Als ich Euch vor einiger Zeit davon erzählt habe, dass ich nicht nur zu meiner Therapeutin gehe, sondern auch bald Hilfe in Form von Medikamenten bekomme, waren die Reaktionen von Euch sehr mutmachend.
Die Tatsache, dass ich Hilfe in dieser Form benötige, ist noch immer schwer für mich zu akzeptieren. Einige von Euch kennen das Medikament, welches ich bekommen habe. Ich habe viele E-Mails dazu bekommen.
Viele von Euch, die diese Pillen kennen, haben sie nicht vertragen und hatten derbe Nebenwirkungen. Anderen ging es ganz gut damit.
Die Fachärztin, die mir dieses Medikament verschrieben hat, meinte, dass es auf Dauer gut verträglich sei, es aber am Anfang zu Nebenwirkungen kommen kann; Schwindel, Übelkeit, „neben sich stehen“, Essanfälle und intensiveres Träumen. Wenn ich die Pille das erste Mal nehme, sollte ich danach nichts großartig, anstrengendes mehr vorhaben.

Ich sagte der Ärztin, dass ich zu Hause zwei Kinder habe, für die ich allein verantwortlich bin. Ich kann es mir daher nicht leisten, mit Nebenwirkungen geplagt im Bett oder auf dem Klo zu hängen. Darum und aufgrund meines Gewichtes haben wir recht niedrig dosiert angefangen, um das Medikament einzuschleichen.
Heiligabend habe ich das erste Mal eine Tablette genommen. 37,5 mg. Nach zwei Wochen 75mg und in einer Woche vermutlich 150.
Nebenwirkungen habe ich, allerdings weniger als befürchtet. Es ist nervig, aber auszuhalten. Das für mich wichtigste: ich stehe nicht neben mir und abgesehen von einem etwas flauen Bauch ist mir auch nicht ständig übel. Daher: alles okay soweit.
Dadurch, dass ich noch recht niedrig dosiert bin, kann ich noch nicht sagen, ob es hilft. Ich weiß auch ehrlich gesagt gar nicht, woran ich merke, dass es hilft. Ich empfinde es nach wie vor so, dass es mir nicht wirklich schlecht geht. Es ist irgendwas in der Mitte, ohne Spitzen nach oben oder unten. Ich komme zurecht, bin aber wahnsinnig erschöpft. In meinem Alltag unterscheide ich Aufgaben in verschiedene Kategorien: „muss jetzt gemacht werden“ und „das geht später noch“. Das kann dazu führen, dass einiges an Schriftzeug liegen bleibt und erst auf dem letzten Drücker erledigt wird. Ich bin langsamer als sonst und schaffe weniger. Mein Kopf funktioniert nicht so wie sonst. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir der Bezug zu mir selbst fehlt. Das alles nervt, aber wirklich schlecht geht es mir wie gesagt nicht. Meine Therapeutin und auch meine Ärztin sehen das anders und drängten daher schon länger auf Medikamente. Als Krücke oder Gehstock.

Nun ist es so wie es ist. Vielleicht hilft es ja, meinen Kopf wieder richtig in Schwung zu bringen, wer weiß.
Ich habe natürlich vor der ersten Einnahme der Medikamente eine befreundete Lieblingsfamilie darüber in Kenntnis gesetzt. Hätte ich stärkere Nebenwirkungen bekommen, hätten sie mir mit den Kindern geholfen. Zum Glück aber war das nicht nötig.
In meinem ersten Post zu diesem Thema habe ich die Medis „Zauberpillen“ genannt. Das war natürlich sarkastisch gemeint, zaubern können die leider nicht. Und bunte Smarties sind es auch nicht. Es sind Medikamente, die auf das Hirn wirken. Sie sollen den verschobenen Stoffwechsel im Kopf wieder ordnen. Depressionen/Burn Out sind keine „schlechten Tage“ sondern ein Stoffwechselproblem im Hirn. Das hat sich niemand ausgesucht. Allein diese Tabletten aber helfen nicht. Eine Therapie und viel Arbeit sind dennoch nötig.
Ich hörte bereits Sätze wie „oh jetzt bekommst Du ja die Tabletten, dann ist bald alles wieder gut“. Wenn das so leicht wäre, wäre das großartig. Ist es aber nicht. Ein „Dann reiß Dich halt zusammen“ funktioniert da nicht. Wenn ein Bein gebrochen ist, hört es auch nicht auf den Satz „Dann wachs doch jetzt sofort zusammen“…
Auch wenn ich mich nach wie vor sehr schwer damit tue, an alle Menschen unter Euch die Psychopharmaka nehmen müssen: ihr seid großartig. Ihr seid richtig genau so, wie ihr seid.

Laut Aussagen meiner behandelnden Ärzte befinde ich mich nicht in der aktuellen Situation weil Simon über Kunibert gesiegt hat. Vermutlich liegt es eher an dem Jahr davor, an meiner Unfähigkeit Grenzen zu ziehen bzw. meine eigenen Grenzen zu akzeptieren. Mein Körper zeige mir jetzt, was er von der Dauerüberlastung gehalten hat. Nämlich gar nix. Dazu die ständige Angst, diese besagte Unterschrift und meine letzten Worte an Simon. Ich stelle wahnsinnig viel in Frage.
Aufgrund meines Lebenslaufes dachte ich immer, dass ich stark bin. Dass mich nichts umwerfen kann. Was soll ich sagen, ich hab mich geirrt. Und das führt dazu, dass es mir manchmal schwer fällt, mich selbst im Spiegel anzusehen. Ich muss lernen, zu akzeptieren. Zu akzeptieren, dass mein Held nicht mehr da ist. Dass er nicht wiederkommen wird. Ich muss akzeptieren, dass mich diese Tatsache und der Kampf darum, diesen Verlust zu vermeiden, nun doch umgeworfen haben. Ich muss akzeptieren, dass ich nicht immer so stark sein kann, wie ich es gern würde. Und das ist das schwierigste.
Und auch das wirst du irgendwann meistern 💪
Liebe Ines,
Ein Like für Miss hat dich gelesen, kein Like für Menschen die so unglaublich Naiv sind und leichtfertig verletztende Worte aussprechen… magische Zauberpillen *Kopfschüttel* ….
…mit blauen🐘Grüßen
Liebe Ines, vielleicht darfst du mal eine Mutter Kind Kur machen?
Aber wahrscheinlich hattest du den Gedanken selbst schon…..
Liebe Grüße,
Eva