Wir sind wieder vollzählig, naja…so vollzählig wie wir sein können. Die Einhornbändigerin ist zurück, es wurde auch wirklich Zeit, etwas mehr Leben im Haus tut Allen gut. Der Himmel war heut ganz blau, unser Held war also auch bei uns.
Heute Morgen musste ich zum Arzt, meine Arbeitsunfähigkeit verlängern. Ich ha wirklich keine Ahnung was los ist, aber mein Kopf funktioniert überhaupt nicht. Sowohl mein Arzt, als auch meine Therapeutin gehen davon aus, dass es sich nach der Beisetzung Ende der Woche noch weiter zuspitzen wird, da ich Moment Meisterin des Ablenkens bin und unabhängig davon jede Menge zu organisieren ist. Ich hoffe ehrlich gesagt, dass sich irren. Auch meinten Beide, dass ich mich unbedingt zu einem Akuttermin melden soll, wenn ich Bedarf habe und das Gefühl bekommen sollte es nicht zu schaffen. Das hoffe ich noch viel weniger.
Dieser Termin hat eine Ewigkeit gedauert, bzw. das Warten zuvor. Der kleine Heldensohn hatte irgendwann so gar keine Lust mehr. Mittags aber sind die Einhornbändigerin, der kleine Batman und ich zu einem Highlight gefahren. Der Papa 1, der andere Papa der Heldentochter hatte das organisiert und kam dann selbstverständlich mit. Wir waren beim Skydiving. Ein Windkanal, eine abgeschlossener Raum und ganz viel Mut. Beide Kinder wollten es unbedingt probieren. Die Heldenkinder waren die Jüngsten und passten nicht in die üblichen Anzüge, die währenddessen getragen werden. Also bekamen sie die kleine Edition, die auch soviel besser zu ihnen passte; seht selbst. Das ist doch mehr als ein Zufall. Allein für diesen Anblick von Wonderwoman und Superman war es das wert. Der Batmananzug war leider noch zu groß.
Die Kids wurden zuvor noch in die Sicherheit und Zeichensprache eingewiesen, zu meiner Verwunderung hörte selbst der kleine Heldensohn ganz andächtig zu. Sie bekamen Oropax, eine Schutzbrille und einen Helm. Dann sollte es losghen, alle Teilnehmer gingen in den Vorraum.
Wir mussten zunächst draußen bleiben.
Die Einhornbändigerin war großartig unerschrocken, sie tat fast so als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Der kleine Heldensohn traute sich dann doch nicht. Ich wurde reingerufen, aber wollte nicht und das war okay. Allein die Tatsache, dass er so mutig gewesen ist, allein mit fremden Menschen in diesen Vorraum zu gehen ist eine Wahnsinnsleistung für unseren tapferen Sohn.
Emma aber flog, auch für ihren Bruder. In der zweiten Runde ging es richtig hoch. Sie war die Jüngste, die an diesem Tag geflogen ist. Aber sie war eine der Besten, nicht alle konnten hochfliegen und sich relativ gut halten. Unsere Wonderwoman.
Sie möchte dort schon ganz bald wieder hin. Abwarten.
Zurück zu Hause malten unsere Kinder , für die Abschiedsparty von Simon. Leo hat heute den ganzen Tag von unserem Helden gesprochen, jeder Moment erinnerte ihn an seinen Papa. Emma ging es ähnlich, sie aber hält es nicht aus wenn ihr Bruder so oft vom Papa spricht. Auch wenn wir eine Patchworkfamilie sind und Emma auch noch einen anderen (Bluts)Papa hat. für sie ist die ganze Situation nicht weniger tragisch als für ihren Bruder. Simon ist in unser Leben gekommen, als die Einhornbändigerin 6 Monate alt gewesen ist. Ein Leben ohne ihne kannte sie bisher nicht.
Während ich hier schreibe, höre ich die Kinder im Hintergrund streiten, wer den schönsten Luftballon in den Himmel geschickt hat. Da Simon heute wieder ein großes Thema gewesen ist, schickten beide Kinder einen Luftballon los, mit einem Herz dran. Ich habe immer das Gefühl, dass dies zumindest etwas hilft.
Zum Abendbrot gab es Wunschgemäß Kartoffel- und Zucchinispalten aus dem Ofen, dazu Köfte bzw. Mozzarella, gelbe Karotten und Gurken.
Morgen werden wir alte Matratzen in den Keller schleppen um aus ihnen eine Hüpflandschaft zu bauen. Ich bin gespannt ob das klappen wird.
Mein Wortchaos, welches einmal ein Buch werden soll ist übrigens fertig und wird gerad korrekturgelesen. Danach schicke ich es an einen Verlag und hoffe darauf, dass Simon dort ebenso überzeugt wie Manche von Euch.
Wir vermissen unseren Helden, ich mag ruhige Minuten nicht, die machen mich fast Wahnsinnig. Jetzt wo das Buch fast fertig ist (ich hab die Kapiteleinteilung vergessen), frage ich mich was ich stattdessen Abends und Nachts machen soll. Vielleicht krame ich meine Nähmaschine wieder raus. Mir graut es vor dem Ende der Woche, vor der Beisetzung. Dann ist alles so endgültig und fest. Dann ist alles so real. Ich mag nicht.
Aber jetzt denke ich an unsere mutigen Kinder. Geliebter Held, ich bin mir sicher dass Du vor stolz fast geplatzt bist. Die zwei sahen mit ihren schicken Anzügen fast wie kleine Raumfahrer aus. Ich bin mir sicher, dass Dir das auch gefallen hätte. Ich konnte es selbst kaum glauben, was unsere Kinder sich da zugetraut haben. Sie rocken, genauso wie Du es immer gemacht hast. Und ich denke, dass der starke Rückenwind, den unsere Zwei heute bekommen haben gar nicht so verkehrt ist. Vielleicht macht es den Weg, der vor uns liegt etwas einfacher. Über unsere Grenzen gehen…das können Wir! Wir denken an Dich unser Held, in ein paar Tagen feiern wir mit Dir, Für Dich und für das Leben. Rock den Himmel
Liebe Ines,
vielleicht bist Du mit Emma in das Leben von Simon getreten. Vielleicht hat er Euch eine Tür geöffnete. Hat Dir Warmherzigkeit, Liebe, Hoffnung, Zuversicht entgegen gebracht. Vielleicht war/ ist Simon ein Mann der stillen Gesten. Eben ein besonderer Mann. Zu dem man Vertrauen aufbauen konnte. Geborgenheit, Sicherheit, Verständnis und Wohlempfinden spüren, spüren dürfen
Simon, wenn ich es überhaupt sagen darf, ist ein besonderer Mensch. Ein Held, wie Du sagst.
Ja, in dieser Woche, habt Ihr die Gelegenheit Ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Mit Würde, Wertschätzung, Hochachtung.
Du wirst die Tränen, der Menschen sehen, die ihn liebten. Du wirst die versteinerten Gesichter sehen, die Trauer nicht zulassen können, noch nicht. Du wirst dort sein und fühlen.
Du hattest das große Glück einem Menschen wie Simon zu begegnen, der es Dir möglich machte, über Deine Grenzen zu schreiten. Vertraue Dir.
Hilde