Emotionales Overload; unser Wochenende

Unser Wochenende startete recht ruhig. Die Einhornbändigerin verbringt die erste Ferienwoche bei der Oma in Bayern. Mit dem vielen Platz dort, noch mehr Tieren und dem großen Bauernhaus kann ich hier nicht mithalten. Emma ist sehr gern dort.

Der kleine Batman verbrachte die Nacht auf Samstag spontan bei seinem besten Freund, ich hatte somit also sturmfrei. Nach einigen Erledigungen am Vormittag bin ich das erste Mal allein zu Simon in den Friedwald gefahren. Es war das erste Mal ganz ruhig um mich herum. Das Wetter war nicht besonders gut, trotzdem setzte ich mich vor seinen Baum auf die Wurzel und sah ihn einfach nur an. Irgendwann redete ich mit unserem Helden, als würde er neben mir sitzen.

Nach einer anstrengenden Therapiestunde am Donnerstag hatte ich das Bedürfnis bei ihm zu sein, irgendwie zumindest. Als ich ging, brach der Himmel auf, die Wolken verschwanden für kurze Zeit, und der Himmel zeigte sich von seiner schönsten Seite.img_20181021_1508122141286107337752204.jpg

Zurück zu Hause war das Hochgefühl verschwunden. Es war leise, viel zu leise. Ich drehte die Musik auf, putzte etwas und suchte mir dann eine andere Beschäftigung. Mir fielen ein altes Brett und einige Nägel in die Hände. Besser als nix. Ich fing an, ein Nagelbild zu basteln. Noch ist es nicht fertig, mal sehen wie es wird.img_20181026_2235275854104205707932533.jpg

Am Abend kam P. kurz vorbei. Sie gehört zu den wenigen Menschen, mit deren Gegenwart ich im Moment zurecht komme. Das liegt unter anderem auch daran, dass ich nicht künstlich „ach geht schon“ spielen muss, wenn dem nicht so ist. Sie nimmt nichts persönlich und scheint mich auch nicht für total durchgedreht zu halten. Danke an dieser Stelle. P. weiß aber auch, wie sich ein Verlust nach einiger Zeit der Pflege anfühlt. Bei ihr war es die Mama, die kurz nach Simon in den Himmel gezogen ist. Auch hier war ein Kunibert der Auslöser. Auch P. pflegte. Als unser Held noch lebte, redeten wir viel über unsere Helden. Wir verglichen die Verläufe und legten zum Teil einen Sarkasmus hin, den außer uns vermutlich niemand verstanden hätte. Ich glaube, dass ich mit niemandem so hätte über Simon reden können.

Am Freitag erzählte sie eine wilde Geschichte, die darin endete, dass wir beide Tränen gelacht haben, so richtig gelacht. Auch wenn der Grund recht makaber war. Der Grabstein ihrer Heldin wurde nicht zum Friedhof geliefert, sondern zu P. nach Hause. Damit aber nicht genug. Zum Zeitpunkt der Lieferung war sie nicht zu Hause, also wurde der Stein beim Nachbarn abgegeben. Nun wartet sie darauf, dass er wieder abgeholt wird. Der Stein liegt in ihrer Wohnung. Wir redeten von der perfekten Halloweendeko, darüber wie das Gesicht des Nachbarn ausgesehen hat und ähnliches. Ich sagte ja, makaber.img_20181027_2206214068573728682017660.jpg

Als sie ging, war es wieder ruhig. Ich bastelte noch etwas an dem Nagelbild weiter und schaute ständig auf die Uhr. Es war ein Abend, der nicht vergehen wollte. Ich setzte mich nach draußen in einen der Schaukelstühle, starrte in die Luft und sagte mir ständig „Simon ist tot, Simon ist tot, Simon ist tot“. Strange, nicht wahr? Ich weiß. Meine Therapeutin meinte, dass diese Tatsache erst jetzt endgültig bei mir angekommen ist, erst jetzt registriert mein Gehirn. Zuvor hatte es auf Überlebensmodus geschaltet und noch häufig weggeblendet. Naja.

Ich konnte nicht schlafen. Das letzte Mal sah ich gegen 3 Uhr auf die Uhr, das erste Mal am Morgen gegen 7. Aber immerhin war sie vorbei, die Nacht.

