#LuftballonsfürSimon; Heldenupdate

Am Freitag war es soweit, ich hatte lange nicht mehr einen so großen Respekt vor einem Tag, der vor uns liegt. Simos Abschiedsparty, Simons Beisetzung, der Tag an dem ich meinem Mann beerdigen sollte. Als er vor 5 Woche verstorben war du über Kunibert siegt, hieß es, dass dass der Tag der Beisetzung etwa 4-6 Wochen später stattfinden wird. Die Wartezeit vor dem Krematorium dauerte etwas. Damals dachte ich noch was für eine lange Zeit das sein wird und dass ich diesen „Termin“ doch so schnell wie möglich hinter mir haben möchte.

Und Plötzlich war es nun soweit und ich bin froh diese Wochen dazwischen gehabt zu haben. 39105129_220946928587604_6748613517282115584_n

Am Vorabend rief mich Silvana, die Bestatterin an um mir mitzuteilen dass der Friedwald nicht möchte dass wir die Ballons in den Himmel schicken. Die Wetterbedingungen sorgten für Waldbrandgefahr und dann wären mit Helium gefüllte Ballons höchst ungünstig. Allerdings hätte sie durchbekommen, dass zumindest die Heldenkinder ihre Ballons noch oben schicken durften. Ich brach kurz in Panik aus und versuchte noch alle „Gäste“ zu erreichen um ihnen das mitzuteilen. Gleichzeitig organisierte P., die übrigens mein Gehirn in der aktuellen Situation ist, Seifenblasenmaschienen als Alternative. unglaublich.39109113_1842886512467466_3301936158124015616_n

Am Tag der Beisetzung ist die Patentante der Einhornbändigerin angereist; die Kinder freuten sich sehr darüber. Kurz bevor sie gekommen war füllten wir die letzten Dinge in den „Geschenkekorb“ für unseren Helden. Das waren Dinge, die wir ihm zur Urne in die Grabstelle legen wollten. Blütenbläter, gesammelte Steine. Konfetti und die Einhornbändigerin hat Holzherzen in ihrem Schrank gefunden, die ich schon ganz vergessen hatte. Die wurden noch etwas angemalt. Eigentlich hatte der Heldenbruder auch solch Herzen besorgt, für Alle. Aber Emma fand am Morgen ihre eigenen. Sorry an dieser stelle, dass ich vergessen hatte das zu sagen.39004233_499644123830808_7371804961169997824_n

Es waren viele Menschen dort um sich von Simon zu verabschieden. Viele von Ihnen kannte ich, einige nicht. Am Eingang vom Friedwald stand die Collage von Simon, die ich mitgebracht hatte, und Simon selbst. Silvana begrüßte alle Anwesenden zu Simons Verabschiedung und dass wir gleich zusammen mit seiner Erinnerungskapsel zum Baum gehen werden. Tausend Dank an dieser Stelle, dass Du die Urne ebenfalls Erinnerungskapsel genannt hast. Denn so hatte ich es unseren Kindern erklärt; eine Erinnerungskapsel mit den wichtigsten Dingen und Erinnerungen vom Papa drin..  Dahinter stand das Seifenblasending, welches die Einhornbändigerin besonders toll gefunden hat. Sie hüpfte herrum und wollte jede Blase fangen. Der kleine Batman hingegen guckte sich ganz andächtig die Erinnerungskapsel mit zwei Ginkoblättern an. Silvana erzählte ihm dass ein Ginkoblatt für seine Schwester sei und eins für ihn. Damit der Papa immer an sie denkt.39065520_246794239282463_132059768926765056_n

Nach der Begrüßung spielte das Lied „99 Red Ballons“ von Goldfinger und unsere Kinder ließen ihre Ballons in den Himmel steigen. Dabei ist dieses Familienfoto entstanden. Wir sind alle drauf; alle Vier.38943685_911692375695191_5475090555069267968_n Wir sahen in den Himmel, der Wind trug die zwei Ballons tatsächlich auch in die Richtung von Simons Baum. Sie müssten sogar direkt über ihn hinweggeflogen sein. Der Förster sagte, dass das fast ein Zeichen gewesen war.38897685_2107004139370648_2039619650349694976_n

