Letzte Woche erzählte ich Euch von Martina, der Tierärztin die sich ehrenamtlich für Straßenhunde in Rumänien engagiert. Ich sagte Euch auch, dass ich gern die eine oder andere Geschichte von Euch erzählen möchte und bat Euch mir von Euern Projekten, Ideen und Geschichten zu erzählen. Mich erreichten daraufhin einige E-Mails mit tollen Vorschlägen. Ich werde jede beantworten, bitte habt noch etwas Geduld. Ich brauche etwas länger im Moment…
Sarah war die Erste, die mir geschrieben hatte. Sie erzählte mir ihre Geschichte. Die Geschichte ihrer Schwester und dem, was sie daraus machen konnte. Ich hatte eine Gänsehaut. Liebe Sarah, welche Heldin Du bist. Ich verbeuge mich, ganz ehrlich.
Sarah hat einen kleinen Gastartikel geschrieben, den ich Euch nun nicht weiter vorenthalten möchte.
„Hallo Ihr Lieben,
ich freue mich sehr darüber, Euch heute hier auf Ines Seite von meinem neuen Blog „Ein bisschen Hoffnung“ erzählen zu dürfen. Dafür muss ich ein bisschen ausholen:
Meine große Schwester erkrankte im Jahr 1985 mit vier Jahren an Leukämie. Im gleichen Jahr kam ich auf die Welt und musste jahrelang mit ansehen, wie sie um ihr Leben kämpfte. Ich erinnere mich an gute Zeiten, in denen sie gesund war und wir gemeinsam ins Freibad durften. Aber vielmehr erinnere ich mich an die dunklen Zeiten und an eine Schwester, die durch die viele „Übung“ 12 Tabletten auf einmal schlucken konnte, keine Haare auf dem Kopf hatte und oft vor Schmerzen schrie. Die Klinik war unser zweites Zuhause, die Krankheit und die Angst bestimmten unseren Alltag. Ich war in der ersten Klasse, als ich ihr mit nur 13 Jahren beim Sterben zusehen musste. Wir waren nicht nur Schwestern – wir waren beste Freundinnen. Sie zu verlieren, lies mich und meine Familie in einer absolut hilflosen Ahnungslosigkeit zurück. Wer lässt sowas zu?

Frühling 2018: 25 Jahre später, genau an ihrem Todestag, rief mich die DKMS an und teilte mir mit, dass ich als potenzielle Spenderin für einen Patienten infrage komme. Ich war erst mal in einer Art Schockstarre und konnte nicht glauben, dass dieses Thema nun auf diese Weise zu mir zurückfinden sollte. Natürlich zögerte ich keine Sekunde und sagte zu! Mein Vater war genauso überwältigt wie ich und sagte in seinem charmanten Aachener Dialekt zu mir: „Sarah, der armen Socke – der hilfste! Was hätten wir nur damals für ein bisschen Hoffnung gegeben?“ Ich war so überwältigt von dieser Chance und fühlte mich vom ersten Tag an mit meinem genetischen Zwilling und ihrer Familie stark verbunden. Schließlich habe ich auch sehen müssen, was sie die letzten Monate (oder Jahre) durchmachen mussten. Zwei Tage vor meinem OP Termin sind meine Freunde auf meinen Wunsch mit mir ins Phantasialand gefahren.

Ich wollte nicht nur gesunde, sondern extra glückliche Zellen anliefern. Knapp drei Monate nach dem ersten Anruf spendete ich dann in einer kurzen OP einen Liter von meinem Knochenmark. Am nächsten Tag erhielt ich die Eckdaten des Patienten: Die Spende ging an ein kleines Mädchen aus Deutschland und heute, gut ein Jahr später, geht es ihr sehr gut.
Die Wahrscheinlichkeit als registrierter Spender innerhalb der ersten zehn Jahre zum Einsatz zu kommen, liegt bei nur 1,5%. Die höchste Chance zu einem anderen Menschen zu passen, findet man unter Geschwistern mit rund 25%. Für meine Schwester habe ich nicht als Spenderin gepasst – 25 Jahre später passe ich zu einem fremden Mädchen. Vielleicht kann sich der ein oder andere vorstellen, was in dieser Zeit in mir vorging. Ich denke jeden Tag an mein kleines genetisches Zwillingsmädchen und bin jetzt schon so stolz auf die kleine Kämpferin!

In der Zeit vor, während und nach der Spende haben mich viele Leute in meinem Umfeld mit Fragen gelöchert und ich habe gemerkt, das Thema Stammzellspende verträgt noch etwas Aufklärung. Um ehrlich zu sein, wusste ich selbst vor der Spende gar nicht so genau, was Knochenmark eigentlich ist und wofür es gut ist. Eines Tages kam mir die Idee zu meinem Blog und ich fing sofort an, meine Idee in die Tat umzusetzen.
Auf „Ein bisschen Hoffnung“ teile ich Infos und Geschichten rund um das Thema Stammzellspende und beantworte Fragen wie „Knochenmarkspende – tut das eigentlich weh?“ beantworten
Neben meinen Erfahrungen möchte ich andere Spender, Patienten und auch Ärzte wie Dr. Urs Mücke zu Wort kommen lassen, der schon auf einer Transplantationsstation gearbeitet hat
Für Betroffene und Angehörige ist Blutkrebs oft das dunkelste Kapitel – die Möglichkeit der Stammzellspende kann Licht in diese düsteren Ecken bringen. Ich träume davon, dass ich Menschen durch meinen Blog zu einer Registrierung bewegen oder zu einer anderen Art von Hilfe inspirieren kann. Und vielleicht kann ich mit meinen Texten dem ein oder anderen Patienten, der gerade eine schwere Zeit durchmacht, ein bisschen Hoffnung schenken.

Liebe Ines, danke für Deinen Einsatz und Deine Unterstützung. Ich wünsche Dir und Deinen süßen Kids alles Liebe und immer viele bunte Streusel 😉 und würde mich freuen, den ein oder anderen Leser auch auf meinem Blog begrüßen zu dürfen. Denn am stärksten sind wir, wenn wir teilen.
Alles Liebe,
Eure Sarah „
Liebe Sarah, noch einmal vielen dank für Deine Worte. Vielen Dank, dass Du weiter aufklären und mit Mythen aufräumen möchtest!
Und für Euch ihr Lieben gilt das Gleiche wie letzte Woche. Wenn ihr etwas erzählen wollt, thematisch völlig frei gewählt, dann meldet Euch gern bei mir. Ich freue mich auf Euch.
Wie verrückt das Leben spielt ❤exakt 25 Jahre später❤ Zufälle gibt es….die wahrscheinlich gar keine sind❤Schicksal ist das❤Daran glaube ich❤
Danke liebe Sarah und danke Iris das du uns teilhaben lässt❤