Wenn die Hormone überhand nehmen; Hilfe das Kind ist in der Pubertät

Seid etwa einem Jahr zeichnete es sich bereits ab, die Einhornbändigerin kommt in die Pubertät. Seit einem Jahr legt sie plötzlich mehr Wert auf ihre Kleidung, Rosa wurde out, Schwarz und Violett wurden hipp. Kleinere Zickereien und hin und wieder eine Nullbock- Phase unterstrichen unsere Vorahnung.

Simon und ich fürchteten uns schon fast vor dem Tag, an dem wir feststellen werden, dass Jungs (oder Mädchen) plötzlich interessanter werden als ihre Kuscheltiere.  An einem Abend, etwa vor 1,5 Jahren hat unser Held den Kindern eine Gutenachtgeschichte vorgelesen: Ariel, die Meerjungfrau. Irgendwann kam die Stelle mit der bösen Seehexe Ursula. Dann wurde es witzig, Simon versprach sich, er sagte nicht „Seehexe“ sondern „Sexhexe“. Emma brach in einen Lachkrampf aus, sie rollte sich hin und her. Sie lachte und lachte. Leo saß verständnislos daneben und verstand die Welt nicht mehr. Die Gesichtsfarbe von unserem Helden glich einer Tomate. Die Einhornbändigerin erzählt auch heute noch sehr gern, mit einem breiten Grinsen im Gesicht von diesem Moment. Ich fragte sie damals ob sie mir erklären könnte was eine „Sexhexe“ ist. „Na klar“, kicherte das Kind.

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Seit einigen Wochen ist nun das eingetreten, wovor Simon und ich immer Respekt hatten. Nur dass wir da jetzt irgendwie zu Dritt durch müssen. Zuerst wurden aus den kleinen Zickereien ausgewachsene Wutanfälle, für mich teilweise nicht nachvollziehbar. Emma war plötzlich näher am Wasser gebaut und fand vieles „extrem ungerecht“. Sie fing an, in Abkürzungen zu sprechen: „LOL“ „OMG“ und ähnliches. Beliebt sind im Moment auch Sätze wie „das ist voll nice“ oder „das war voll, heftig, krass“

Von der Schule kommt sie nun nicht mehr direkt nach Hause, sondern trifft sich mal mit Freundin X oder Freund Y. Zuhause fragt sie ständig nach ihrem Handy, sieht sich Youtube Tutorials an und kann inzwischen deutlich besser schminken als ich.

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Wenn wir Morgens zusammen zum Bus gehen, trennen sich dann unsere Wege. Ist keine Freundin dabei, besteht sie auf einen Abschiedskuss, ist eine Freundin in Sichtweite, winkt das große Kind von Weitem und ruft „Bye Bye, bis später“

Ihr Radius, in dem sie sich bewegen darf, hat sich deutlich vergrößert, zumindest solang sie via Handy erreichbar ist und sich an Absprachen hält. Wenn wir zu dritt unterwegs sind, wird sie oft rot, weil der Unsinn, den ihr Bruder treibt, generell „total peinlich“ ist. Ich bin auch ab und zu peinlich.

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Ich habe in der letzten Zeit hin und wieder ein Smartphoneverbot aussprechen müssen, die gute Laune danach könnt ihr Euch sicher vorstellen. Damit Emma trotzdem erreichbar bleibt oder sich melden kann, wenn etwas ist, gibt es ein Ersatztelefon. Ihre Freude hält sich in Grenzen. Als ich ihr gezeigt habe wie T9 funktioniert, sah sie mich an, als würde ich ihr gerade das Morsen beibringen.IMG-20181011-WA0008.jpg

Wenn es bei uns zu Hause kracht, so richtig doll, schließe ich sofort alle Fenster…. die Einhornbändigerin stampft dann die Treppe nach oben in ihr Zimmer, knallt alle Türen, die ihr in den Weg kommen. Reagiere ich nicht, schleicht sie die Treppe wieder runter, nur um nochmal nach oben zu stampfen. Dort schreit sie dann, dass ich eine gemeine Mutter bin, und alle anderen Mütter viel „entspannter“ sind. Am Anfang bezog ich das sehr auf mich, bin hinterher und wollte ruhig mit ihr reden. Das klappte natürlich nicht, stattdessen schaukelte sich die Stimmung immer weiter hoch.