Wir liefen zur Andachtsstelle, er Förster trug Simon. zuerst lief dort der Song „Ist da Jemand“.  Das Lied hatte sich der Heldensohn gewünscht. Auch an diesem Tag hat er tapfer mitgesungen. Dort sprachen zwei alte Freunde unseres Helden. Und hier brachen zum ersten Mal sämtlche DÄmme. Die Einhornbändigerin weinte und vergrub sich in meinen Armen. Auf der anderen Seit von mir war der kleine Batman, der noch wenige Minuten zuvor recht überdreht gewesen war. Er wurde ganz still, vergrub sich in meinen anderen Arm und sagte, dass er sich manchmal wünscht auch in en Himmel zu können; nur um Papa zu besuchen. Ich heulte sowieso. Eigentlich die ganze Zeit, mal mehr, mal weniger. Immer wieder führte ich Zwiegespräche mit meinen Knien, dass die bitte nicht nachgeben sollen. Nach den Ansprachen lief „the Calling“  

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Wenig später sind wir zu Simons Baum gegangen. Der Förster hat Simons Erinnerungskapsel in sein letztes Versteck unter den Baum gegeben. Im HIntergrund lief „ich lass los“. Wieder standen dort die Bilder von Simon. Unsere Kinder schritten nach vorn und gaben ihre Geschenke zur Helden-Erinnerungskapsel. Es dauerte etwas, aber sie sollten und durften sich die Zeit nehmen, die sie brauchten. Wir gingen zur Seite, danach waren die Heldeneltern, der Heldenbruder, die Heldenschwägerin und die Heldennichten dran.38920992_275411543051597_2264491978915840000_n

Unsere Kinder gab ich in die Obhut der Patentante und meiner Mutter. Sie gingen etwas weg, dazu gesellten sich bald weitere Kinder. Alle spielten fangen und versteckten sich zwischen den vielen Bäumen.

Ich wollte nicht, dass unsere Kinder daneben stehen, falls mir Jemand sein Beileid bekunden wollte und ihnen möglicher Weise noch um den Hals fällt und sagt, dass sie arme Kinder sein, weil der Papa nicht mehr da ist. Das wissen die Zwei bereits und ich wollte es nicht bestärken. 38891239_1716094561822402_2558851526802014208_n

Alle verabschiedeten sich, einige Knieten vor dem Grab nieder, streichelten die Fotos. Das DRK war auch da, genauso wie Simons Arbeitgeber. Das waren seine anderen beiden Ehefrauen. Simon war das DRK. Simon lebte für seinen Job. Daher habte vielen Dank, dass Ihr/ dass Sie dagewesen sind. Ich denke, dass es unseren Helden sehr geehrt hätte. Ganz sicher.38866645_1775062619196389_8053006801748099072_n

Während sich alle verabschiedet hatten, stand ich nach wie vor an der Seite. Ich betrachtete was da vor sich geht. Es war so surreal, das konnte alles gar nicht sein. Wir stehen im Wald, ich hörte Vögel zwitschern und die Sonnenstrahlen pressten sich zwischen den Baumwipfeln durch. Es war schön irgendwie. Leo erzählte seiner Schwester von seiner Einhörnertheorie. Und ich stand trotzdem da, mit dem Rock angezogen, den Simon besonders schön gefunden hat. Ich stand da und sah zu wie viele Menschen sich von Simon verabschiedeten. Nicht weil er auf eine Reise fährt, sondern weil er gegen Kunibert gesiegt hat. Ich stand da und ah zu, wie mein Mann beerdigt worden ist. Das konnte alles gar nicht sein, das geht nicht. Neben mir stand Silvana, und immer wenn meine Knie kurz vor dem Versagen gewesen waren, spürte ich ihre Hand auf meiner Schulter.Im Hintergrund liefen verschiedene Lieder; Das Leben ist schön, Lieblingsmensch, der Wunsch kam von der Einhornbändigerin und Fallen

Nach knapp 3 Stunden standen wir wieder auf dem Parkplatz, unsere Kinder waren wieder gefasst. Die Heldennichten auch, der Rest versuchte es noch. Der Heldenbruder ist mit den Eltern und einem guten Freund samt Familie nochmal nach Hause gefahren. Die Heldenkinder, die Patentante, ebenfalls ein paar gute Freunde und ich hingegen fuhren, wie sollte es auch anders sein; zu einem Eisladen. Es gab einen Pinoccioeisbecher mit bunten Smarties für die Kids und jede Menge Kaffee für mich.

