Was ist das eigentlich, Liebe?

Was denkt ihr, wenn ihr das Wort Liebe hört? An knutschende Teenager, an Händchen halten? Oder an Vertrauen, Geborgenheit und Hochzeit? Vielleicht aber auch an Abhängigkeit?

Bevor ich Simon kennenlernte war ich bereits „öfter schwer verliebt“ Nach dem die „Beziehung“ zu meinem ersten Freund nach 6 Monaten endete hatte ich Liebeskummer. Ich war 17 und dachte, dass ich nie wieder Jemand Anderen so toll finden würde…naja. Ihr kennt das vielleicht. Während dieser Zeit sagte ich auch das erste mal diese magischen Worte, ohne wirklich zu wissen was die überhaupt bedeuten.

Mit 18 war ich wieder verliebt. So richtig doll. Und ich hatte tatsächlich das Gefühl da Jemanden gefunden zu haben, auf den ich mich verlassen konnte. Immer. Denn dieser Mensch ist mit mir durch eine Zeit gegangen, die alles Andere als angenehm war. Die magischen Drei Worte sind auch hier gefallen, allerdings fühlten sie sich anders an, ohne dass ich hätte damals sagen können warum. Irgendwie echter. Dennoch ergriff ich nach knapp zwei Jahren die Flucht. Weil es mir zu viel Gefühl wurde. Davor hatte ich Angst. Immer. Denn ich merkte an mir selbst, das dieses Gefühl im Bauch, welches ich noch gar nicht einordnen konnte verletzbar machte. Es sorgte dafür, dass ich mir Sorgen um einen anderen Menschen machte, dass ich vermisste auch wenn ich das natürlich niemals zugegeben hätte. Ich war stark, ich war „hart“ und solch sentimentale Dinge waren nichts für mich. Also flüchtete ich. Und dann folgte ein noch schlimmeres Gefühl, dass ich so noch nie zuvor hatte. Verlustangst, weil ich gegangen bin. Ich habe vermisst. Sehr und wirklich, wirklich lange. Dieser Mensch und ich versuchten zwei Neustarts. Das klappte natürlich nicht. Weil ich nicht wollte. Weil ich nicht konnte. Und weil dass mit dieser Gefühlswelle mir einfach Angst gemacht hat.

Inzwischen glaube ich, dass ich damals das erste Mal geliebt habe. Ganz und gar. mit allem drum und dran. Es war eine Zeit, in der ich viel Nähe wollte und auch zugelassen habe. Aber irgendwann machte mir das Angst. Weil ich diesen Menschen nicht verlieren wollte bin ich lieber selbst gegangen. Ich sagte ja bereits, ich bin kein Beziehungsgenie.

Es vergingen einige Jahre und auch eine weitere Beziehung. Irgendwann traf ich Papa 1. Den fand ich toll, weil er so intelligent war bzw. immer noch ist. Ich fand den toll, weil er etwas älter war als ich. Ich mochte seine Haare und die seltsamen Schuhe, die er damals getragen hatte. Dass wir uns in vielen Dingen so überhaupt nicht verstanden hatten, ignorierte ich. Außerdem schien er auch kein Beziehungsgenie zu sein. das war super. Ich wurde schwanger. Die Beziehung zerbrach und zack; ich wurde Mama einer wunderschönen Tochter.

Ich war zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt und spürte plötzlich wieder dieses warme Gefühl im Bauch. Ich fühlte das kribbeln im Gesicht und dass ich immer Lächeln musste, wenn ich an Emma dachte. Und gleichzeitig war da wieder diese Angst. Die Angst vor diesem Gefühl. Aber dieses Mal konnte ich nicht einfach „Tschüss, war nett aber das ist mir zu eng“ sagen. Ich konnte nicht und wollte es auch gar nicht. Ich liebte wieder. Ganz und Gar und dieses Mal auch bedingungslos. Es war ein Moment, in dem ich begriffen hatte, was dieses überdimensionales Wort „Liebe“ tatsächlich bedeutet. Wie es sich anfühlt. Ich konnte es das erste Mal in meinem Leben bewusst zuordnen.

