M wie Mobbing

Jeder kennt es, zumindest in der echten Welt. Wenn man selbst nicht betroffen ist, kennt man zumindest Menschen, die es sind.

Die Einhornbändigerin hatte ebenfalls Probleme damit. In der zweiten Klasse wurde sie aufgrund ihrer Epilepsie, der Medikamente und der dazugehörigen kognitiven Schwierigkeiten stark geärgert. Es waren Beschimpfungen, Auslachen und ging irgendwann auch in Handgreiflichkeiten über. Ich hatte zu dieser Zeit eine Standleitung zum Schuldirektor, ein Kind wurde mehrfach suspendiert, die Situation aber änderte sich nur sehr schleppend. Gespräche mit der Lehrerin, Sozialarbeitern, den Eltern….alles war dabei. Mehrfach. Es ging bis zur Schulverweigerung der Einhornbändigerin.

Inzwischen geht Emma in die vierte Klasse, gemobbt wird sie nicht mehr, ihr Selbstbewusstsein aber hat stark gelitten. Nach wie vor traut sie sich wenig zu, ist unsicher und ihr fällt es schwer, auf andere Kinder zuzugehen. Das ist Mobbing im echten Leben. Das macht das echte Leben kaputt und es bedarf einer langen Zeit, das hinter sich lassen zu können. Mobbing zerstört kleine Seelen und verwundet sie so stark, dass der dickste Verband nicht hilft.

Ich frage mich manchmal, was andere Kinder veranlasst, so zu handeln. Und ich frage mich auch, warum Emma in die „Opferrolle“ gerutscht ist und noch immer gefährdet ist, es erneut zu tun.

Mobbing gibt es auch unter Erwachsenen, sei es aus Neid oder weil der andere einfach anders oder „komisch“ ist. Vielleicht auch, weil das eigene Leben so entsetzlich langweilig ist, dass nach einer Alternative gesucht wird. Oder weil es einfacher sein mag, jemand anderen mit Äußerungen oder Handlungen zu verletzten, anstatt sich über sich selbst Gedanken zu machen. Ich weiß auch nicht genau.

Gerade bei Erwachsenen „Mobbern“ frage ich mich „Was stimmt denn mit denen nicht?“. Was muss ein Mensch erlebt haben, wie muss er sozialisiert sein, um so zu handeln?

Mobbing ist inzwischen ein anerkannter Grund, um krankgeschrieben zu werden. Weil Mobbing krank macht. Weil Mobbing große Schäden verursachen kann, die so schnell nicht zu beheben sind.

Mobbing ist feige. Denn gemobbt werden in der Regel die Schwächeren. Je mehr Unterstützung ein Mensch bedarf, sei es körperlich oder psychisch, je schüchterner und unsicherer….desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass gemobbt wird. Das ist nicht richtig. Das ist alles andere als fair und ich habe das Gefühl, dass diese Art der „Frustbewältigung“ immer weiter zunimmt.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen die mobben selbst kein sonderlich großes Selbstbewusstsein haben. Sonst bräuchten sie nicht diesen Weg, um sich behaupten zu können. Dieser Gedanke wird bei Mobbingpräventationsprogrammen in Schulen gern vergessen.

Wenn ein Mobbingvorfall ans Licht kommt, schützt die Außenwelt im Optimalfall das „Opfer“ (nicht immer, gern wird alles unter den Teppich gekehrt, das ist noch schlimmer). Der „Mobber“ wird in irgendeiner Art und Weise bestraft. Bestenfalls gibt es Gespräche und engagierte Menschen, die unterstützen. Allerdings ändert das nichts an den Wurzeln des Übels, wenn nicht versucht wird herauszufinden, welches eigentliche Problem die mobbende Person hat. Denn sonst wird es immer und immer weiter gehen.

Selbstbewusste Menschen mobben nicht! Genauso reden selbstbewusste Menschen nicht hinter dem Rücken von anderen.

Im Internet kommen dann die ganz feigen Leute zum Vorschein. Ich lese in den letzten Jahren immer häufiger von Cybermobbing und ähnlichem. Und ich sehe einige Kommentare bei Bloggerkollegen. Kommentare, die in keinster Weise im Zusammenhang zum Beitraginhalt stehen. Es scheint oft eine Mischung aus Neid und Missverständnis zu sein. Je größer der Blog, desto mehr sollte man lernen, Dinge wie diese an sich abprallen zu lassen. Teilweise lese ich Kommentare, die weit unter die Gürtellinie gehen, oft outen sich die Kommentatoren auch nicht mit dem richtigen Namen. Und das meine Lieben ist so richtig feige. Ich finde auch nicht alles gut, was ich da manchmal so lese. Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen kritisch äußern, den Mund halten oder einfach nur völlig unnötige, verletzende Kommentare zu schreiben.

