Unsere Kinder dürfen das

In unserem letzten Wochenendpost zeigte Euch der Heldensohn, wie er mit seinem Taschenmesser handtierte. Daraufhin kamen ein paar Nachfragen, seit wann er ein eigenes Messer besitzt, ob das nicht zu gefährlich sei. (Bevor nun gleich eine Riesendisskusion entfacht wird, nein es waren keine Vorwürfe nur Fragen)
Also, der kleine Batman besitzt ein eigenes Taschenmesser, genauer gesagt sind es sogar zwei. Die Einhornbändigerin ebenso. Ich weiß gar nicht mehr so genau wann unsere Tochter ihr messer bekommen hat, ich glaube es war auch mit 5 oder 6. Leo bekam sein erstes letztes Jahr zum Geburtstag, dieses Jahr dann ein etwas größeres mit mehr Schnick Schnack dran.

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Das erste Taschenmesser war ein Kindermesser, scharf war es trotzdem. Es hatte aber keine abgerundete Spitze, es war nur handlicher für die Kinderhand. Mit Runden Spitzen hatte ich in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen bei der Heldentochter gemacht. Sie sind scharf, weil sie mit stumpfen Messern nicht schnitzen könnten. Sie sind scharf, weil ich der Überzeugung bin, dass von stumpfen Messern eine größere Gefahr ausgeht, zumindest wenn ich an mich und die Küche denke.
Beide Heldenkinder dürfen diese Schätze nur unter Aufsicht verwenden, sie liegen nicht in den Kinderzimmern und es gibt ganz klare Verhaltensregeln. Wer diese Regeln missachtet, hat kein Taschenmesser mehr.
Auch der keine Batman geht für gewöhnlich sehr sorgsam damit um. Allerdings kann es, wie am Wochenende, passieren, dass er sich verletzt. Bisher waren es immer nur kleine Kratzer. Es ist ähnlich wie beim Fahrradfahren lernen oder Fußballspielen; passieren kann immer etwas.
Der Held und ich haben unseren Kindern schon immer recht viel Freiraum gegeben, zumindest solang, wie sie sich auch an die Regeln halten. Wir packten unsere Minihelden nie in Watte, sie durften sich ausprobieren um festzustellen, ob es ihnen gefällt oder eben nicht.20130425_171240
Emma klettert gern auf Bäume, schon immer. Gefallen ist sie noch nie. Der kleine Batman traut sich das nicht und wollte lange, dass ich ihn irgendwo draufsetze, wenn er nicht hochgekommen ist. Das habe ich nie gemacht. Ich vertraute den Körpern meiner Kinder, wenn sie sich etwas nicht zugetraut haben, dann hatte dies sicher auch einen Grund. Das gilt im Übrigen auch für Spielplätze. Ich habe keines der Kinder auf eine Rutsche gesetzt oder auf ein Gerüst. Ich leistete Hilfestellungen, aber klettern mussten sie allein. Wenn etwas nicht klappte, dann waren sie noch nicht soweit. Schaukeln ging auch erst, als sie auf den Sitz gekommen sind. Der Erfolg es allein geschafft zu haben, machte es gleich noch viel schöner.
Die Einhornbändigerin hat einen Bogen, inzwischen auch mit echten Pfeilen. Auch dieser wird nur unter Aufsicht und auf dem Feld mit Zielscheibe benutzt. Auch hier gibt es klare Regeln, die es einzuhalten gilt.33115009_1689782751116415_3508948294686474240_n
Die Heldentochter darf sich frei bewegen, wenn etwas sein sollte hat sie ein Telefon um mich anzurufen. Kommt sie nicht zur verabredeten Zeit nach Hause, wird dieses Privileg eingeschränkt. Ich weiß für gewöhnlich aber immer wo und mit wem sie unterwegs ist.
