Echte Superhelden tragen keinen Umhang; Danke!

Wie ich Euch bereits erzählt hatte, ist aus unserer DKMS Registrierungsaktion im April bereits der erste Spender hervorgegangen. Es war nicht unser Spender, aber das ist in diesem Fall zweitrangig. Es ist der, der bereit gewesen ist Jemanden völlig Fremden, irgendwo auf der Welt einen Teil von sich zu schenken; seine gesunden Stammzellen. Diese kleinen Zellen mit Superkräften ermöglichen einem Patienten eine Chance auf ein gesünderes Leben, eine Chance auf Heilung oder mehr Zeit mit seinen Lieben.

Wie ihr merkt spreche ich von „ihm“ und „er“. Denn inzwischen weiß ich um wen es sich handelt. Der Spender hat sich gegenüber der DKMS bereit erklärt Fotos und ein Interview zu veröffentlichen. Dies dient nicht dazu, dass er von den Massen gefeiert werden möchte, sondern soll zeigen wie „einfach“ es sein kann ein Held zu sein. Eine Stammzellspende ist nicht ohne, dessen bin ich mir bewusst. Dennoch oder gerade deshalb bin ich dankbar für diesen Menschen. Er zeigt sein Gesicht, er macht Solidarität spürbar und zeigt auch uns, dass nicht alles umsonst gewesen ist.

Daher…. darf ich vorstellen; das ist unser persönlicher Superheld Patrick, 30 Jahre alt und wohnt wie wir in der Hauptstadt.Bild2-Privat auf dem Balkon

Er trägt keinen Umhang. ist kein Arzt oder Feuerwehrmann. Er kann nicht ohne Hilfsmittel fliegen oder an Häusern hochklettern. Dennoch lieber Patrick bist du eins, ein mega-super-starker und vor allem mutiger Superheld. Du rettest womöglich ein Leben und das fast ganz nebenbei. Ich danke Dir, dass Du im April den Mut gehabt hast Dich während unserer DKMS Aktion hast registrieren zu lassen. Ich danke Dir auch dafür, dass Du Dich nach dem Anruf der DKMS weiterhin dazu entschieden hast einen Teil deiner Stammzellen zu spenden. Ich danke Dir für deinen Mut, die Mobilisierungsphase anzugehen. Ich danke Dir für deine Kraft es einfach zu tun. Ich danke Dir für dein offensichtlich großes Herz, deine Bereitschaft zu helfen und deine Solidarität.

Lieber Patrick, wir kennen uns nicht. Vielleicht treffen wir uns mal zufällig irgendwo. Ich hoffe, dass Du diese Zeilen lesen wirst, denn ich möchte dass Du weißt das, dass was Du getan hast alles Andere als selbstverständlich ist.

Unser Held hat seinen Spender nicht gefunden, wir versuchen nun das Beste daraus zu machen.20171005_215428 Aber Du schenkst auch uns Hoffnung, indem Du zeigst zu was Menschen bereit sind.

Lieber Patrick, ich schicke Dir virtuell ganz viele Dankeskarten, Umarmungen und gemalte Regenbogen- und Batmanbilder der Heldenkinder.

Patrick war gegenüber der DKMS bereit einige kleine Fragen zu beantworten. Auch ich darf dieses aufgrund einer offiziellen Pressemitteilung veröffentlichen:

Interview mit dem Stammzellspender- Superhelden Patrick Bild3-förmlich

Wann und warum haben Sie sich für die DKMS registrieren lassen?
Sonntag, 23. April 2017,
Ich habe bereits den einen oder anderen Spendenaufruf in den Medien verfolgt, jedoch nicht daran teilnehmen können. Die Aktion „Ohne Papa geht es nicht“ war glücklicherweise in direkter Nachbarschaft – eine ideale Gelegenheit daran teilzunehmen. Hinter jedem Blutkrebspatienten steckt eine traurige Geschichte. Kinder, Eltern, Freunde hoffen auf eine Genesung des Patienten. Ich habe das zum Glück noch nicht in meinem Umfeld erlebt, aber sollte es einmal dazu kommen, wünschte ich mir eine größtmögliche Chance auf eine Stammzelltransplantation. Das geht nur, indem sich Menschen freiwillig dazu bereit erklären.
Was war das für ein Gefühl, als Sie erfahren haben, dass Sie als Spender in Frage kommen?
Beim ersten Anruf war ich natürlich schon sehr überrascht. Bei der Frage des Anrufers, ob ich für eine Spende auch wirklich noch bereit stehen würde, musste ich zunächst kurz überlegen, in mich hören und sagte dann: „Natürlich, sonst hätte ich mich nicht registriert“.
Wurden Sie im Vorfeld der Spende gut beraten und aufgeklärt?
Ja sehr gut – Die DKMS versorgte mich mit allerhand Informationen telefonisch, schriftlich und per E-Mail.
Welches Verfahren wurde bei Ihnen angewandt? Können Sie ein bisschen etwas über den Ablauf von dem 1. Bescheid bis hin zur Transplantation erzählen.
Bei mir kam die Stammzellenentnahme über das Blut zur Anwendung. Das ist wohl auch in 80% aller Entnahmen der Fall. Zunächst nach dem ersten Anruf musste allerdings noch einmal etwas detaillierter analysiert werden, ob genügend genetische Merkmale übereinstimmen und damit auch eine Spende infrage kommt. Das ging unkompliziert beim Hausarzt mit einer weiteren kleinen Blutentnahme. Etwa 4 Wochen später stand dann fest, die Übereinstimmung ist groß. Es folgte ein Termin zur Voruntersuchung in der Entnahmeklinik. Hier musste ich diverse Stationen von Sonografie über EKG und Blutanalyse besuchen – auch ein gutes Gefühl, einmal von Kopf bis Fuß durchgecheckt zu werden. Nach anschließender Bestätigung top-fit zu sein, erhielt ich ein Set mit diversen Spritzen und dem Mobilisationswirkstoff, um möglichst viele Stammzellen vor der Entnahme zu mobilisieren. 5 Tage vor der Entnahme spritzte ich mir die kleinen Nadeln täglich morgens und abends in das Bauchfett. Das ging bei mir recht reibungslos obwohl ich das vorher noch nie gemacht habe. Bei der darauf folgenden Entnahme wurde ich während der 5-stündigen Prozedur sehr freundlich und umfassend betreut (Lieben Gruß an Schwester Petra). Ein Fernseher auf dem Zimmer ließ die Zeit zusätzlich schnell vergehen. Nach der Entnahme hatte ich keine weiteren Beschwerden. Es gab ein leckeres Mittagessen in der Klinik und danach fuhr ich nach Hause.
Waren Sie aufgeregt?
Ein bisschen aber eigentlich nicht besonders. Ich wusste durch die vorherigen Gespräche und Informationen ganz gut, was auf mich zukommt.

