Wenn das eigene Leben zu langweilig ist

So, wieder ein kleiner Hinweis zuerst. In diesem Post schreibe ich hauptsächlich NICHT über mich, obwohl sich manche Erfahrungen ähneln. Auch hier bitte ich Euch darum, nett zu bleiben oder erst nachzudenken bevor kommentiert wird. Ich danke Euch!

Woran merkt ihr, dass das Leben eines Menschen furchtbar langweilig sein muss? Diese Menschen interessieren sich wahnsinnig für das Leben Anderer, vor allem für die Stellen, die angreifbar sind oder möglicherweise nicht ins eigene Bild passen. Dann wird geredet, hinter dem Rücken versteht sich. Mit anderen Leuten, deren Leben ebenso öde sein muss.

Führst Du eine Beziehung mit einem wesentlich älteren oder jüngeren Partner; hast du zwei Kinder deren Altersunterschied weniger als 12 Monate sind; Hast Du zwei Kinder und zwei Väter; Du hast eine andere Religion als die Masse, siehst anders aus oder wie im folgendem Fall bist verwitwet….

Es ist egal, irgendwas was von der „Norm“ abweicht und es wird geredet. Wenn Du verwitwet bist und möglicher Weise noch in der Öffentlichkeit stehst….Du könntest vermutlich Romane schreiben. Im letzten Jahr, wenige Monate nach unserem Helden starb ein anderer Vater. Unverhofft und Öffentlich. Weil er im Rampenlicht stand. Seine Art polarisierte und allein deswegen mochte ich den irgendwie.

Ihr kennt die Büchners nehme ich an, oder? Also medial. Im Moment ist es kaum möglich an ihnen vorbei zu kommen. Ich kenne sie nicht persönlich, aber lese dennoch jeden Tag etwas über diese Familie in den Medien. Vor allem nicht so tolle Dinge. Die Kommentare unter diesen Beiträgen lösen in mir oft Fremdschämen aus. Zuerst waren alle Augen auf die Witwe gerichtet um zu sehen ob sie ihr leben überhaupt wieder in den Griff bekommt. Danach ging es darum ob sie den Lebensstandart halten kann und nun wird ihr ständig irgendwo ein neuer Lover angedichtet. Ob letzteres stimmt weiß ich selbstverständlich nicht. Aber es interessiert mich auch gar nicht weil es mich einfach nicht das geringste angeht.

Diese Frau muss öffentlich einstecken, jeden Tag und das auch ziemlich derbe. Abgesehen von der Tatsache, dass dämliche Kommentare unter einem Post über ihren toten Mann mehr als pietätlos sind, was zur Höle soll das denn? Einige schreiben auch, dass es sie nicht das geringste interessiert, was sie so treibt, dass sie genervt sein von der ständigen Berichterstattungen. Mag sein, aber warum kommentieren sie denn? Mit dieser Geschichte verhält es sich ähnlich wie mit „Deutschland sucht den Superstar“; jeder findet es peinlich, keiner guckt es und trotzdem sind die Einschaltquoten auf mysteriöse Weise so hoch, dass wir es jedes Jahr aufs Neue bewundern dürfen. Seltsam, findet ihr nicht? Die Nachfrage bestimmt das Angebot und so….

Die Büchners sind nun öffentlich sichtbar. Der Grund für ihre Bekanntheit kann man finden wie man will, aber viele kennen sie. So falsch kann das also nicht sein, was sie da getan haben. Dieses leichte verplante, äußerst chaotische Wesen des Mannes erinnert mich im übrigen oft an mich selbst. Aber das nur am Rande.

Seine Frau, seine Kinder sind nun oft die Zielscheibe der Nation und ich hab nicht die geringste Ahnung warum. Sie würde den Tod ihres Mannes zu ihren Zwecken nutzen, Sie sucht PR, Sie kann nix anderes und so weiter. Ich frage mich immer woher das Jemand glaubt zu wissen.