Etwas später trafen wir uns als Familie und die wichtigsten Freunde in Simons Lieblingsrestaurant zum Essen. Ein Grieche, der beste Grieche. Bevor es aber zum Essen ging, sahen wir ein geparktes DRK Auto, vollbeladen mit Luftballons und Karten. Ihr seid der Knaller! Viele bunte grüße sind dann doch noch in den Himmel gestiegen, weit weg von Wäldern und ähnlichem.38923583_1857095657669610_5695280377145327616_n.jpg

Alle Kinder spielten fangen, sie tobten bis ihnen die Schweißperlen auf der Stirn gestanden haben. Ich hab das gegessen, was sich Simon das letzte Mal bestellt hatte, als wir dort gewesen waren. Das war am 30.12.2017, an seinem 37. Geburtstag. Ein weiterer Besuch war dann nicht mehr möglich. In meinem Rucksack aber hatte ich einen Ehering dabei und ein Foto von ihm. so das er doch irgendwie dabei gewesen ist. Die Stimmung war entspannter als ich befürchtet hatte. Es war okay, nicht gruselig oder so. Liebster Held, es war keine Freakshow.39105900_2316461515062956_644088319503761408_n

Gegen 22.30Uhr waren die Heldenkinder sehr müde und endlich im Bett. Sie haben gut geschlafen und hatten keine Alpträume. Ich habe mit der Patentante noch bis nach 2 Uhr am Tisch gesessen und geredet.

Ich hatte die Hoffnung dass an diesem Tag einiges von mir abfällt , hoffte aber auch darauf, dass ich endlich realisiere. Von mir abgefallen ist tatsächlich etwas; die Angst vor der Beisetzung. Ich habe überlebt, wir haben überlebt. Für eine Beisetzung war es wirklich schön. Kein gruseliger Friedhof, keine traurige Musik. Simon hätte es sicher gefallen.38646915_2068322606766545_6977243998066835456_n

Vielen Dank an Alle die dagewesen sind. Danke an die Familie; für die Mitorganisation, für das Essen in Simons Lieblingsrestaurant danach und vor allem für die guten Nerven, bezogen auf die Musikwahl und mein etwas nervöses und manchmal vermutlich auch sehr anstrengendes Verhalten die Wochen zuvor. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich kein einfacher Mensch bin und auch nie gewesen bin.Ich weiß auch, dass so manche Dinge am Freitag anders waren, als es eigentlich „üblich“ ist. Daher ein Extra Danke nur für Euch. Danke an unsere Feunde; für die starken Nerven, für das Dasein und nicht alleinelassen. Danke, dass ihr alle Luftballons mitbringen wolltet und Danke dafür, dass ich mir später viele Fotos habt zukommen lassen, die Eure Himmelpost gezeigt haben.

 

Danke an Simons Arbeitgeber, dafür dass ihr dagewesen seid. Danke für die GUtscheine für eine Heißluftballonfahrt. Unsere Kinder und ich freuen uns riesig. Danke an das DRK; für die vielen Lauftballons und Karten, die ihr mitgebracht habt. Danke, dass ihr vor dem Restaurant tapfer auf uns gewartet habt und besonders Danke dafür, dass unsere Kinder den Schutzhelm vom Helden bekommen haben.39087598_527085344397682_5581467806840389632_n Danke an unsre lieben Follower, besonders Instagram war am Freitag überseht von Luftballonfotos und Mutmachnachrichten. Danke für den Pokal, den unsere Kinder behalten durften. Und zu guter Letzt…

