Mein lieber Held,
eigentlich sollten wir jetzt in Hamburg sein. Wir wären extrem müde, weil wir schon um 7 oder 8 Uhr auf dem Fischmarkt gestanden hätten. Vermutlich würden wir unseren 5. Kaffee trinken, ein Fischbrötchen essen und uns dazu entscheiden, noch einen Mittagschlaf zu machen, damit wir am Abend fit genug für eine Kieztour mit Olivia Jones sind. Die Kinder hätten wir woanders untergebracht, dies sollte unser Wochenende werden. Schließlich „runden“ wir heute das erste Mal. So war der Plan. Das hatten wir heute vor einem Jahr besprochen und uns schon sehr darauf gefreut.
Mein geliebter Schatz, heute vor 10 Jahren sind wir zusammengekommen, trotz aller Unterschiede, die uns so ausmachten. Heute vor 10 Jahren wurde aus uns ein „Wir“.





Irgendwann haben wir uns getroffen. Das Wetter war furchtbar und Du bist viel zu spät gekommen.
Wir trafen uns nochmal. Als ich das erste Mal bei Dir zu Hause gewesen bin, zeigte das Kalenderblatt den 14.12.2008. Wir wollten kochen, erinnerst Du Dich noch? Irgendwas mit Nudeln. Kochen konnten wir damals nämlich beide nicht. Aber wirklich gar nicht. Dir sind die Nudeln angebrannt, dass muss man auch erstmal schaffen. Um darüber hinweg zu täuschen, hast Du Dich kurzfristig schick gemacht. Welch ein Anblick. Diese Schürze habe ich im Übrigen nicht aussortiert. Zum lachen konntest Du mich schon immer bringen. Zuvor stand ich zu Hause ewig vor dem Spiegel. Ich war damals doch eher recht bunt unterwegs. Mit Piercing in der Lippe, Tatoos am Bein und teilweise recht merkwürdigen Klamotten. Ich wusste, dass Du es eher „harmloser“ magst. Also stand ich vor dem Spiegel, versuchte einigermaßen gut auszusehen, ohne dass es so wirkt, als wollte ich gut aussehen. Am Ende sah ich einfach langweilig aus. Später lerntest Du meine bunten Klamotten dann doch zu schätzen.
Unsere ersten Handynachrichten danach hatte ich Dir auch ins Buch geschrieben.
Später hast Du Emma kennengelernt. Sie fand Dich auch gleich ganz toll. Du warst so nervös vor dem ersten Treffen mit der Einhornbändigerin, weil du befürchtet hattest, dass sie Dich nicht leiden mag. Diese Angst war unbegründet, Du bist zu ihrem Momo geworden.
Lieber Simon, Emma und ich waren in den nächsten Monaten oft am Wochenende bei Dir. Sie hatte inzwischen ihr eigenes, rosa Geschirr bei Dir im Schrank stehen. Eine Lilifee Zahnbürste sowieso.

Wir verbrachten viele Abende zu Dritt bei Dir oder bei mir.
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Wenn wir Kinderfrei hatten, gingen wir Bubble Tea trinken, ins Kino oder zum Feiern in einen Club. Wir waren beide keine Beziehungshelden, entschuldige mein Schatz. Aber trotzdem klappte es irgendwie. Vermutlich lag es daran, dass wir uns gegenseitig genug Platz gegeben haben, genug eigene Zeit. Wir sahen uns oft 2-3 Mal in der Woche und es reichte uns.
Auch hast Du von heute auf morgen ganz tapfer akzeptiert, dass die wichtigsten Gespräche des Tages oft an ungewöhnlichen Orten stattfinden

Irgendwann reichte es nicht mehr. Wir sind zusammengezogen. Kunibert zog mit Dir in meine Minialtbauwohnung ein. Unser Sohn wurde geboren. Als Leo und ich aus der Klinik nach Hause kamen, warst Du nicht da, denn Du musstest selbst in der Klinik gegen Kunibert ankämpfen. An dem Tag, an dem Du nach Hause kommen durftest, trug der kleine Batman Deinen ersten Strampler. Zum Glück passte er noch. Du wusstest nur nicht so recht, wie Du unser Baby halten solltest.
Wenig später zogen wir zu 5. (Du, die Einhornbändigerin, der 3 Monate alte Babybatman, ich und Kunibert) in diese Doppelhaushälfte. Hier wohnen die Minihelden und ich noch immer und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Jede Schraube in diesem Haus hast Du in die Wand gebohrt. Jedes Regal hast Du aufgehängt. Besonders am Anfang konntest Du oft nicht bei uns sein, wir haben Dich oft vermisst. Mit Dir vereinbarte ich unsere Arbeitsteilung. Ich kümmere mich um die Kinder.
Du hattest den schwereren Part. Du hast Dich um Kunibert gekümmert. Immer und immer wieder

Geliebter Simon, heute ist der 14.12.2018. Wir sind nicht in Hamburg. Irgendwann aber werde ich dort hinfahren, ohne die Kinder aber mit Deinem Foto im Gepäck. Ich werde um 7 Uhr am Morgen auf dem Fischmarkt stehen, meinen 5. Kaffee trinken und Dir einen Luftballon in den Himmel schicken. Am Abend werde ich auf diese Kieztour gehen, Dein Foto fest in meiner Tasche. Versprochen mein Held, wir holen das nach, okay?
Heute runden wir das erste Mal. 10 Jahre Du und ich. Davon fast 18 Monate verheiratet. Unseren ersten richtigen Hochzeitstag erlebten wir noch zusammen, obwohl Kunibert Dein Hirn schon so vereinnahmt hatte, dass Du es gar nicht mehr wusstest. Das war okay mein Held, ich bin da auch gar nicht sauer. Zwei Wochen später hast Du Deine Flügel ausgebreitet. Zu unserem 10 jährigen hast Du es nicht mehr geschafft, auch das mein Held ist okay. Auch wenn es heute wirklich schwierig ist.
Wir sind nicht in Hamburg. Stattdessen komme ich Dich später im Wald besuchen. Den 5. Kaffee werde ich dort bestimmt auch trinken. Ich komme ohne unsere Kinder, bitte verzeih mir das. Aber der heutige Tag gehört nur uns. Ein Date quasi. An Deinem Geburtstag am 30.12 bringe ich unsere Minihelden wieder mit. Dann essen wir Deinen Lieblingskuchen im Wald. Den Kaffee werde ich auch nicht vergessen, mach Dir keine Sorgen.

Ich lieb Dich so mein Held, Rock den Himmel und mach es Dir schön. Ich wünsche Dir einen wunderschönen Tag, mit einem Einhorn, das an Deinem Baum vorbei läuft. Mit Kirsch-Mohnkuchen, ganz viel Pasta und noch mehr Umarmungen. Ich umarme später Deinen Baum, der ist zwar weniger kuschlig als Du, aber besser als nichts.
Ich küss Dich mein Held, wir sehen uns nacher. Ich freu mich schon…

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Traurig schön geschrieben. Euch beiden heute ein 10 jähriges. Grüsse an den Helden .
Das hast du sehr schön geschrieben, liebe Ines. Ich habe Tränen in den Augen… Komm gut durch den Tag. LG, Susanne
Wunderschön
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Puuuhhhhh ich muss schlucken und das Atmen fällt mir schwer…. wunderschön geschrieben!Ich bin in Gedanken bei Euch, LG
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Gänsehaut hab ich. Du starke, tapfere Frau. Ich schick Dir liebe Gedanken.
Grüße aus Hamburg- gib Bescheid, wenn Du hier bist und eine Stadtführung möchtest.
Christin