An das manchmal flauschige Monster, dass da in mir wohnt

Hallo Du Monster,

Dein Name klingt so erschreckend, dass ich beschlossen habe Dich Monster zu nennen. Wir kennen uns schon eine ganze Weile.

Manchmal bist Du riesengroß, hast spitze Zähne und lange Krallen, die mich fassen wollen. Ich versuche Dir in diesen Moment zu entkommen, manchmal gelingt es, andere Male nicht. Denn manchmal bist Du übermächtig, so sehr dass ich mich Dir hingebe.

In anderen Momenten bist Du warm, hast lange Arme die sich wie eine warme und schützende Decke um mich legen. Liebes Monster, in diesen Momenten sorgst Du vielleicht dafür, dass ich Dinge nicht tue, die möglicherweise nicht gut für mich sind.

Wie genau Du grade bist, ob kuschelig oder mit spitzen Krallen hängt vermutlich von meiner eigenen Einstellung zu Dir ab. Denn im Grunde tust Du immer das Gleiche, mich von Dingen fernhalten. Dinge oder Situationen, die ich nicht einschätzen kann. Momente und Handlungen, von denen ich nicht weiß ob sie gut für mich sind oder eben nicht.

Du Monster, dass eigentlich Angst heißt. Ich glaube, dass Du mir damit einige Hürden in den Weg räumst von denen ich nicht immer überzeugt bin diese überspringen zu können. Manchmal aber ignoriere ich Dich und andere Male verschwindest Du nach und nach von ganz allein.

Ich habe keine Panik, ich habe Dich, die Angst. Du sorgst dafür dass es mir hin und wieder schwer fällt Entscheidungen zu treffen, los zu lassen oder einfach etwas aus zu probieren. Manchmal macht es bestimmt Sinn, dass Du Dir mich in den weg stellst, auf der anderen Seite, werde ich an nie erfahren was geschehen wäre, wenn ich Dich bezwungen hätte.

Manchmal bin ich ganz froh darüber, dass es Dich gibt. Andere Male würde ich gerne auf Dich verzichten. Früher warst Du da wenn ich Vorträge in der Uni halten musste. Oder wenn die Einhornbändigerin mit ihrem Minilaufrad die steilsten Abhänge hinunter gerast ist. Du warst auch da, als ich zum ersten mal Mama geworden bin und auch als ich unseren Helden kennengelernt habe.

Häufig ignorierte ich Dich irgendwann, weil ich bemerkte, dass das alles gut gehen wird und ein wenig Risiko und Unwissenheit zum Leben dazugehört. Heute zeigst Du Dich wenn ich vor vielen Leuten stehe und reden soll/ darf. Das ignoriere ich in der Norm auch.

Du bist da, wenn ich vor Aufgaben stehe, die ich noch nicht abschätzen kann. Allerdings ist das Ziel für mich wichtiger als der Gedanke an Dich. Aber liebes Monster, liebe Angst….manchmal bist Du auch da wenn es um andere Menschen geht. Es gibt Dinge in der Vergangenheit, die ich so nie wieder erleben will. Und genau dann bist Du dieses Monster mit langen Krallen und schrillem Lachen. Das nervt mich etwas.

Ich bin recht misstrauisch geworden, einen Vertrauensvorschuss gibt es nur noch selten. Mag dämlich sein, ist aber so.

Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass ich mich nur noch mit Menschen umgeben möchte, die mir gut tun, auf die ich mich im Ernstfall verlassen kann. Und das liebes Monster weißt Du ganz genau. Und genau darum sorgst Du im Moment für ein Misstrauen, dass ich so von mir gar nicht kenne. Die Tatsache, dass ich unterwegs inzwischen teilweise erkannt werde, macht es nicht einfacher.

Aber weißt Du, ich glaube dass ich Dich auf Dauer Loslassen kann. Es dauert vermutlich noch eine Weile bis ich aufhören kann Dinge und Menschen zu hinterfragen. Aber irgendwann werde ich vor vielen Menschen stehen, reden können und mich vorher nicht mehr vor Nervosität vergraben. Irgendwann werde ich Dich aus meinem Kopf werfen und akzeptieren, dass es Dinge im Leben gibt, die ich sowieso nicht beeinflussen kann. Bis es soweit ist, bin ich dankbar dass ich trotz der letzten Jahre immer noch aufrecht laufen kann, in den Spiegel gucke um eine Frau zu sehen, die ihr Leben trotz Allem recht gut auf die Reihe bekommt. Der Rest kommt sicher von allein irgendwann. Mach es Dir also nicht zu gemütlich bald wirst du weiterziehen müssen.

2 Gedanken zu „An das manchmal flauschige Monster, dass da in mir wohnt

  1. Ja, die Angst. Ich wünsche Dir sehr, dass Du sie los wirst. Ich habe das bis heute nicht geschafft. Ich schiebe sie beiseite, widerspreche der Angst und gehe trotzdem weiter, aber eine gewisse Grundanspannung bleibt mir. Es ist schon mal etwas so Schreckliches passiert, wer sagt denn, das nicht noch mehr passiert? Da reicht eine Kleinigkeit und -zack- steht die Angst wieder vor mir und ist riesengroß. Diese Grundsicheheit, dieses Vertrauen, das schon alles gut gehen wird ist bei mir ziemlich weg und das stresst mich auch. Ich denke zu viel. Ich lese mal fleißig weiter mit, Du machst mir Mut.

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