Hatten Sie Schmerzen vor, während oder nach der Entnahme?
In den letzten Tagen der Mobilisationsphase habe ich die Auswirkungen der Spritzen schon gespürt. Von Schmerzen würde ich nicht sprechen. Ich bin relativ groß und kann mich daher noch gut an die Wachstumsschübe erinnern – ein Kribbeln und leichtes Drücken in den Knochen – damit würde ich es vergleichen. Hier und da auch mal Kopfschmerzen aber es ließ sich alles aushalten und war 1-2 Tage nach Absetzen der Spritzen auch wieder verschwunden. Während der Entnahme habe ich gar nichts gespürt. Bild1-im Urlaub
Wo hat die Entnahme statt gefunden?
Im Virchow-Klinikum in Berlin. Glücklicherweise wohne ich in Berlin, weshalb meine Anfahrt relativ kurz war.
Wussten Sie, für wen Sie spenden bzw. Geschlecht und Alter?
Nein das wusste ich nicht, das ist bis nach der Spende anonym. Es spielt für mich auch keine Rolle. Wenn ich mit verhältnismäßig geringem Aufwand einem anderen Menschen und seinen Angehörigen eine Chance auf Weiterleben geben kann, dann sind mir Dinge wie Geschlecht, Alter und Herkunft nicht wichtig.
Würden Sie es wieder tun?
Ja, natürlich.
Möchten Sie den Empfänger gern kennen lernen bzw. haben Sie ihn schon kennen gelernt oder Kontakt zu ihm/ihr?
Bisher besteht noch kein Kontakt – die Spende ist ja erst wenige Wochen her. Ich werde mich um einen Kontakt bemühen, auch wenn ich etwas Angst davor habe, evtl. zu erfahren, dass die Spende nicht ausreichend helfen konnte. Das kommt leider auch manchmal vor.
Was möchten Sie den Menschen in Ihrer Region sagen, um Sie zur Registrierung aufzufordern?
Ich würde es jedem empfehlen – schon für sich selbst. Das Gefühl, hier etwas Bewegendes und Gutes getan zu haben, ist ein Gefühl, aus dem man noch lange danach viel positive Energie für sich selbst zehren kann.

Was wünschen Sie dem Aktionspatienten?
Gute Besserung und ein langes Leben!317780_356063121155058_1203215988_n

 

Ein Gedanke zu „Echte Superhelden tragen keinen Umhang; Danke!

  1. Hallo Simon, Hallo Ines,

    vielen vielen Dank für diese bewegenden Worte. Mit welchem Mut, Ehrgeiz und welcher Motivation ihr diesen und andere Beiträge verfasst, macht einen fast sprachlos.

    Ich möchte euch an dieser Stelle gern wissen lassen, dass eure Zeilen den richtigen Adressaten gefunden haben und ich mich sehr über euren Beitrag gefreut habe. Auch ihr könnt mächtig stolz auf euch sein, denn mithilfe eures Registrierungsaufrufes kann nun ein 24-Jahre junger Mann aus Indien auf eine neue Lebenschance durch meine Spende hoffen. Und das wird sicher nicht die letzte Spende geblieben sein, die aus dieser Aktion hervorgehen wird.

    Ich möchte euch gern wissen lassen, dass ich, sofern ich einmal Kontakt zu meinem genetischen Zwilling haben werde, ihm auch eure Geschichte erzählen werde, wie ihr mehr als 1200 Menschen zur Registrierung bei der DKMS bewegen konntet und ihr die wahrhaftigen Helden seid!

    Behaltet euren Mut und macht euch bewusst, wie viele Schicksale ihr zum positiven Ausgang verhelfen werdet und konntet. Ich ziehe den Hut vor euch – Liebe Grüße, Patrick

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