Wie war das eigentlich euer Silvester?

Unser Silvestermorgen startete selbstverständlich viel zu früh. Die Heldenkinder waren aufgeregt und konnten ab sechs Uhr nicht mehr schlafen. Es sollte ein langer Tag werden.

Unser Frühstück war reichhaltiger als üblich. Zum einen war die Ostseeoma an diesem Morgen noch bei uns, da sie zum Heldengeburtstag am 30.12. angereist war. Nach dem Essen wollte sie nach Hause fahren. Zum anderen wollte ich, dass wir über Weihnachten und Silvester ein paar Dinge im Haus haben, die sonst nicht unbedingt in unserem Kühlschrank liegen.

Nachdem die Oma wieder nach Hause gefahren ist, spielten wir eine Runde dieses Einkaufspiel. Ich weiß nicht wie der kleine Batman das macht, aber er gewinnt immer. Wirklich immer!

Die Kinder verbrachten dann einige Zeit vor ihren Kleiderschränken, um das perfekte Silvester-Partyoutfit herauszusuchen. Am Ende glitzerten beide. Ich habe das genommen, was oben lag…naja, ein Fashionvictim werde ich wohl nie.

Gegen 17 Uhr holte uns eine Freundin ab, bei der wir den Abend verbringen wollten. Im Gegensatz zu uns wohnt sie samt ihrer Tochter, ihren Extrakindern und Freund in der Innenstadt. Dort würde bestimmt noch mehr los sein, als bei uns. Außer uns sollten noch ein paar weitere Leute kommen. Wir aber waren die ersten.

Während die Heldenkinder kreischend mit den Kindern des Hauses Fangen innerhalb der Wohnung spielten, fühlte ich mich kurz fehl am Platz. Das lag weniger an unseren Freunden, viel mehr war ich mir bewusst, an diesem Abend nicht unbedingt die kommunikativste Person zu sein.

Einige Zeit später kam eine weitere Familie samt zwei kleinen und einem Teeniekind. Dazu gesellte sich eine weitere Freundin der Gastgeberin. Die kleine Wohnung war proppevoll. Überall lagen Konfetti, Giranden, Luftballons und Tischerfeuerwerkreste. Die Heldenkinder feierten zusammen mit den anderen Kindern. Sie tanzten, hielten sich alle an den Schultern fest und liefen als Schlange durch die Wohnung. Die Stimmung war gelöst. Und trotzdem brach der kleine Batman das erste Mal an diesem Abend ein. Er weinte. Weil er unseren Helden vermisste. Weil er glaubte, dass Simon schrecklich einsam sei. Weil er sich selbst einsam fühlte.

Ich versuchte, Leo zu trösten. Ich versuchte, ihn abzulenken und erzählte ihm, dass Papa dort oben im Himmel die beste Aussicht von uns allen hat. Außerdem waren wir in einem Haus, dass viel höher ist als unseres. Wir sind dem Himmel näher. Also sind wir auch Papa näher. Während ich dem kleinen Batman dies alles erzählte, versuchte ich mir selbst zu glauben.

Die Einhornbändigerin erzählte ihrem Bruder, dass Simon, wenn er denn noch leben würde, bestimmt noch im Krankenhaus wäre. Da könnte er das Feuerwerk gar nicht sehen. Er hätte Schmerzen oder müsste ekelige Medizin nehmen.

Der kleine Heldensohn beruhigte sich irgendwann wieder. Kleine Leuchtstäbe halfen dabei.

Gegen 21 oder 22 Uhr sind wir alle in den Innenhof gegangen. Um uns herum knallte es bereits seit einigen Stunden. Die anderen Erwachsenen schossen Raketen in die Luft und zündeten Wunderkerzen an, um diese den Kindern zu geben. Die Stimmung der Minihelden stieg wieder.

Nachdem wir wieder in der Wohnung waren, durften die Kinder einen Film ansehen. Ich stand diverse Male auf dem Balkon und starrte in den Himmel. Immer mal wieder sah ich eine Rakete. Jedes Mal versuchte ich mir einzureden, dass es ein Gruß in den Himmel sei. Ich fühlte mich schwer und unbeweglich.

