigentlich selbst nicht so recht wissen, wo sie hingehören. Also, für mich ist ein Kaffee bei einer türkischen Freundin wie ein Kurzurlaub. Ich versuche auch immer, mir ein paar Worte in der jeweiligen Sprache anzueignen. Beim Türkischen scheitere ich leider bis heute – ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich jetzt über 40 bin und mein Gedächtnis schwächelt, oder, ob die Sprache so schwierig ist, früher ging das einfacher.
    Also: Ich finde das super, die Welt braucht viel mehr weltoffene, tolerante Menschen wie Dich: Und übrigens: Die schlimmsten Rabauken in der Grundschulklasse unserer Größten waren nicht die Migrantenkinder, im Gegenteil. Deutsche Kinder Urdeutscher Eltern mit viel, viel, (zu) viel Geld.

Schreibe eine Antwort zu ChaosLuAntwort abbrechen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.