Samstagvormittag war ich mit den Hunden auf unserem Feld, danach bereitete ich mich mental auf den Nachmittag vor. Der kleine Batman und ich wollten ins FEZ, dort sollte ein Familienmusical mit den Songs von Rolf Zuckowski gespielt werden. Ich bin eine bekennende Mutter, die Kindermusik für gewöhnlich nicht mag. Dafür bin ich einfach zu wenig Mutti. Allerdings musste ich in der Vergangenheit auch oft feststellen, dass es Ausnahmen gibt.img_20181027_1527191295833797561052623.jpg

Wir gingen zusammen mit P., ihrem Sohn und „Puppi“. Nach einem kleinem Stimmungstief auf dem „unendlichen Weg“ vom Auto in den Theatersaal, war der kleine Batman dann doch schon sehr aufgeregt, als er auf seinem Platz gesessen hat. Wir hatten tolle Plätze und keine Riesen, die vor uns saßen. Auch wenn man uns unsere Müdigkeit mehr als ansehen konnte, gespannt waren wir beide. Es wurde dunkel, eine Art Lichterkugel sorgte für viele Sterne an den Wänden. Und die Geschichte, sie war so toll! Dazu wird es an anderer Stelle einen gesonderten Post geben. Nur soviel: es ging um ein Mädchen, deren Oma gestorben ist. Der Papa und das Mädchen waren sehr traurig und kamen nur schwer mit dieser Situation zurecht. Dann aber kam der kleine Stern Jaro und zeigte ihnen die Traumwelt, eine Welt in die sie jede Nacht eintauchen können. In dieser Welt ist alles möglich, auch die Oma wieder zu treffen. Daraus schöpften das kleine Mädchen und der Papa Kraft und lernten das Lachen wieder. Eines der tollsten Lieder war dieses hier, kennt ihr das.

Ich schaff das schon, ich schaff das schon,

ich schaff das ganz alleine.

Ich komm bestimmt, ich komm bestimmt

Auch wieder auf die Beine.

Ich brauch dazu, ich brauch dazu

Vielleicht ’ne Menge Kraft.

Doch ich hab immerhin

Schon ganz was anderes geschafft

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Der kleine Batman meinte: „Das ist ja wie bei uns, dann ist der Papa gar nicht weg. Ich kann ihn ja im Traumland besuchen und er passt immer auf mich auf“

Als wir den Saal verlassen hatten, sahen wir Rolf Zuckowski, der Autogramme schrieb. Selbstverständlich stellte sich der Heldensohn an. Während sein Autogramm geschrieben wurde, erzählte er Rolf Zuckowski eine Menge. img_20181027_1721203018980415131637878.jpgDie Schlange hinter uns wurde immer länger, das aber hielt den kleinen Batman nicht davon ab, sein Gespräch fortzusetzen.  Ich glaube, dass ich unsere CD Sammlung zwingend erweitern sollte, diesen Song zumindest brauchen wir.img_20181027_1743241381896138649068244.jpg

Am Ende gab es noch einen Crêpe mit Schokocreme und sogar Streuseln. Die ganze Zeit sang er „Ich schaff das schon, ich schaff das schon….“ So schön! Danach spielten die Jungs in der Dämmerung noch auf dem Spielplatz, der sich ebenfalls auf dem Gelände befindet.

Beide Jungs haben übrigens den gleichen Mützengeschmack. Der kleine Batman hat eine Vorliebe für bunte Kopfbedeckungen, alternativ müssen sie gelb oder pink sein. Sonst werden sie nicht getragen. Leo summte ununterbrochen. Zwischendurch meinte er, dass er Adel auch noch treffen will, um mit ihm zu sprechen. Das wünscht er sich nun vom Weihnachtsmann. Okay, ich denke, das wird schwierig.img_20181027_1527288872688941795878620.jpg

Auf dem Rückweg nach Hause sangen wir alle das Lied nochmal und nochmal und nochmal.  Wir machten einen kurzen Zwischenstopp, um unser gesundes Abendbrot zu essen. Gesunde Ernährung ist schließlich das A und O. Immerhin gab es auch einen riesigen Kaffee für mich. img_20181027_1909438423430245817902164.jpgWährend sich Leo über sein Abendessen freute, summte ich weiterhin dieses eine Lied vor mich hin. Es war ein Ohrwurm, den ich aber gar nicht loswerden wollte.

Gegen 20.30 Uhr waren wir zu Hause und der kleine Miniheld ist schon bald müde ins Bett gefallen.