Im Grunde tun sie etwas, was wir auch machen. Sie trauern ZUM TEIL öffentlich, alles wird bestimmt lange nicht öffentlich zugänglich sein. Wir können diese Familie sehen. Und wenn wir ganz genau hinsehen, ist auch erkennbar dass sie das eigentlich doch ganz gut machen. Auch sie ist jetzt alleinerziehend. Auch sie versucht das Umfeld für sich und ihre Kinder zu halten. Auch sie zeigt, dass ein Leben nach dem Verlust eines Lieblingsmenschen weitergehen kann. Ob und wie oft Daniela Büchner dabei online zu sehen ist, ist absolut irrelevant.

Ich bekomme oft Nachrichten von Frauen oder Männern, die grade erst verwitwet sind. Es ist erst wenige Wochen her. Sie fragen mich oft danach, wie ich das alles schaffen würde, wie es nun weiter geht. Ich hab nicht die geringste Ahnung, ich versuche einfach nur meinen Kopf nicht in den Sand zu stecken und erzähle das auch den Menschen, die mir schreiben.

Die Büchners leben aber genau das vor. Für jeden sichtbar. Und strenggenommen sorgen sie dafür, dass das Thema Tod und Verlust kein Tabuthema mehr ist. Tod und Sterben haben etwas beängstigendes und Faszinierendes zu gleich. Es ist eine unbekannte Komponente, die aber jeden von uns einmal treffen wird. Ich glaube, dass sich die Massen deswegen auch so für die Büchners interessieren. Allerdings sollten diese Menschen dann auch den Popo in der Hose haben und das zugeben anstatt zu behaupten, dass sie genervt sind. Es wäre ein leichtes diese Berichte nicht zu lesen oder anzusehen. Stattdesssen wird verbal geohrfeigt. Online versteht sich. Oder hinter dem Rücken. Denn im echten Leben würde sich NIEMAND vor eine Witwe stellen und sagen „Du hör mal, dieses getrauere von Dir nervt langsam. Der einzige sympathische Mensch Eurer Familie ist jetzt sowieso tot“

Tod und sterben ist ein doofe Themen, die irgendwann mal abgeschlossen sein sollten. Dummerweise ist das nicht so einfach.

Aber ihr Lieben, bevor ihr urteilt, dauergenervt seit oder euch Gedanken um das Leben anderer Menschen macht….bleibt doch erstmal bei Euch, macht euer Leben interessanter. Dann müsst ihr auch nicht sinnlose Kommentare zu anderen ablassen. Und falls ihr doch das Bedürfnis haben solltet….Von Angesicht zu Angesicht; neudeutsch, Face to Face ist das irgendwie cooler und faier.

3 Gedanken zu „Wenn das eigene Leben zu langweilig ist

  1. Das genau denke ich jedes Mal und nicht nur, wenn es darum geht, dass jemand starb. Generell hast Du Recht: Keiner guckte Dallas, aber es lief über zehn Jahre. Wenige schaffen es, auf Trauernde zu zu gehen, ihnen etwas Freundliches zu sagen, aber noch viel mehr haben eine Ahnung , wie man damit umgehen sollte. Auch ich habe sowas schon erlebt – bin zweifache Mutter von Sternen-Mädchen. Eines Tages fragte mich ein Kerl, ob ich (wörtlich) „kalt sei, so damit umzugehen“. Ich hatte es verwunden, es war 3 und 11 Jahre her. Ich weinte einfach nicht mehr deswegen und wollte auch von Anfang an NICHT daran zerbrechen – so what? Ist man nur richtig, wenn man auf die Knie fällt? Du hast mit jedem Wort Recht, liebe Ines. Danke.

    1. Ich denke, dass das ein ganz wichtiger Aspekt ist: man muss sich klarmachen, wie bzw. wer man ist. Es ist leicht sich gehen zu lassen und in seiner Trauer zu versinken. Jeder kennt sicherlich Menschen, bei denen das so läuft. Und dann gibt es die anderen Menschen, die trotzdem stark und lebensbejahend sind. Man kann sich entscheiden, zu welcher Sorte man gehören will. Trauer ist keine Krankheit, der man ausgeliefert ist.

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