Mittlerweile warte ich ab und zähle innerlich bis 10, mehrfach. Irgendwann kommt unsere Heldentochter von allein wieder runter, dann können wir reden. Vorher macht das in unserem Fall keinen Sinn.

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Manchmal fühlt sie sich „total cool“ und findet, dass sie schon viel zu groß für manche Dinge ist. Das Taschenlampenkonzert war ein gutes Beispiel. Am Anfang saß sie gelangweilt auf der Bank, tanzte später aber richtig mit und fragte auf dem Rückweg ob wir nächstes Jahr wieder hingehen.

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Sie findet in einem Moment, dass sie zu erwachsen für Spielzeug ist und Leos Verhalten manchmal „voll peinlich“ ist. In der nächsten Minuten sitzen beide zusammen im Kinderzimmer und bauen eine Playmobilwelt auf, spielen Fußball oder sie nimmt ihn an die Hand, um ihm seine zukünftige Schule zu zeigen.

Unsere Einhornbändigerin sollte noch nie auf ihren Bruder aufpassen, auch nicht nur kurz. Sie sollte nicht der Babysitter sein oder ihn bespaßen, damit ich andere Dinge im Haus machen kann. In letzter Zeit aber fordert sie das richtig ein, weil sie doch schon „so groß“ ist.

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Plötzlich möchte sie auf ein Adel Tawil Konzert oder zu Tim Benzko. Bis vor kurzem hörte sie noch Bibi Blocksberg. Es stehen jetzt Deo und Antipickelcremes in ihrem Zimmer.

Und: wir führen Gespräche, die geführt werden müssen. Gespräche über monatliche Dinge, die jede gesunde Frau zu erwarten hat. Gespräche darüber, was das bedeutet. Gespräche, in denen es mir manchmal schwer fällt, Worte über meine Lippen zu bringen. Emma ist jedes Mal peinlich berührt, fragt aber trotzdem nach, ob wir morgen weiter reden können.

Plötzlich sagt sie mir, dass sie die schwedische Modekette mehr mag, als die Firma mit dem Pfeil.

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Ihr Wutausbrüche überfordern nicht nur mich hin und wieder. Vor Allem sie selbst scheint manchmal nicht zu verstehen warum das passiert. Es scheint wie eine Welle über sie zu kommen, sie zu übermannen und ahm zu legen. Allerdings ist sie in der Lage zurückzurudern, zumindest dann, wenn ich nicht mit erhobenem Zeigefinger neben ihr stehe. Letzteres kommt aber durchaus auch vor, zum Beispiel dann, wenn sie sich verweigert ihre Hausaufgaben zu machen. Das ist ein Punkt, bei dem ich zu keiner Diskussion bereit bin.

Trotz dieser „Vorfälle“ ist die Einhornbändigerin noch immer ein sehr soziales Kind. Ich kann mich immer noch auf sie verlassen, wenn wir Absprachen haben und ihr zum Teil sehr ausgeprägtes soziales Engagement sucht seines Gleichen. Ihr Ehrgeiz ist geblieben, nur muss sie manchmal daran erinnert werden.

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Liebe Familien mit „Pubertieren“ zu Hause. Bleibt stark, bleibt standhaft, bleibt tapfer, bleibt konsequent aber vor allem; bleibt liebevoll. Je mehr die Kinder ausflippen, desto mehr sind sie selbst davon überfordert. Mir fällt das ruhig bleiben manchmal wirklich schwer und zugegeben klappt das auch nicht immer. Ich versuche Emmas Grenzen ernst zu nehmen, bekomme ich ein Abschiedsküsschen freue ich mich, wenn nicht ist das auch okay. Bin ich peinlich, ist das okay. Das ist ja irgendwie auch mein Job. Ich bin nicht Emmas Freundin, ich bin ihre Mama. Ich hoffe, dass wir weiterhin eine vertrauensvolle Beziehung miteinander führen können, aber ihre Freundin bin ich trotzdem nicht.