Was ich in der Beziehung früher nicht ausgehalten hatte, lehrte mich nun ein winziges Baby. Verletzlichkeit und mit der Angst klar zu kommen, dass nicht immer alles rosa rot sein wird. Emma war 14 Monate alt, als sie das erste Mal blau anlief, mit schwarzen Lippen, verdrehten Augen und krampfend vor mir lag. Da war sie, die Panik. Daran änderte auch der Notarzt nichts, der uns dann in eine Klinik brachte. Es folgten zich weitere Anfälle, bei 25 habe ich aufgehört zu zählen. Aber es ging jedes Mal gut aus, auch wenn wir dafür einige Hürden, zich Klinikaufenthalte und Weiteres auf uns nehmen mussten. Ich liebte, ich blieb und ich hielt es aus. Weil es nicht schlimm war, ich hielt es aus weil mir ein anderes Leben plötzlich mehr bedeutete als mein Eigenes.

Zwischendurch kam Simon in unser Leben. Entgegen aller Erwartungen, inklusive unser Eigenen hatte diese Beziehung Bestand. Ich glaube, dass nicht nur ich hin und wieder Fluchtgedanken hatte. Unser Held war ähnlich gestrickt wie ich. Bloß nicht zu viel Nähe, das macht angreifbar. Aus dieser Angst aber entwickelte sich mit der Zeit wieder dieses tiefe Gefühl im Bauch und der Wille da zu sein, auch wenn es einmal nicht so einfach ist.

Die magischen drei Worte sind nach etwa 8 Monaten das erste Mal gefallen.

Ich glaube, dass Liebe dass ist, was nach dem ersten Verliebtsein noch da ist. Liebe zu einem anderem Erwachsenem erfordert Mut, weil es voraussetzt dass man vertraut, sich auf etwas einlässt von dem man nicht wissen kann wie es ausgeht. Liebe macht verletzlich, aber auch wahnsinnig glücklich zu gleich. Liebe kann für Schmetterlinge im Bauch sorgen, aber auch für dicke Steine, die wahnsinnige Bauchkrämpfe verursachen. Wenn man liebt, lässt man einen zuvor fremden Leben in sein Leben, akzeptiert Schwächen und denkt im Optimalfall über eigene Verhaltensmuster nach. Wenn man liebt gibt es nicht mehr nur die eigenen Interessen, sondern auch die des bzw. die der Anderen. Das ist alles manchmal gar nicht so einfach.

Liebe ist die pinke farbige Wand im Wohnzimmer und die furchtbar schrecklich, kitschige Einhornlichterkette. Liebe sind die Star Wars Raumschiffe, die ebenfalls im Wohnzimmer platziert sind und eine weiße Kommode, die wie ein klotz aussieht Liebe bedeutet Kompromissbereitschaft und den Willen die Gefühle des Gegenübers auszuhalten.

Ich bin der Überzeugung dass ein Mensch nicht nur seine Familie und den Partner an der Seite liebt. Ich denke dass Beziehungen zu Freunden auch eine Form der Liebe ist, wenn auch anders. Die Liebe von (jungen)Kindern zu ihren Eltern und Eltern zu ihren Kindern ist oft bedingungslos, unabhängig davon was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Ich habe eine Zeit lang in der stationären Jugendhilfe gearbeitet. Ich arbeitete mit Kindern und Jugendlichen, die von ihren Eltern stark vernachlässigt und/oder misshandelt worden sind. Und trotzdem liebten sie und freuten sich jedes Mal sehr darauf, wenn ihre Eltern zu Besuch kommen durften.

Die Beziehung, die Liebe zu einem Partner aber ist etwas anderes. Dies ist eine Liebe, die auch körperlich ist, aber auch vergänglich sein kann. Endlieben gibt es nämlich auch, zumindest wenn man sich nicht um dieses Gefühl kümmert, zu schnell aufgibt, sich nicht darauf einlassen kann oder es schlicht weg zu viele Konflikte gibt.

Dieser Art dieses Gefühls kann krank machen; Liebeskummer und Abhängigkeit. Wenn einer mehr liebt als der Andere.

Gegenüber Kindern gelingt das. Oft bedingungslos und ohne Vorbehalte. Gegenüber Erwachsenen Beziehungsmenschen ist das schwieriger. Warum ist das eigentlich so?

Liebe ist ein Gefühl, dass sich schwer beschreiben lässt. Es lässt sich nicht fassen, weil es neben dem Gefühl der Traurigkeit eines der Stärksten überhaupt ist.

Liebe kann Angst machen, weil es weh tun kann. Und trotzdem tun mir alle Menschen Leid, die dieses Gefühl noch nicht fühlen durften.

Ein Gedanke zu „Was ist das eigentlich, Liebe?

  1. ❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤Soooooooo schön ❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤❤

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