Beistand von Oben

Ich hatte Euch bereits mehrfach erzählt, dass wir eine Patchworkfamilie sind. Die Heldentochter hat zwei Papas. Die Beziehung zu Papa 1 endete im Grunde noch in der Schwangerschaft. Unser Held ist in unser Leben gestolpert, als die Einhornbändigerin 6 Monate alt gewesen ist. Sie kennt ein Leben ohne ihre beiden Papas nicht. Papa 1 wird Papa genannt, unser Held eigentlich Momo. Mit 2 Jahren ist aus dem Namen Simon irgendwie Momo geworden. Aber immer öfter, besonders dann, wenn sie etwas möchte nennt sie unseren Helden ebenfalls Papa.IMG_3725

Wir befinden uns in der durchaus glücklichen Situation, dass wir ein gutes Verhältnis mit Papa 1 haben. Der Anfang war etwas steinig aber ich denke, dass wir es ganz gut hinbekommen.

Die Familie von Papa 1, also die Omas, Opas, Tanten und Onkel, die große Oma (Uroma) der Einhornbändigerin leben in einem kleinem Dorf. Die Heldentochter ist regelmäßig da, das ganze Dorf scheint sie zu kennen. In diesem Ort spielt Religion noch eine große Rolle. Für den Helden und mich ist dieses Thema eher untergeordnet, auch der kleine Batman ist nicht getauft.

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Die Einhornbändigerin aber ist eben auch die Tochter von Papa eins. Ihm und seiner Familie war es wichtig, dass das inzwischen große Mädchen getauft wird. Nach etwas hin und her habe ich dem dann irgendwann zugestimmt. Die Einhornbändigerin wurde 2011, kurz nach ihrem 3. Geburtstag getauft. Da ein Großteil der Familie in Bayern wohnt und dort alle Familienmitglieder in der gleichen, kleinen Dorfkirche getauft worden sind, fand die Taufe auch dort statt.IMG_3820

Der Held und ich sind an diesem Wochenende vor gut 7 Jahren nach Bayern gefahren. Es mag sich etwas merkwürdig anhören, aber es war wirklich schön. Unsere Tochter ist mit Papa 1 an der rechten Hand und unserem Helden an der linken Hand Richtung Kirche gelaufen. Ein sehr schönes Bild. Meine Ex-Schwiegerfamilie in Spee, der Held und ich pflegen ein neutrales bis schon fast gutes Verhältnis miteinander. IMG_3828Ich weiß, dass das in anderen Familien oft nicht der Fall ist, daher bin ich umso dankbarer dass das so gut funktioniert.

Die damals kleine Einhornbändigerin ist mit ihrem Großcousin in die Kirche eingelaufenIMG_3741 und hat die Kirchenglocken zu ihrer Taufe selbst angeschlagen.IMG_3736

Es wurde viel gesungen und gelacht. Unsere Tochter hat es damals nicht auf den Stühlen gehalten, sie tanzte. Unermüdlich tanzte sie, ihr weißes Kleid drehte sich solange bis der kleinen Heldentochter irgendwann schwindelig wurde.IMG_3742

Die Taufe an sich war ihr teilweise nicht ganz geheuer. Aber Papa 1 und Ich standen ihr vorn in der Kirche zur SEite. Aber dann…zack, das kleine Mädchen ist fortan katholisch.IMG_3832

Ich bereute es keine Sekunde,auch nicht dass die Taufe im Heimatdorf von Papa 1 stattgefunden hat.IMG_3758

Am Nachmittag gab es ein Riesengartenfest. Die kleine Heldentochter genoss diese Aufmerksamkeit sichtbar. Sie war schon damals kein Kind, dass immer auf saubere, faltenfreie Kleidung achtete.

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Aber dass musste sie auch nicht, wir besitzen eine Waschmaschiene. Sie spielte mit ihrem weißen Keid Fußball, kleckerte Schokotorte darauf. Kurzgefasst, der Tag war wirklich gelungen.IMG_3924

Seit einiger Zeit hat die Oma aus Bayern nun die Erstkommunion geplant. Auch diese sollte wieder in Bayern stattfinden. Als die Planung losging wussten wir noch nicht, dass es uns dann eventuell nicht möglich sein wird zu kommen. Und so kam es nun.IMG_3745

Die große Heldentochter trug letzten Sonntag wieder ein weißes Kleid, dass bis zum Boden reichte. In der Hand hielt sie stolz ihre Kerze. Sie lachte wieder viel und feierte ausgiebig. Wenn man die Fotos sieht, könnte man denken welch perfekter Tag es für das tapfere Mädchen gewesen ist. Schnell fällt aber auf, dass etwas fehlt…Wir.32089410_1677166612378029_6192726603219337216_n

