Das Ja-Wort; Ja zum Leben

Dieses Wochenende feierten wir unseren 8. Hochzeitstag nach. Die Einhornbändigerin verbrachte das Wochenende zusammen mit Papa 1 bei der Oma in Bayern und der kleine Batman verweilte bei seinem besten Freund. Wir hatten also kinderfrei.

Doch bevor ich Euch von unserem Wochenende erzähle, kurz einige Gedanken dazu…

Am Dienstag steht der nächste große Termin beim Chefarzt der Transplantationsstation an. Es wird sich zeigen, ob Kunibert weiter gewachsen ist und wir uns an einen Plan c gewöhnen müssen. Gleichzeitig geht es unserem Helden im Moment nicht so gut. Zum Einen mental, da die Nervosität von Stunde zu Stunde steigt. Zum Anderen hat er Schmerzen im Kopf und im seitlichen Rippenbereich. Möglicherweise hat er sich bei den Kindern angesteckt, oder es ist Kunibert oder ganz was Anderes. Ich weiß nicht genau, wie oft ich dieses Wochenende die Frage nach seinem Befinden gestellt habe.IMG-20180205-WA0019

Ansonsten hält er sich ganz tapfer.

So kurz vor diesen Onkologieterminen, besonders dann wenn es dem Helden nicht gut geht bin ich sehr angespannt. Ich kann nicht genau sagen warum. Als wir im Sommer letzten Jahres geheiratet haben, haben wir uns geschworen immer für einander da zu sein. Wir haben uns Eheversprechen gegeben und uns gesagt, dass wir zueinander stehen, egal was da noch kommen mag.

Dieser Schritt wirkte für Viele damals einfach romantisch, kitschig und schön. Allerdings haben wir, vor allem ich zuvor oft über diesen Schritt nachgedacht. Als sich Kunibert 2012 das erste Mal zeigte, glich es einem Weltuntergang. Wir Beide wussten nicht, was auf uns zukommen wird. Wir wussten nicht wie es weitergehen wird und ich denke uns Neiden war unklar ob unsere Beziehung das aushalten wird. Aber sie tat es, mit vielen Höhen und Tiefen, aber es hielt.

Im Dezember 2016 ging es erneut los. Seit dem wechselten sich die Hoch und Tiefs teilweise so schnell ab, dass es uns so manches Mal kaum gelungen ist, hinterherzukommen. 20180303_171547

Der Held meinte eines Tages, dass er es verstehen könnte wenn ich gehe. Dass es schwierig sei mit einem „zum Tot geweihten“ zusammen zu sein. Auch ich fragte mich, ob ich in der Lage sein werde den Weg mit ihm gehen zu können.

Aber was taten wir? Wir heirateten. Und das nicht weil ich so unendlich mutig und stark bin. Auch nicht weil der Held seine Bedenken über Bord geworfen hat. Wir heirateten auch nicht nur, weil wir uns lieben.

Wir heirateten weil wir uns nicht alles von Kunibert nehmen lassen wollten. Weil dieses F++king P_I_E_P Ding nicht unser Leben bestimmen sollte. Teilweise war ich sauer auf den Helden, so richtig arg doll. Aber eigentlich nicht auf ihn, vielmehr auf das, was er in sich trägt. Auf Kunibert. Das Myelom raubt meinen Kindern nicht nur irgendwann ihren Vater und mir meinen Mann, er raubt den Kindern auch ein Stück Unbeschwertheit, Gelassenheit und Naivität. Unserer Familie beraubt das multiple Myelom im Ganzen auch. Es nimmt uns Zeit, lässt uns kaum Raum für Planungen, Urlaube und Zukunftsvisionen.IMG-20170330-WA0000

Aber wir haben geheiratet. Wir haben nicht nur uns das Ja-Wort gegeben, sondern auch der Lust und dem Mut zum Leben. Es gibt natürlich Zahlen, bezüglich der Überlebenszeit mit Kunibert an Bord. Wie viele Zeit davon noch richtig gelebt werden kann, ist eine andere Frage.

