Was Kinder meiner Meinung nach zur Einschulung wirklich können sollten

Am Montag waren der kleine Batman und ich zur zweiten Einschulungsuntersuchung. Ende 2017 hatte der kleine Heldensohn die erste. Denn eigentlich wäre er bereits letztes Jahr eingeschult worden. Gründe, warUm er noch ein Jahr in der Kita bleiben durfte gab es einige, unter anderem….

In Berlin liegt der Stichtag auf dem 30.9. Alle Kinder, die bis dahin 6 Jahre alt geworden sind, werden eingeschult. Leo hat am 12.9 Geburtstag, wäre somit einer der Jüngsten gewesen. Außerdem war/ist er ein recht zierliches Kind, und ich bezweifle, dass er letztes Jahr einen Schulranzen hätte tragen können. Unsere familiäre Situation tat ihr übriges, so dass ich es für besser befand, unseren Sohn ein Jahr von der Schulpflicht zurückstellen zu lassen. Nur gut…. Anfang der letzten Sommerferien verstarb unser Held, die Einschulung wäre ein Desaster geworden.

Also dann dieses Jahr. Da der kleine Batman das letzte Mal seine Einschulungsuntersuchung verweigerte, mussten wir diese Woche nochmal dorthin. Ich nenne diesen Termin, seitdem ich mit Emma vor ihrer Einschulung dort gewesen bin, gern Musterung. Abgesehen von einer körperlichen Untersuchung, die bestimmt gut ist, gibt es einige Aufgaben zu lösen. Das Problem: diese Amtsärzte kennen die Kinder trotz kurzem Fragebogen nicht. Jedes Kind bekommt die gleichen Aufgaben. Leo hatte 1:1 die gleichen, wie seine Schwester 2014. Dazu kann man Pech haben und der zuständige Arzt/Ärztin ist leicht genervt und hat schon selbst keine Lust mehr. Die Welt plädiert für Mut zur Diversität und dennoch sind die Aufgaben für alle Kinder gleich. Unabhängig von ihren Interessen.

Der kleine Batman besucht wie alle anderen Kinder seiner Kita, die im Sommer in die Schule kommen, den „Maxiclub“. Das ist eine Runde von Vorschulkindern, die sich einmal in der Woche vormittags mit den Erziehern treffen und wichtige Dinge besprechen oder spezielle Ausflüge machen. Dieses Angebot ist super. Der kleine Heldensohn lernt dort noch nicht rechnen oder schreiben. Es gibt keine Federtasche oder einen Block, wie ich es aus anderen Kitas kenne. Stattdessen reden sie über Dinge, die die Kinder interessieren, fahren ins Technikmuseum und gehen schwimmen. Den Kindern wird nichts zwanghaft beigebracht, sondern die Lust am Lernen vermittelt, die Lust auf Wissen gesteigert und die Fähigkeit, seine Interessen zu erweitern, gefördert. Das finde ich deutlich wichtiger, als an einem Tisch zu sitzen und Buchstabenposter auszumalen.

Ich könnte Euch jetzt Tipps für den richtigen Schulranzen geben oder Euch darauf hinweisen, dass ihr am Besten gleich ein Abo für Radiergummis und Bleistifte abschließt, weil diese als erstes und zahlreich verschwinden. Mach ich aber nicht. Stattdessen würde ich Euch gern verraten, was mir im Jahr vor der Einschulung besonders wichtig ist, wie ein Kind auf die Schule vorbereitet werden kann, bzw. wie ich das mache oder es mir von der Kita wünsche.

Die Fähigkeit, sich konzentrieren zu können, ist ein großer Vorteil. Zu Hause üben wir das mit verschiedenen Gesellschaftsspielen oder auch Lego bauen. Haben wir ein Spiel angefangen, dann spielen wir das auch zu Ende. Bügelperlen und Puzzle sind dafür auch ganz großartig.

Selbstbewusstsein und das Wissen um Selbstwirksamkeit ist genauso wichtig. Ich wünsche mir, dass meine Kinder wissen, dass sie durch ihr Verhalten, durch sich selbst etwas bewirken können. Im positiven als auch im negativen Sinne. Ich bespreche viel mit meinen Kindern, viele Dinge entscheiden wir zusammen. Ich lasse sie Dinge ausprobieren, auch wenn mir dabei manchmal das Herz fast stehen bleibt. Aber ich möchte auch, dass sie für Dinge die Verantwortung übernehmen, die vielleicht nicht so gut gelaufen sind. Ich versuche, ihnen zu zeigen, dass nicht alles am Anfang klappen muss, sondern dass es Sachen gibt, die erst geübt und immer wieder versucht werden müssen. Fahrradfahren zum Beispiel.