Kurz vor Mitternacht standen wir zusammen mit allen anderen um den kleinen Esstisch herum. Jeder hatte ein Glas mit diesem Zucker-Kinder-Sekt (ja, es gab tatsächlich nur den. Ich fand das großartig), wir zählten den Countdown. Alles alle angestoßen und sich umarmt hatten, musste ich mich setzen. Mach es gut 2018. Nun war es soweit. Wir schlitterten in ein neues Jahr. Das erste Mal ohne Simon. Ihn mussten wir zurücklassen. Meine Füße waren schwer. Mein Herz auch. Und das des kleinen Batman sowieso. Er weinte erneut, beruhigte sich aber bei dem Blick aus dem Fenster.

Wir hatten eine prima Sicht über den Stadtteil. Der Himmel leuchtete in allen Farben. Wir sind nicht erneut hinunter gegangen, weil da wirklich viel zu viel los war. Stattdessen zündete K. drei Raketen vom Balkon aus. Ist gefährlich, ich weiß. Sie wusste es sicher auch. Keiner wurde verletzt.

Unsere Heldenkinder naschten immer mal wieder etwas von dem Fingerfood, das im Wohnzimmer stand. Der kleine Batman tobte wieder zusammen mit Emma und den anderen Kindern durch die Wohnung. Es war geschafft. Silvester war gerockt. Der Dezember war gerockt. Das ganze Jahr war gerockt. Ich sagte mir diese Worte nicht nur einmal an diesem Abend.

Die Minihelden wurden langsam müde. Um kurz nach 2 Uhr waren wir wieder zu Hause. Den Hunden ging es gut. Der Bulldogge ist sowieso alles egal, sie überhört sämtliche Geräusche, es sei denn es ist das Klicken der Kühlschranktür. Apple Jack, unsere Hundedame, tickt da schon etwas anders. Allerdings haben wir sie die letzten Wochen gegen diese Geräusche sensibilisiert und in unserer Gegend ist auch deutlich weniger los als in der Innenstadt. Wie auch immer. Beide Hunde wirkten entspannt.

Den ersten Januar haben unsere Minihelden tatsächlich sogar ausgeschlafen. Das ich das nochmal erleben darf. Danach verbrachten wir den gesamten Tag in Pyjamas und gammelten so vor uns hin. Nur zum Gassigehen habe ich das Haus verlassen. In Jogginghose über der Pyjamahose.

Seit dem 1.1 wirken beide Kinder gelöster. Der letzte Monat war emotional sehr anstrengend, nicht nur für mich. Auch die kleinen Superhelden sind erleichtert, dass der vergangene Monat geschafft ist.

Am Montag geht die Schule wieder los. In vier Wochen ist meine Buchpremiere im Planetarium. Zumindest fängt das neue Jahr aufregend an. Der Alltag kehrt bald wieder ein, und ich hoffe inständig darauf, Dinge die ich letztes Jahr sehen musste, nie wieder sehen zu müssen. Ich hoffe darauf, Entscheidungen von letztem Jahr nicht nochmal treffen zu müssen. Ich hoffe, dass nun auch bald alle bürokratischen Dinge abgeschlossen sind, und wir Frieden schließen können.

Ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, nicht zu Hause oder in unserer Straße zu feiern. Wir starten in ein neues Jahr, das so ganz anders sein wird, als alle vorherigen. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, dies an einem Ort zu tun, wo wir sonst immer am 31.12. gewesen sind. Vor unserer Haustür, zusammen mit bekannten Gesichtern. Denn auch hier wäre nichts wie sonst gewesen.

In Summe war der Abend/ die Nacht ganz okay denke ich. Vielen Dank an die lieben Menschen, die uns aufgenommen und mit uns den Abend verbracht haben. Ich hoffe, dass wir nicht allzu anstrengend waren.

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3 Gedanken zu „Wie war das eigentlich euer Silvester?

  1. So, Taschentücher hab ich entsorgt, puhhh. Nochmals schneuzen. Ihr seid zauberhaft. Bewundernswert. Ganz ganz toll. Du kannst so so SO stolz auf Euch sein. Eine unglaubliche Frau.. nur das Allerbeste für 2019 & mit herzlichen Grüssen aus Österreich,
    Elisabeth

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