Wir haben nicht nur ja zu unserer Liebe gesagt, sondern auch ja zum Leben, nicht zum überleben. Ich denke, dass es da einen Unterschied gibt.

Im Moment hängen wir beide etwas in der Luft, ich igel mich ein und würde am liebsten die Welt kurz anhalten, weil die Zeit, unser größter Feind, viel zu schnell an mir vorbei rast. Und genau dann versuche ich mich daran zu erinnern, warum ich im Juni 2017 Ja- gesagt habe, ich will mich daran erinnern wozu ich ja gesagt habe. Ja zu Simon, ja zu Kunibert und ja zum Leben, so selbstbestimmt und erfüllt es irgendwie geht.20180303_171705

Helfen tun uns dabei unsere monatlichen Hochzeitstage. Auch wenn unser Held im Moment körperlich leicht angeschlagen ist.

Am Samstag Mittag ist der kleine Batman samt Köfferchen zu seinem Freund gezogen. 20180303_121942Wir sind danach zu Balzac gefahren. Einem Cafe, in dem alles angefangen hat. Unser erstes Date (ich musste übrigens beim ersten Date 30 Minuten auf den Helden warten, unglaublich), der Antrag, zwei Tage vor der standesamtlichen Trauung. Dieses Cafe hat etwas magisches. Danach sind wir ins Kino gegangen, da unser Wunschfilm nur noch um 14 Uhr gelaufen ist.20180303_172154

Zum Abschluss des Tages ging es ins Langosch, ein kleines und mehr als feines Restaurant in der Hauptstadt. Ich habe wirklich lange, ganz lange nicht so lecker gegessen wie dort. Wirklich nicht!

Um 21.30 Uhr waren wir wieder zu Hause und , trotz der noch recht frühen Uhrzeit, total k.o.20180303_222217

Heute sind wir zu einem Riesenflohmarkt gefahren um noch einige Klamotten für die Kinder zu bekommen. Leider haben wir nicht alles finden können, wie erhofft. Aber einiges war dann doch dabei. Auf dem Rückweg haben wir den kleinen Batman wieder von seinem Freund abgeholt. Der Held durfte sich dann ausruhen und wir ließen heute Abend den Lieferservice für uns kochen.

Es war ein schönes und gleichzeitig irgendwie bedrückenes Wochenende. Ich hatte/habe die ganze Zeit einen Klos im Hals. Der Gedanke, dass sich unsere Situation ab Dienstag erneut plötzlich ändern kann ist allgegenwärtig.

Aber wir haben geheiratet und Ja gesagt. Ja zu Allem. Aber am meisten zum Leben. Egal was Dienstag kommen wird, wir werden leben nicht nur überleben.

Denkt an uns ihr Lieben, ja?IMG-20170326-WA0009

4 Gedanken zu „Das Ja-Wort; Ja zum Leben

  1. Liebe Ines,
    es kommt mir wie Jahre vor. Lange 8 Jahre, die Du mit Deinem Helden verheiratet bist. Deine Zeit mit ihm ist sehr intensiv. Deine Worte beschreiben dieses starke Gefühl von Bereitschaft und Annahme.
    Das Leben im „Jetzt“, im Augenblick zu leben, mit einer Hingabe, Kreativität, Gelassenheit und Ruhe. Es zu formen und zu gestalten, das meisterst Du.
    Du bist an Deiner Herausforderung gewachsen. Vielleicht hilft es Dir die Worte, und Gespräche, Deines Helden auf zu schreiben. Für Dich, für Deine Kinder.
    Angst, Ängste in solchen Situationen sind nachvollziehbar. Jede Form Deiner Gefühlsregung ist Dir erlaubt.
    Ich lese Dich schon eine ganze Weile und ich spüre für mich wie stark es mich berührt.
    LG. Hilde

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