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Ich schütze wo es nötig ist und versuche loszulassen wo ich kann. Die Pubertät fängt grad erst an, der Höhepunkt kommt erst noch. Ich hoffe, dass auch ich da irgendwie reinwachse. Ich hoffe dass ich entspannt genug bleibe, wenn unsere Tochter mit seltsamen Klamotten, bunten Haaren oder vollgeschminkt nach Hause kommt. Ach hoffe ich, dass dieses Markenbewusstsein noch etwas weiter auf sich warten lässt. Vor Allem aber hoffe ich dass Emma ihr Ding macht. Sich nicht zu sehr von anderen Meinungen und Vorlieben beeinflussen lässt.  Ich hoffe dass sie Mutig genug sein wird auch Nein sagen zu können.

Ich bin gespannt, was da noch auf uns zukommen wird. Jede Menge vermutlich.
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3 Gedanken zu „Wenn die Hormone überhand nehmen; Hilfe das Kind ist in der Pubertät

  1. Liebe Ines,
    Ich musste ziemlich schmunzeln bei dem Beitrag. Wir haben noch kein Pubertier sondern noch ein Kleinkind in der Trotzphase. Aber ich erkenne Parallelen 😉
    Ich möchte Dich aber gern noch für Folgendes Thema sensibilisieren: wie siehst Du denn eigentlich die Privatsphäre Deiner Kinder? Wissen Sie über alles Bescheid was Du postest und sind sie mir der Veröffentlichung aller Bilder einverstanden? Klar, Ihr steht oder standet in der Öffentlichkeit, nicht zuletzt wegen der Berichterstattung in den Medien.
    Jetzt ist diese Öffentlichkeit aber selbst gewählt und Du solltest Dir bewusst sein, dass alle Freunde und Schulkameraden Deiner Kinder auch diese Posts lesen können. Und später vielleicht auch potentielle Arbeitgeber (das Internet vergisst nichts). Natürlich hast Du nichts Schlechtes oder Falsches geschrieben, aber Kinder sind manchmal grausam und könnten die Informationen aus Deinen Posts irgendwann mal missbrauchen und Deine Kinder sogar mobben.
    Bitte versteh mich nicht falsch, aber bitte denke darüber einmal nach. Viele Grüße, Andrea

  2. Ich wünschte, wir hätten hier auch so ein Pubertier. Wir können gute , vertrauensvolle Gespräche führen, sie (15 ) hat ihren ganz eigenen Stil entwickelt ( der so gar nicht meins ist, aber bei ihr total cool aussieht). Aber ansonsten ist hier die Pubertät langweilig. So ganz anders, als ich es war. Sicher ist das dem Umstand geschuldet, dass der Papa hier auch ein Muliples Myelom hat. Und es ihm oft sehr schlecht geht. Da ist sie dann sehr introvertiert. Wenn sie dann aber mit Freunden chattet und ich sie in ihrem Zimmer lachen, tuscheln, albern höre, geht mein Herz auf. Ich wünsche mir hier überschäumende Gefühle, mit Türen knallen und allem, was dazu gehört. Obwohl – einmal hat sie mir schon gesagt, ich sei doof. 😂😂😂Fand ich gut.

  3. Ich habe schon ein großes Pubertier(18), aber bei meinem Sohn verlief es recht friedlich.
    Ich hatte mir mal das Buch von Jan Weiler ausgeliehen, fand mein Sohn gar nicht lustig, ich schon.Bei ihm ändern sich Essgewohnheiten ständig und Sachen kauft er sich mittlerweile selber.Er ist schon immer eher ruhiger gewesen und das hat sich etwas verändert.
    ich glaub Mädchen machen da diese Zeit intensivere Veränderungen durch. Wenn ich an meine Zeit denke, bedaure ich heute noch meine Eltern.Da ist mein Kind ein echtes Goldstück.Man braucht viel Geduld und Nervenstärke und genießt die kindlichen Momente dazwischen.
    Jungs brauchen aber auch länger als Mädchen, nämlich bis 21.

    Fühl dich gedrückt Heldenmama🙋🌻

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