Auch der große Batman war mal Sechs

Es dauert nicht mehr lang und der kleine Batman feiert seinen 6. Geburtstag. Am 12.9. ist es soweit. Die Aufregung des Minihelden ist riesig. Der Tag ist etwas ganz besonders.

Als ich in der 24. Woche schwanger gewesen war, haben wir erfahren dass es Kunibert sich im Heldenkörper gemütlich gemacht hatte. Seit dem war unser Held oft in der Klinik. Der kleine Batman kam per geplantem Kaiserschnitt zur Welt, damit wir sicher gehen konnten dass Simon unseren Sohn noch vor der ersten Hochdosischemotherapie sehen  und sogar bei der Geburt dabei sein kann. Es war knapp, aber es klappte. Zwei Tage nach der Geburt musste unser Held auf die Isolationsstation, weil er Fieber bekam. Am Tag meiner Entlassung aus der Klinik schmuggelte ich den Heldensohn in die Klinik, in den Vorraum damit es nicht allzu gefährlich war. Wenig später folgte die erste Hochdosischemo des Helden.IMG1146

Die ersten Monate verbrachten die Heldenkinder und ich allein zu Hause, nach anfänglichen Schwierigkeiten in Form einer fiesen Wochenbettdepression sind wir zusammengewachsen und wurden ein recht gutes Team, denke ich.IMG_20130516_114518

Der kleine Batman kannte bis zum 6.Juli 2018 ein Leben ohne Kunibert nicht. Der 6. Geburtstag des Heldensohnes ist daher so besonders. Nicht nur weil es der erste ohne Papa sein wird, sondern auch weil es der erste Geburtstag ohne Kunibert ist. Noch nie zuvor gab es dies für unseren Sohn. Das ist tragisch aber irgendwie auch befreiend zugleich. Kein Geburtstag der Kinder wird mehr von Kunibert überschattet. Leo wünscht sich dieses Jahr kein „neues Blut“ für unseren Helden, er wünscht sich Playmobil, Lego und Batmansachen. Er wünscht sich Dinge, die sich Kinder in seinem Alter wünschen sollten.P1030199

Ich merke, dass der kleine Heldensohn kämpfen muss. Er spielt im Moment weniger mit anderen Kindern, weil er es ungerecht findet dass die noch einen Papa haben. Ich versuche ihm zu erklären, dass das was uns passiert ist, sich ganz furchtbar anfühlt. Trotzdem wünschen wir Niemand Anderem auf dieser Welt das Gleiche. Es ist ungerecht, das stimmt aber jetzt müssen wir irgendwie lernen damit zurecht zukommen. Simon wird in letzter Zeit häufiger von den Kindern thematisiert, wenn auch immer nur kurz. Leo hofft dass er dort oben viele Freunde gefunden hat und der „alte Opa“ ihn erkannt hat, damit er nicht so alleine ist. Emma sagt, dass sie traurig ist, aber froh dass unser Held keine Schmerzen mehr haben muss. Beide Kinder äußern immer wieder dass sie nun keine Angst mehr haben, dass der Papa sterben muss. Und diese Angst nicht mehr zu haben fühlt sich „frei im Kopf“ und „nicht mehr Horrorfilmartig“ an. Vermissen tun sie dennoch sehr.

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Dann gibt es Tage, da ist der kleine Batman ganz aufgedreht und sagt mir ununterbrochen wie ich an seinem Geburtstag das Haus schmücken soll. Überall müssen Luftballons sein und Girlanden, Auch draußen. Am besten welche mit Batman. Er möchte ein Geburtstagsshirt (ich werde heute Abend das erste Mal seit über einem Jahr meine Nähmaschine wieder anmachen…) tragen und leckeren Kuchen essen. Eis soll es auch noch geben; Karamell mit bunten Streuseln. Seine Lieblingsmusik möchte er hören (Adel Tawin), den ganzen Tag lang. Und er will viele Luftballons in den Himmel schicken, mit einer Girlande dran und einem kleinem Säckchen, welches mit Kuchenkrümeln gefüllt ist. Damit der Papa mitfeiern kann.40160020_2079072398792781_2756983255839277056_n

Und dann fällt ihm der Geburtstag seiner Schwester ein und auch die Postflut, die es an diesem Tag gegeben hat. Erinnert ihr Euch? Und nun kommt ihr erneut ins Spiel… Über Facebook kamen bereits einige Fragen nach der Postadresse. Falls ihr also Lust und Zeit habt, der kleine Heldensohn würde sich bestimmt freuen. Unsere „Postadresse“ ist nach wie vor die Gleiche

Mrs. Sporty

z.H. Ines „Papa hatte Krebs“

Achillesstr. 60

13125 Berlin

 

Auch dieses Mal bitte ich Euch, in Euern Karten oder Briefen das Thema Kunibert außenvor zulassen. Es ist der Tag vom kleinem Batman; der Tag vom starken Batman. Er möchte nicht vorgelesen bekommen, dass er ein „armes Kind“ ist, sondern wie toll es ist, dass er nun endlich 6 Jahre alt ist. Unser Heldensohn freut sich auf die Schule nächstes Jahr, denn wenn man 6 ist, geht das nämlich auch. Er freut sich auf seinen Schulranzen und darauf kein Kitakind mehr zu sein. Im Moment platzt er fast vor stolz, dass nun ein Vorschulkind; ein Maxikind ist. Ein großer Junge mit ganz viel Mut und noch mehr Herz.20170810_133210

Ihr Lieben, wenn ihr wollt macht mit. Wir freuen uns über eine zweite Postflut zum ersten Geburtstag ohne Kunibert.

Vielen dank ihr Lieben!39913540_369466313593876_8046260048076210176_n

 

5 Gedanken zu „Auch der große Batman war mal Sechs

  1. „Beide Kinder äußern immer wieder dass sie nun keine Angst mehr haben, dass der Papa sterben muss. Und diese Angst nicht mehr zu haben fühlt sich „frei im Kopf“ und „nicht mehr Horrorfilmartig“ an.“ Dieser Satz hat mir Gänsehaut gemacht. Habe ich genau so erlebt, als mein Vater, nach schwerer Krebserkrankung, aber dennoch völlig überraschend, gestorben ist. Ich habe das bis vor fünf Minuten verdrängt. Alles Liebe für euch!

  2. Beide Kinder sind so toll und ihr könnt zu Recht, stolz auf sie sein . Jeder ist eine ganz bewundernswerte Persönlichkeit . Der kleine Batman ist stolz – das kann ich gut nachvollziehen- auch hier haben wir ein „Schulkind“im Kindergarten und ist ganz stolz zu den Grossen im Kindergarten zu gehören . Es werden Schultüten ausgesucht , die ich ihr nächstes Jahr nähen soll , damit sie , sie anschließend als Kissen im Bett benutzen kann . Da du auch nähst, wäre das nicht was für Leo ? Und Post wird der grosse/kleine Mann auf jeden Fall bekommen . Rockt den Tag ihr drei…

  3. Liebe Ines, welche Kleidergröße hat denn Leo aktuell, die Schuhgröße eingeschlossen? Ich bin schwer beeindruckt, wie ihr euren Alltag meistert. Du machst das ganz toll!

    Ganz liebe Grüße

    Sabine

    1. Liebe Sabine, hab vielen Dank. Der kleine Batman trägt Größe 122/128 und die Schuhgröße 29. Ich meistere unseren Alltag gar nicht so sehr, ich glaube manchmal dass ich hier anders wirke, als ich es in der Realität tatsächlich bin

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