Mich und unseren Blog betrifft dies zum Teil auch. Aber wenn ich mir andere Blogs so ansehe, habe ich noch Glück. Ab und zu kommt mal etwas, aber es ist die Minderheit. Zum Teil Beleidigungen, die selbstverständlich nicht einfach so abprallen. Allerdings stellen Worte wie diese wirklich die Ausnahme dar. Vermutlich liegt das an der Kernaussage dieses Blogs.

Was ist passiert, dass man das Bedürfnis hat, andere Menschen zu verletzen? Egal, ob es Kinder oder Erwachsene sind. Egal ob online oder offline. Wieso passiert so etwas? Besonders in Schulen fängt es immer früher an. Das macht mir Angst, und ich finde, dass dieses Problem nach wie vor nicht ernst genug genommen wird.

6 Gedanken zu „M wie Mobbing

  1. Danke für diesen Beitrag! Du beschreibst meine Geschichte, mein Leiden zu Schulzeiten. Den Nagel auf den Kopf getroffen!!!

  2. Leider muss ich dir so recht geben. Wir haben das auch schon so oft durch mit unserer Großen. Das erste mal in der 3. Klasse Lehrerin gegen unser Kind, zum glück ging sie in Rente. Jetz auf der Oberschule haben wir es wieder diesmal ist es eine klassenkameradin von ihr. Diesrs Kind hat fast die ganze Klasse im griff, nur wenige trauen sich gegen sie zu wehren. Und jetz wo ich es gerade gelesen habe mit dem selbstbewusstsein, dieses Mädel von dem ich spreche hat glaub ich nicht viel davon und kann es nur damit überspielen andere anzugehen. Also wie du siehst ich versteh es sehr gut von was du schreibst und ich versteh es genauso wenig warum manche Menschen so verhalten und sooooo verletzend sind gegenüber anderen!!!! 😔😔😔

  3. Liebe Ines! Ein wichtiges Thema das du da ansprichst! Leider kenne auch ich die Problematik zur Genüge. Auch mein Großer wurde in der Schule gemobbt, war der -verbale- Prügelknabe. Von seiner Schule kam nicht wirklich viel, meistens nur der Verweis, dass Kinder heutzutage eben leider so miteinander umgehen. Wir hatten und haben hier daheim jede Menge Arbeit damit ihn aufzufangen, aufzubauen und sein Selbstwertgefühl und sein Selbstbewusstsein aufzupäppeln. Das ist wie bei Emma auch nämlich quasi nicht vorhanden. Er ist ein großer Zauderer, traut sich kaum was zu und ist viel zu still und ernst für sein Alter. Ganz langsam wird es besser, aber es ist ein langer Weg der aus gefühlt unendlich vielen winzigen Schritten besteht. E

  4. Ein sehr wichtiges Thema! Und ich stimme dir in allen Punkten zu. Es wird immer noch verharmlost. Das ist echt traurig. Ich denke, es beginnt schon so früh, weil der Leistungsdruck auch immer größer wird. Das wird ja schon an die kleinsten heran getragen. Manche Eltern bauen da einen Druck auf, den ein Kind gar nicht standhalten kann und ich denke Mobbing ist da dann ein Weg Druck abzulassen. Traurig. Ich denke auch, dass man das Problem an der Wurzel packen sollte. Wie du schon sagst: In der Regel hat der Mobber selbst ein soziales Problem, welches er zu kaschieren versucht. Da muss man ansetzen. Ich wünsche Emma, dass sie für sich Selbstbewusstsein aufbauen kann und die Gefahr der Opferrolle minimiert wird! Ich war selbst immer wieder in der Position, gemobbt zu werden. Ich kenne die Situation. Ich habe für mich sehr früh entschieden, dass ich kein Opfer sein will und hatte das Glück, dass ich sehr verständige Lehrer und Eltern der Mobbenden hatte, sodass das recht schnell abgewendet werden konnte. Seitdem lasse ich auch jeden Mobbingversuch einfach an mir abprallen. Ich hab das gelernt. Und ich bin mir sicher, Emma schafft das auch. Man muss sich bewusst machen, dass man nicht so ist, wie einen vorgeworfen wird.

  5. Du hast recht, mit Ermahnungen ist der Mobber kaum zu ändern. In „analogen“ Kreisen (Schule, Büro,…) hat man vielleicht die Chance, auch die Probleme des anderen zu erkennen und ihn positiv zu beeinflussen. In den sozialen Netzen schaukeln sich die Dinge auf . Das ist ein großes Problem.

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