Die Heldenkinder sollten wissen, wo sie sich im Ernstfall Hilfe holen können. Oder dass man anderen hilft, wenn es denen nicht so gut geht. Auf dem Schulhof in der Pause gibt es meistens einen oder zwei Erzieher für über 100 Kinder. Es ist nicht mehr wie in der Kita, dort wo der Erzieher im Optimalfall alle Kinder in Sichtweite hat. Die Kinder müssen selbst zu einem Erwachsenen gehen, wenn sie etwas benötigen.

Um den Schulweg sicher zu gestalten, sind die Verkehrsregeln wahnsinnig wichtig, und verschiedene Möglichkeiten zur Schule zu kommen. Wo gibt es einen Zebrastreifen? Wo eine Ampel? Was mache ich, wenn es nichts davon gibt?

Und zu guter Letzt, aber meiner Meinung nach besonders wichtig….Unterstützt Eure Kinder in der Selbstorganisation. Ich weiß nicht mehr, wieviele Mützen, Jacken (!!!), Stifte, Bücher und co. in der ersten Klasse der Heldentochter verschwunden sind. Natürlich wusste sie nie, wo das alles hin ist. Hausaufgaben müssen ins Heft geschrieben werden und wenn Ausflüge anstehen, ist Zuhören und sich das Gesagte auch zu merken durch aus von Vorteil. Zeigt Euern Kindern wo die Schuhe hingehören, dass es für Jacken einen Haken gibt und Stifte in der Federtasche besonders gut aussehen. Lasst sie kleine Dinge im Haushalt machen, ihr benutztes Geschirr abwaschen oder in den Geschirrspüler stellen, Blumen gießen und Ähnliches. Wenn sie etwas in ihrem Zimmer suchen, dann lasst sie alleine suchen.

Lasst Eure Kinder neugierig bleiben, lasst sie fragen. Stellt ihnen Fragen. Geht in den Wald, in Parks, auf Felder. Besucht Museen, Bauernhöfe und Freunde. Zeigt ihnen Dinge, die zu Fragen anregen. Zeigt ihnen Orte und Situationen, die über die eigene Vorstellung hinaus gehen. Lasst sie mutig werden.

Und nun denken bestimmt viele, dass das alles selbstverständlich ist. Dass das Dinge sind, die bereits Nicht- „Vorschulkinder“ lernen sollten, oder?

Jein, denn klar sollten das auch Kinder wissen, die nicht bereits morgen eingeschult werden. Vorschulkinder sind Kitakinder. Alle Kitakinder. Ale Kinder, die noch nicht zur Schule gehen. Denn ob wir es wollen oder nicht, die Vorbereitung auf die Schule beginnt nicht erst ein Jahr vor der Einschulung, sondern bereits viel früher. Darum wird das Wort „Vorschule“ auch im pädagogischen Rahmen gar nicht mehr benutzt

3 Gedanken zu „Was Kinder meiner Meinung nach zur Einschulung wirklich können sollten

  1. Ich mag deine Sicht auf die Dinge so sehr! Du hast alles sehr treffend beschrieben, hier in Sachsen wird Vorschule noch im klassischen Sinne betrieben. Obwohl auch neue und gute Inhalte vermittelt werden, wie Sicherheitstraining im Bus usw., aber wir handhaben es wie du, wir spielen Spiele, lernen dadurch viel und geben so unserem Mittleren, sich zu konzentrieren.
    Liebe Grüße Luisa @kirscheplus3

  2. Das hast du schön beschrieben! Da meine drei Kinder auch sehr unterschiedlich sind, wusste ich bei meiner mittleren Tochter sie geht sicher nicht in eine staatliche Schule. Sie würde unter dem Druck kaputt gehen. Sie und die kleine Schwester sind auf der Waldorfschule und glückliche Schulkinder. Der große Bruder ist in einer staatlichen Schule und für ihn auch gut so.

    Ich wünsche euch alles gute 🍀

  3. Ich bin ebenfalls kein Freund von diesen Einschulungstests. Dort wird nur stigmatisiert. Ich bin ja ohnehin ein Verfechter von Inklusion. Das heißt, jedes Kind sollte bedingungslos aufgenommen werden in die Schule. Was ich nur gut fände, wäre ein Einstufungstest, um festzustellen, was ein Kind schon kann und was noch nicht. Das würde dazu führen, dass man jedes Kind dort abholt, wo es gerade mit seinem Lernstand ist. Das würde aber auch viel offeneres Lernen nach sich ziehen, wo viele Lehrer in unserem Land noch sehr überfordert damit sind. Leider.

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