(Achtung, jetzt kommt unbezahlte, freiwillige und von Herzen dankbare Werbung)Danke an Das Bestattungshaus Lundie, wir haben Euch nicht gefunden, sondern Ihr uns. Ihr habt Dinge möglich gemacht, die schon fast unglaublich gewesen sind. Ihr wart warmherzig und habt uns immer das Gefühl gegeben, dass Simon etwas besonders ist. Leo durfte Papas „geheimversteck“, den Sargdeckel bei Euch zu Hause anmalen.37153432_1759547887473234_666955842079162368_n Ihr habt ihm Dinge erklärt, wozu mir die Worte gefehlt haben. Immer hatte ich das Gefühl, dass ihr sehr würdig mit ihm umgegangen seid und ich bin mir sicher, dass auch ihr das eine oder andere Wort mit ihm „gewechselt habt. Ich hatte die Möglichkeit mich noch einmal von meinem Mann zu verabschieden, nachdem er verstorben war. Er sah so friedlich aus, in seinen Lieblingsklamotten. Silvana, Du hast gezaubert! Er sah nicht mehr aus wie Kunibert, es war Simon, der dort, an diesem Tag vor mir im Sarg gelegen hat. Danke dass ihr meine „Fahrt Vorsichtig“ Bitten nicht belächelt habt, als ihr Simon aus der Klinik geholt habt. Danke, dass ich immer wusste, wann er wo ist und wann was passiert.  Das alles war mehr als eine „Zusammenarbeit“ für mich, besonders der Heldensohn hat Euch und zugegeben Euern Dachboden sehr liebgewonnen. Während der Beisetzung seid ihr dagewesen; weder zu aufdringlich noch zu unsichtbar, sondern genau richtig; mit Schulterhalten und Kinderablenken. 38931989_298016147630175_2845438253329285120_nNie hätte ich gedacht, dass Bestatter so herzliche Menschen sind. Ich hätte nicht wissen wollen, wie das alles ohne Euch gelaufen wäre. Ihr wart die ersten Bestatter, mit denen ich es in meinem Leben zu tun hatte. Simon war der erste Mensch, den ich Tod gesehen habe. Es war die erste, bewusste Beerdigung für mich.  Liebes Bestattungshaus Lundie, ihr seid ein Segen für uns gewesen und ich bin mir ganz sicher, dass Simon dass genauso sieht.

9 Gedanken zu „#LuftballonsfürSimon; Heldenupdate

  1. Sprachlos , so traurig , aber trotzdem ein würdiger und wundervoller Abschied von eurem Helden . Dir und den Heldenkindern weiterhin viel Kraft. Auf der Heissluftballonfahrt seit ihr eurem Helden wieder ganz nah und doch ist er immer da wo ihr seit . Er wird voller Stolz von seiner Wolke zu euch schauen . Fühlt euch gedrückt …

  2. Ines, Du bist so eine tolle, mutige und tapfere Frau und Mutter. Du hast diesen Tag Eure Kinder, für alle Freunde und Bekannten und auch und vor allem für Simon zu etwas unvergesslichem, bunten gemacht. Ich bin sicher, es hat ihm gefallen. Und auch hier hast Du Dich wieder ganz besonders engagiert – persönlich (…und auch finanziell!) und entgegen des Gefühls, Dich am Liebsten einfach nur in ein Schneckenhaus zu verkriechen.
    Apropos finanziell: das GoFundMe und das Paypal-Konto bleiben bis Ende August geöffnet. Die Beisetzung war finanziell weit über Deinen Möglichkeiten (und es war Dir egal!) und jetzt geht das Leben als Alleinerziehende im Krankengeld ja erst richtig los. Wer kann, unterstützt Dich gerne, das haben die letzten Wochem gezeigt. DANKE EUCH ALLEN!

  3. Wenn ein Abschied „schön“ sein kann, so habt Ihr es geschafft, der Trauer Raum für EURE Gefühle zu geben. Ich war trotzdem sehr traurig beim Lesen und als ich den Lütten mit dem Helm gesehen habe, konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten.
    Ich war an diesem Tag in Gedanken bei Euch und auch wenn ich Dir Deine Trauer nicht abnehmen kann, schließe ich Dich in meine Gebete ein. Liebe Grüsse aus Mecklenburg

  4. Die letzte Seite, des Kapitel eines interessanten, spannungsreichen, hoffnungsvollen begonnenen Buch des Leben, ist geschlossen.
    Für immer.
    Stille füllt den Raum. Der Moment der Unwirklichkeit, ist greifbar nahe. Wie Selbstverloren liegt das Buch in den Händen und wartet.
    Wartet darauf ins Regal gestellt zu werden. Es kann dauern…..

  5. Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,
    von vielen Blättern eines.
    Das eine Blatt, man merkt es kaum,
    denn eines ist ja keines.
    Doch dieses eine Blatt allein
    war Teil von unsrem Leben.
    Drum wird dies eine Blatt allein
    uns immer, immer fehlen.

  6. Vor inzwischen über 4 Jahren gewann der Krebs gegen mein Herz…Alex.
    Auch er fand seinen Platz am Fuße eines Baumes im Friedwald. Ich kann deine Empfindungen so gut nachfühlen…ich habe nie eine schönere Beisetzung erlebt und irgendwie fühle ich mich dir jetzt ein wenig verbunden.
    Den Blog habe ich gestern durch Zufall entdeckt und werde ihn noch von a bis z lesen.
    Liebe Grüße

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