Ablenkungsmanöver; unser Wochenende

Dieses Wochenende hatte es in sich. Die Sehnsucht nach unserem Helden, nach dem Papa war groß, und es galt, sich abzulenken, damit die Sonnenstrahlen draußen auch zu uns durchdringen konnten.

Am Freitag aber hatte ich zunächst kinderfrei. Die Woche war schier endlos, ich hatte zig Termine, vieles war liegengeblieben. Am Vormittag bin ich zu meiner Arbeit gefahren, da mir ein wichtiges Schriftstück fehlte. Ich war nervös, seit einer gefühlten Ewigkeit war ich nicht mehr da. Der Weg dauerte ca. 70 Minuten mit der S-Bahn, von Station zu Station wuchs meine Nervosität.

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Mein „Chef“ aber begrüßte micht freundlich mit den Worten „Willkommen zurück, auch wenn es nur kurz ist“. Er erzählte von den neusten Veränderungen und Plänen. Es war so, als wenn ich gar nicht weggewesen wäre. Ich tauchte für kurze Zeit in mein altes Leben ein, beide Knie hielten stand, atmen konnte ich auch. Ich traf meine Kollegen, einige Treffen waren gut, andere eher schwierig. Nach zwei Stunden bin ich wieder gegangen. Wann und in welchem Umfang ich dort zurückkehren werde, um zu arbeiten, weiß ich noch nicht. Noch geht das nicht, auch wenn ich mir dabei total doof vorkomme. Ein besonders toller Arbeitnehmer bin ich im Moment nicht. Im Moment bin ich daran, unsere anderen Baustellen zu bearbeiten, meinen Kopf wieder zum Denken zu bekommen und die Kinder abzufedern.

Auch war ich bei der Lohnsteuerhilfe, weil es da noch einige Fragen gab. Ich hab im Moment nur wenig Platz für Gedanken an unsere Steuererklärung für 2017, allerdings muss ich die zeitnah machen. Zum Glück gibt es diesen Verein!

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Die Einhornbändigerin verbrachte das Wochenende bei Papa 1, der kleine Batman übernachtete bei seinem besten Freund. Ich war tatsächlich an diesem Abend ohne Kind. Zuvor überlegte ich, abends wegzugehen. Es war aber so, wie schon hin und wieder zuvor in den letzten Monaten. Eigentlich hab ich Lust, aber wenn es soweit ist…naja, dann nicht mehr. Statt dessen tätigte ich eine Grundreinigung in unserer Küche und im Bad. Das war zwingend nötig. Die eine Ablage im Badezimmer war so vollgeräumt, dass ich schon gar nicht mehr wusste, wie die Fliesen darunter ausgesehen haben.

Jetzt sehe ich sie wieder. Und ich fand ein letztes Medikamenten-Überbleibsel. Ich dachte eigentlich, dass ich sämtliche Heldenmedikamente, Tabletten, Säfte und Spritzen bereits entsorgt hatte. Es war knapp ein blauer Müllsack voll, den ich in der Apotheke abgegeben habe. Diese Pillendose aber hatte ich vergessen. Simon bereitete seine Medikamentenration immer für zwei Tage vor und stellte sie in den Badezimmerschrank nach ganz oben, in die hinterste Ecke. (Schrank ist abschließbar)

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Der Rest lagerte im Keller, so dass immer gewährleistet war, dass die Kinder nicht drankommen. Er muss es vorbereitet haben, an dem Morgen bevor er in die Klinik ging. Ich setzte mich an unseren Tisch und starrte diese Pillen an. Ich ließ sie auf dem Tisch stehen und schrubbte die Küche, jede Fuge einzeln. Ich sortierte, beschallte mich mit Musik und schrubbte.IMG_20181012_195300_376.jpg Die Medikamente kippte ich in eine andere Dose und bringe sie Montag auch zur Apotheke

Am Abend hatte ich ein spontanes Date mit meiner Kuschelhose und zwei coolen Kerlen; einer hieß Ben der andere Jerry. Zuckerfrei machte kurz Pause.

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Am Samstagmittag kam der kleine Heldensohn zurück. Er war recht traurig und vermisste unseren Helden besonders doll. Wir überlegten zusammen, was wir nun tun könnten, damit das traurige Gefühl vielleicht ein bisschen weniger wird. Leo entschied sich dafür, mit seinen Bausteinen zu bauen. Ich baute mit, obwohl ich eine absolute Niete in diesem Thema bin.

Der kleine Batman baute ein Raumschiff und einen Park, in dem gepicknickt wurde. Ich ein langweiliges Haus. Wir befüllten die Pillendose mit positiveren Dingen als Medikamente. Wir füllten sie mit Leben zum Mitnehmen.

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Danach gab es einen kleinen Snackteller. Ich versuchte währenddessen, Luft in die Reifen des Kinderfahrrades zu bekommen, geglückt ist es nicht. Dieses Ventil ist total merkwürdig. Kennt sich jemand aus damit und wohnt zufällig in der Nähe? Bis zum Frühjahr muss das Rad noch reichen, dann wird es wahrscheinlich Zeit für ein größeres.