Der Held ist nicht fit genug um diese Reise anzutreten und ich konnte ihn nicht für mindestens 2-3 Tage alleine lassen. Ich bin mir sicher, dass es da nun geteilte Meinungen gibt. Aber es war einfach eine Gewissensfrage. Der kleine Batman leidet im Moment unter Verlustangst. Es macht ihn nervös wenn unser Held auch nur kurz das Haus verlässt. Wäre ich zusammen mit ihm nach Bayern gefahren, dann wäre seine Laune dementsprechend (laut) gewesen. Ich hätte auch kaum eine ruhige Minute gehabt, Eine richtig ätzende Situation.Das wäre für keinen der Beteiligten so toll gewesen. Wir haben zuvor mit der Einhornbändigerin geredet.32074028_1677166639044693_3229802324121616384_n

Es tat mir in der Seele weh, aber ich habe in diesem Moment keine andere Option gesehen. Das große Mädchen war am Sonntag umzingelt von vielen Lieblingsmenschen, von Omas, Tanten, Onkel, Großtanten, Großonkel, Cousinen, Cousins, vielen Freunden und vor allem Papa 1.  Ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, denke aber trotzdem dass die Einhornbändigerin einen tollen Tag hatte.32130632_1677166582378032_3398946910856282112_n

Ich habe inzwischen einige Fotos gesehen. Kuckt Euch das große Mädchen an! Mein Herz, der Mensch, der mich zur Mama gemacht hat.32152760_1677166629044694_7973934125956464640_n

Das große Mädchen glaubt nach wie vor an Gott, auch wenn sie in unserem Haus die einzige ist. Sie glaubt an Engel und an den Himmel. Sie sagte einmal, dass es im Himmel bestimmt wunderschön ist, dort gibt es keine Schmerzen, dafür aber ganz viel Zuckerwatte. Und man könnte den ganzen Tag auf den Wolken springen, wie auf einem Trampolin. Sie sagt ach, dass Gott genau weiß warum er manche Menschen, manchmal sogar schon Kinder so früh zu sich holt. Auch wenn wir es nicht verstehen, er hätte seine Gründe.

Ich hoffe sehr darauf, dass ihr ihr Glaube, der Gedanke an den Himmel mit der ganzen Zuckerwatte irgendwann dabei helfen wird den Verlust des Helden zu überwinden. Ich hoffe, dass sie trotz dieser Erfahrung, die ich ihr nicht abnehmen kann so ein Lebensbejahender Mensch bleibt, der nach eigener Überzeugung handelt. Ich hoffe dass unsere Kinder an der kommenden Zeit wachsen und nicht an ihr zerbrechen.

Möglicherweise ist ihr Glaube dabei eine große Stütze. Die Einhornbändigerin hat schon oft versucht ihren Bruder zu überzeugen, bisher mit mäßigen Erfolg. Der kleine Heldensohn glaubt auch an den Himmel und sagte vor seinem ersten Flug mit dem Flugzeug letztes Jahr, dass wir dann endlich den Uropa besuchen können. Denn dieser wohnt doch jetzt im Himmel. Oft sagt er diese Worte, wenn er ein Flugzeug sieht. Und immer dann schickt er dem Flugzeug grüße mit, die dem Uropa ausgerichtet werden sollen.

Der kleine Heldensohn sagt aber auch „Meine Schwester glaubt an Gott, ich nicht. Ich glaube an Batman“

Ich bin gespannt wie sich das noch entwickeln wird.

 

3 Gedanken zu „Beistand von Oben

  1. Vielleicht ist es ein Geschenk Gottes, dass aus Simon Momo wurde!!! Kennt ihr das Buch Momo?
    „Momo hat eine außergewöhnliche Gabe: Sie hat immer Zeit und ist eine wunderbare Zuhörerin. Eines Tages treten die grauen Herren auf den Plan. Sie haben es auf die kostbare Lebenszeit der Menschen abgesehen und Momo ist die Einzige, die ihnen noch Einhalt gebieten kann …“
    Kämpft weiter gegen die grauen Herren!!!

  2. Liebe Ines,
    was für ein Glück und Segen, dass sie aufgefangen wird in Ihrer Familie. Da findet sie den Anker den sie braucht, um die Schwere des Lebens zu verarbeiten. Das Wohl des Kindes ist Dein Wohl, wenn es auch schmerzt. Es ist ein schönes Ereignis und es bleibt im Herzen des Kindes. Lange noch, bis hin ins Erwachsenen – Alter wird davon erzählt. Sie hat einen Glauben und da kann sie Zuflucht finden. Sie ist eine wunderbare Tochter, Du bist eine wunderbare Mutter.
    Ich wünsche Dir eine gute Zeit.
    Hilde

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