Wenn sie etwas backen möchte, bedient sie den heißen Ofen. Leo hilft mir oft beim Gemüse und Obst schneiden, dass Messer ist dann auch nicht stumpf.IMG_20180225_131615_863.jpg
Unsere Kinder sind dennoch, oder vielleicht gerade deswegen vorsichtig und umsichtig. Sie wissen was sie sich zutrauen können und was besser noch nicht. Kleine Verletzungen bleiben dabei nicht aus. Aber wie sollen sie lernen sich und ihrem Körper zu vertrauen, wenn ich ihnen permanent die Verantwortung für Handeln abnehme? Selbstverständlich achte ich beim kleinem Batman noch etwas mehr darauf, dass er sich nicht überschätzt. Aber eigentlich passiert dies nur selten.
Meine Kinder dürfen nicht alles, lange nicht. Ich bin der „Bad Cop“, Simon war immer der „Gute“. Einen großen Teil aber lasse ich die Kinder mit entscheiden. Sie sollen sich ausprobieren können. Wenn ich das Gefühl habe, dass das mit der Selbsteinschätzung doch nicht so klappt, dann suchen wir nach einem Kompromiss. Der kleine Batman zum Beispiel möchte allein mit Toffee Gassi gehen. Der Hund ist eine französische Bulldogge, die zwei sind sehr eng verbunden. IMG_20171101_195353_043.jpgVor Allem aber war dieser Hund für Leo ein Fenster zur Welt, seit dem er da ist hat unser Sohn deutlich weniger Probleme in der Sprache und im sozialen Miteinander. Leo trägt da nämlich auch ein kleines Päckchen mit sich. Aber allein mit dem Hund darf er nicht gehen. Toffee und Leo wiegen fast gleich viel, Toffee liebt andere Hunde, besonders wenn es Mädels sind. Leo hätte vermutlich wenig Chancen ihn zu halten und könnte nicht abschätzen wie er sich verhalten sollte.
Unser Heldensohn darf auch nicht allein überall hin. Dafür ist er noch zu klein. Dafür aber darf er mit seinem geliebten Schnitzmesser umgehen, mir beim Lagerfeuer anmachen helfen oder aber seit Neustem doch auf irgendwelche Dinge drauf klettern oder Abhänge hinunter kriechen. Ich muss gestehen, dass es bei beiden Kindern Momente gibt, in denen mein Herz rast und ich am liebsten die Augen schließen würde. Denn ich habe Angst, dass doch etwas passieren könnte. Aber im Grunde meistern die Zwei das ganz, ganz großartig. Trotz Kratzer an der Hand vom Messer. Mit den Hunden gehen wir zusammen raus, er darf Toffee an der Leine halten bis wir auf dem Feld sind. Wenn uns ein interessanter Hund entgegen kommt, übernehme ich. Unsere Bulldogge denkt nämlich hin und wieder dass er Goliath sei.40760808_2043974739247491_7396679006566744064_n

 

2 Gedanken zu „Unsere Kinder dürfen das

  1. Super Einstellung! Und ich glaube jeder Mutter bleibt mal kurzzeitig das Herz stehen. Wie sollen sie Gefahren einschätzen lernen wenn man ihnen alles verbietet? Und das Handling mit Messern bzw Pfeil und Bogen unter Aufsicht zu lernen ist mit Garantie um einiges sicherer, als wenn sie es heimlich machen!
    Geniesst das schöne Wetter mit euren Hunden, alles Liebe….

  2. Du machst das genau richtig , ich finde Kinder müssen ihre Grenzen entdecken und dann auch mit Kratzer und blauen Flecken aus diesen Erfahrungen lernen . Klar bleibt einen als Mutter das Herz stehen und man mag nicht hin sehen , aber ich denke das hilft auf dem Weg zur Selbständigkeit der Kinder. Nur du kennst deine Kinder und weisst was du ihnen zutrauen kannst und was nicht .
    Beide sind tolle Kinder auf denen du und dein Held stolz sein könnt . LG

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