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Da wir das Fahrrad stehen lassen mussten, ging es mit dem Roller zum Eisladen. Die neue Legodose/ Pillenkiste wurde vorn ins Lenkerkörbchen gepackt und auch mitgenommen. Die Sonne schien herrlich, wir brauchten keine Jacke, es wurde Zeit für Eis.

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Von dort wollten wir direkt weiter zu einem Latein-Amerikanischen Fest im Gemeindehaus. Dort waren wir zuvor noch nie. Am Eisladen trafen wir einen Freund vom Batman samt Mama. Da die Mama noch etwas abholen musste, beschlossen wir spontan, den Batmanfreund einfach mitzunehmen.

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Das Fest war schön, die Jungs machten zuerst den Spielplatz unsicher, um sich danach mit Waffeln am Stiel zu stärken. Sie rutschten die ganze Zeit, spielten mit Luftballons, saßen am Lagerfeuer oder spielten fangen.

Die Stimmung stieg, das Lachen kehrte zurück. Abendbrot haben wir dort gegessen, Buffet sei Dank.

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Irgendwann wurde es dunkel und wir machten uns langsam auf den Heimweg. Es glich einer Nachwanderung, als wir im Dunkeln am Feld entlangliefen. Über uns schien der Mond, Leo meinte dass Papa uns den Weg leuchtet, weil es hier keine Laternen gibt. Er erzählte, wie sehr er unseren Helden vermisst, dass die Krankheit doof ist und er gar nicht glauben kann, dass Simon nie wieder zurückkommen wird. „Ach Papa, ich vermiss Dich so, danke dass Du uns den Weg leuchtest“. Der kleine Batman meinte aber auch, und das zum aller ersten Mal, dass es unserem Helden im Himmel bestimmt besser geht als in der letzten Zeit „hier unten“. Wir redeten auf dem gesamten Rückweg von etwa 30 Minuten zu Fuß über Simon. Kurz bevor wir zu Hause angekommen waren, leuchteten die Laternen wieder und wir sahen den Mond nicht mehr. Leo begrüßte die Hunde, die bereits auf uns gewartet hatten.

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Heute Vormittag sind wir nach einem schnellen Frühstück zu einem offenem Kindersportangebot gegangen.

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Das ist jede Woche Sonntag in der Turnhalle, nicht weit von uns. Früher waren wir oft dort, dann aber nicht mehr. Ich weiß auch nicht warum eigentlich. Da dieses Wochenende aber auf einer schwierigen Gefühlsebene vor sich hin kroch, entschied ich mich dafür, es einfach nochmal auszuprobieren. Früh genug wach waren wir sowieso, also standen wir um 10 Uhr in der Halle. Es waren verschiedene Dinge aufgebaut, unter anderem ein Hindernisparcours, Fußballtore, Tischtennisplatten und einige andere Sachen. Dem kleinem Batman hat es gut gefallen, er verausgabte sich nahezu.

Gegen Mittag sind wir wieder gegangen und haben zu Hause weiter Lego gebaut. Später wünschte sich der kleine Heldensohn, dass wir doch Minikuchen backen könnten, am besten Zitrone. Dabei verwandelte er die Küche in ein Schlachtfeld, das Ergebnis aber konnte sich sehen lassen, lecker schienen sie auch zu sein.

Während ich versuchte, die Teigreste von der Wand zu kratzen, ist Leo nach nebenan gegangen, um mit seinen Cousinen zu spielen. Etwas später spielten alle bei uns. Leo war beschäftigt und ich konnte mich um die Wäscheberge und Co kümmern.

Der Garten muss auch langsam Winterfest gemacht werden…mal sehen.

Zum Abendbrot gab es Einkornnudeln mit Zitronengemüsesoße und Fischstäbchen.

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Während ich gekocht habe, bereitete ich gleich die Frühstücks- und Vesperdose für die Kita morgen vor.

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Wir mögen Wochenenden, es sind die Tage, an denen keine Termine anstehen und wir Zeit haben. Aber genau diese Zeit bringt hin und wieder auch traurige Stunden mit. Aber ich denke, dass wir die letzten Tage ganz gut improvisiert haben. morgen ruft der Alltag wieder. Kommt gut in die Woche ihr Lieben.

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4 Gedanken zu „Ablenkungsmanöver; unser Wochenende

  1. Es kann sein, dass an dem Fahrrad Autoventile dran sind (kein Scherz!). Da kommst du mit einer normalen Fahrradluftpumpe nicht weit, sondern brauchst entweder eine Ballpumpe mit verschiedenen Adaptern oder kannst an Tankstellen Luft aufpumpen…

    Schöne Grüße,
    Nadine

    1. Den gleichen Gedanken hatte Miss auch…
      … nur an der Tankstelle aufpassen mit dem Höchstdruck. Miss hatte sich dieses Jahr einmal verlessen und statt 2 bar 4 drauf gemacht, das gab einen gehörigen Knall 😉
      …mit blauen 🐘 Grüßen

  2. Wirklich kein Scherz! Max. Luftdruck steht auch immer auf den Reifen.
    Ihr macht das gut alle zusammen. Oder Du Ines? LEBEN !!!
    Gruesse aus dem Land der Trolle!

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