Der Sonntag startete wir mit einem kleinen Frühstück. Danach versuchten wir dem Chaos im Kinderzimmer Herr zu werden. Ich leistete Überzeugungsarbeit, den besten Kuschelfreund des kleinen Batman waschen zu dürfen. „Puppi“ hatte es inzwischen mehr als nötig. Ich durfte, aber nur wenn die Puppe bis heute Abend wieder trocken ist. Ich hoffte. Der keine Batman auch.img_20181028_0800211202316828510973180.jpg

Ach so, hier ein ungefiltertes Bild von uns. Morgens um 7 Uhr, nach der Zeitumstellung. Im Schlafanzug. Die Hunde drängeln sich generell auf jedes Bild. Immer. Die Bulldogge stiert so auf den Tisch, weil da ein Apfel liegt.img_20181028_0827258761134067890622878.jpg

Am Vormittag entdeckte der Heldensohn ein Buchstabenspiel mit Karten. Da er sich seit kurzer Zeit für sämtliche Zahlen und Buchstaben sehr interessiert, legte er zunächst seinen Namen, dann meinen. Zum Schluss durchsuchte er alle Karten, um zu sehen, welche Buchstaben er bereits kennt.

Gegen Mittag kamen seine zwei Cousinen zu Besuch. Zuerst spielten sie zusammen im Kinderzimmer. Das führte dazu, dass ich mich fragte, warum wir eigentlich aufgeräumt hatten. Danach bastelten wir alle Laternen, jedes Kind zwei Stück.img_20181028_1209445864987630495935570.jpg

Ich finde ja, dass die ganz toll geworden sind, oder?

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Einen kleinen Snack gab es auch. Innerhalb von 5 Minuten war der Teller leer, kein Scherz!

Am späten Nachmittag sind die Mädels wieder gegangen. Der kleine Batman und ich bauten aus alten Laminatstücken eine Art Autorennstrecke, die nahezu durch das ganze Wohnzimmer ging. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir es so hinbekommen hatten, dass die Autos nicht unterwegs von der Strecke fielen.

Etwas später spielte Leo mit seinen Freunden draußen, während ich versuchte, die Hunde davon abzuhalten, noch mehr Unheil im Bastelchaos anzurichten. Plötzlich stand der Heldensohn wieder im Wohnzimmer, mit Matschstiefeln, einer Cousine und diversen Einhörnern. Leo stapfte in sein Zimmer, um seine zwei Regenbogenpferde zu holen. Der Batman mag Regenbogen, aber das sagte ich bereits.img_20181028_1746073113465087532195855.jpg

Brot backen musste ich nicht, ein halbes vom Anfang der Woche wartete noch im Tiefkühler auf uns.img_20181023_1736284828812602084425578.jpg

Zum Abendbrot gab es Linseneintopf. Sieht bäh aus. Ich finde es auch bäh. Der Heldensohn aber liebt ihn. Warum auch immer. Simon tat das übrigens auch. Ich hab ihn das erste Mal seit Simons Sieg gekocht, jetzt riecht das Haus total vertraut. Lüften lasse ich heute aus. Diese Linsen sorgten für die Diskussion des Tages. Die Mädchen wollten auch hier essen. Ich dachte, dass das Thema abschlossen ist, wenn ich sage was es gibt. Ich irrte. Nun standen dort drei Vorschulkinder im Flur und diskutierten lautstark, wer hier alles leckere Linsensuppe zum Abendbrot essen darf. Es reichte knapp für drei Kinderportionen. Das soll mal jemand verstehen…Welches Kind isst denn gerne Linsen?img_20181028_184540547956620203942072.jpg

Gleichzeitig bereitete ich die Frühstücks- und Versperdose von Leo vor. Morgen muss er in die Kita, da ich einen wichtigen Termin habe, auf den ich auch gern verzichten würde. Ab Dienstag darf er für den Rest der Ferien wieder zu Hause bleiben.img_20181028_1721325847714887376582223.jpg

Kommt gut in die Woche und rockt den Montag ihr Lieben.

Das Wichtigste hätte ich fast vergessen: Puppi ist auch wieder sauber, trocken und kann mit ins Bett.img_20181028_1844013072589765834680152.jpg

(Dieser Post enthält zwei Affiliatelinks. Ich habe sie mit einem * gekennzeichnet. Die Worte zu Rolf Zuckowski und „Der kleine Stern Jaro“ sind ebenfalls Werbung, allerdings ungefragt, unbezahlt, Karten waren selbst gekauft. )

2 Gedanken zu „Emotionales Overload; unser Wochenende

  1. Huhu liebe Ines!
    Neben großer Streusel- und Batman-Liebe stehen auch unsere drei Jungs total auf Linsensuppe 😊
    LG aus dem Ruhrpott!

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