Heute ist Montag, der erste Schultag in der 5. Klasse für die Einhornbändigerin. Unfassbar wie schnell die Sommerferien vorbei gegangen sind. Jetzt klingelt am Morgen wieder der Wecker, weil Jeder irgendwo hin muss.
Der kleine Batman wird am Samstag eingeschult, besucht aber ab Heute jeden Tag stundenweise den Hort. Es wird wie eine Art Eingewöhnung, sonst wird es nächste Woche möglicherweise zu viel. Der Heldensohn ist leicht überfordert wenn zu viele neue Dinge auf ein Mal kommen.

Letztes Jahr um diese Zeit fürchtete ich mich vor diesem Alltag. Simon starb am Anfang der Sommerferien 2018 und wurde am Ende der freien Tage beigesetzt. Kurz danach sollte der Alltag wieder losgehen und ich war mir nicht ganz sicher, ob das klappen würde.
Inzwischen weiß ich, dass das klappt. Wir werden uns auch jetzt wieder neu einspielen müssen. Zwei Schulkinder sind es nun, 6 freie Wochen liegen hinter uns. Aber ich denke, dass das nicht nur uns so geht.
Letztes Jahr am 10 August war die Beisetzung/ die Abschiedsparty unseres Helden. Dieses Jahr am 10. August wird Leo eingeschult. Ich bin ganz froh darum, weil ich glaube dass dieses Datum daher eine andere Bedeutung bekommt. Leo startet dann nicht nur in einen neuen Lebensabschnitt, wir haben dann auch alle „Jahrestage“ ein Mal durch.
Wir haben im letztem Jahr und eigentlich auch schon davor gelernt, dass die Angst vor bestimmten Tagen oder Ereignissen oft schlimmer war, als der Tag selbst. Wir haben gelernt, dass wir in der Lage sind auszuhalten und nicht unterzugehen. Und wir haben auch gelernt, uns nicht zu verstecken wenn wir Angst haben, sondern einen Schritt nach vorn zu gehen.

Es gab viele Momente, in denen vor allem ich mich am liebsten vergraben hätte, leichter fielen aber die Tage an denen ich mich gestellt habe.
Heute ist der erste Schultag der 5. Klasse für Emma. Es erscheint ihr grade noch nahezu absurd wieder Hausaufgaben machen zu müssen. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwelche Schulmaterialien noch nicht besorgt habe. Irgendwas vergesse ich immer. Also ist alles beim Alten, so wie immer.
Ich mag dieses „so wie immer“, besonders jetzt, wo eigentlich nichts wie immer ist.
Die Einschulung von Leo war immer das große Ziel von Simon und mir. Das beschlossen wir schon, als der kleine Heldensohn noch in meinem Bauch gewesen war. Die Einschulung sollte klappen, davon waren wir immer fest überzeugt. Simon wollte Leos Schultüte tragen und dabei zusehen, wie aus dem Kitakind ein Ranzenträger wird. Das klappt nun nicht mehr. Irgendwie aber doch. Möglicherweise ist es kein Zufall dass der erste Jahrestag der Beisetzung und die Einschulung auf einen Tag fallen. Wer weiß das schon.
Dieses Alleinerziehen sein ist nach wie vor nicht meins, Entscheidungen und Überlegungen alleine treffen, Pläne setzen. Vor einem Jahr dachte ich, dass das niemals klappen wird so unstrukturiert wie ich bin. Ich bin doch eher der intuitive Mensch, der ungerne plant oder ewig vorher vorbereitet. Das Chaos war vorprogrammiert aber was soll ich sagen… Das Haus steht noch. Den Kindern geht es gut, nur ich habe einige Falten mehr. Aber es funktioniert. Mittlerweile sind wir gut eingespielt und ich habe dank guter Freunde auch hin und wieder Momente für mich.

Ein Jahr Ausnahmezustand ist fast um. Simon ist noch immer hier. Überall und manchmal raubt er mir immer noch den Atem. Ich habe immer noch ab und zu das Gefühl, dass Kunibert auch mein Leben gegen die Wand gefahren hat. Ich bade kurz in Selbstmitleid um dann zu erkennen, was in diesem Jahr aber auch alles geklappt hat. Es ist schier unglaublich was wir in den letzten 12 Monaten erlebt haben.
Heute vor 13 Monaten habe ich dieses Aufklärungsgedöns unterschrieben, dass mir sagen sollte was geschieht wenn ich die Behandlung unseres Helden einstellen lasse. Ich unterschrieb weil ich nicht wollte dass Simon weiterleiden musste. Heute bin ich noch immer nicht im Reinen mit mir und dieser Entscheidung. Gestern vor einem Jahr hörte ich das letzte Mal seine Stimme, bevor er ins Koma gelegt worden war.
13 Monate sind vergangen, noch sind wir nicht angekommen. Aber ich glaube, dass der Weg ins leben2.0 der richtige ist.

weiter so !!!!!
Genau!