Das Angehörigen ABC; K wie kalkulieren. Wenn Zeit zum Luxusgut wird

Kennt ihr, oder. Dieses ständige kalkulieren von allen möglichen Dingen. Wenn ich Simon jetzt zum Arzt begleite, schaffe ich es dann noch rechtzeitig in die Kita den kleinen Batman abholen? Wir müssen um spätestens xy Uhr los, damit das noch klappt.

Wenn ich jetzt noch 20 Minuten länger in der Klinik beim Helden bleibe um ihn zu einer Untersuchung zu begleiten verpasse ich den Bus. Dann schaffe ich erst den Bus um xyz Uhr und bin zu spät zu Hause. Wen kann ich anrufen, dass er kurz für die Kinder einspringt?

Kann ich uns diese Erdbeeren wirklich kaufen? Und diese Busfahrkarte? Ich laufe lieber.

Wenn dieses Medikament hilft, behalten wir immerhin den Istzustand. Zuhause muss dann eine Rampe an die Tür. wer macht das, dass es schnell genug geht?

Weihnachten, Geburtstag (Anlass Eurer Wahl) der Kinder stehen an. Konto war leer, weil Medikamente genutzt worden sind, die noch nicht von der Kasse genehmigt wurden. Weil das Auto stehen bleiben muss, Öffis gehen aufgrund der Infektionsgefahr auch nicht; weil wir also die besten Taxikunden waren. Beide Erwachsene im Krankengeld, Nummer eins weil krank, Nummer zwei weil pflegt. Wir waren nie arm, aber kalkulieren durften wir öfter.

Das Problem ist oft das schwer- oder chronisch kranke Menschen und deren Angehörige oft durch ein Raster fallen. Und uns ging es, im Vergleich zu Anderen noch gut. Wir mussten nie hungern und hatten Eltern, die im Notfall unterstützend eingegriffen haben. Das Kalkulieren bezog sich aber nicht nur auf finanzielle Dinge, sondern auch und besonders im letzten Jahr, auf den Luxusfaktor Zeit. Ich war bei nahezu jedem Arztbesuch mit, da unser Held den Gesprächen am Ende nicht folgen konnte. Ich besuchte ihn in der Klinik und musste immer sehen, dass es nicht mit den Kindern kollidiert. Der Haushalt wollte nebenbei gemacht werden, die Hunde versorgt und die Zeit mit den Kindern sollte trotz Allem noch schön. Einen Anspruch auf eine Haushaltshilfe gab es nicht, weil ich zitiere „Nicht das haushaltsführende Mitglied der Familie erkrank ist (war)“ Das erschloss sich aus der Tatsache, dass Simon bevor Kunibert so massiv zurückkehrte mehr Stunden außer Haus war als ich. Yes.

Liebe Angehörige, kommt Euch das bekannt vor? Vor allem drohen angehörige Kinder, sogenannte Schattenkinder schnell ins Abseits zu rutschen. Ich versuchte das zu verhindern, bin mir aber fast sicher, dass das nicht immer geklappt hat. Besonders dieser Punkt tut mir Leid, bis Heute. Weil ich das Gefühl habe dem all nicht gerecht geworden zu sein.

Gibt es nicht die Möglichkeit einer Familiären, massiven Entlasstung kommt man schnell an seine Grenzen. Wir hatten diese Entlassung von Zeit zu Zeit. Meine Eltern oder die Heldeneltern, der Heldenbruder samt Family,liebste Nachbarn oder auch Freunde, die noch da waren. All diese Menschen unterstützten uns hin und wieder in der Betreuung der Kinder. Je länger die Erkrankung aber dauerte, desto schwieriger wurde es. Aber das erzählte ich bereits. Vermutlich lag das auch daran, dass jeder Mensch auch sein eigenes Leben hat. Wir hatten demzufolge oft Engpässe. Warum gibt es da so wenig Unterstützung, auch für die Angehörigen.

Irgendwann hatte ich mal die Idee genau für diese Lücken und besonders auch für die genannten Schattenkinder einen Verein zu gründen. Um diverse Betreungengpässe zu mindern und gleichzeitig den Angehörigen Kindern eine Möglichkeit der Auszeit zu ermöglichen, in den sie einfach atmen können ohne dabei den Stress der Eltern spüren zu können.

Ob ich das noch machen werde weiß ich nicht, weil ich noch immer nicht fit genug in diesen Belangen bin. Ich frage mich einfach nur, warum es kein Auffangnetz für dieses ewige kalkulieren gibt.

4 Gedanken zu „Das Angehörigen ABC; K wie kalkulieren. Wenn Zeit zum Luxusgut wird

  1. Liebe Ines,
    Solltest du so einen Verein Gründen wollen, ich wäre dabei@!!

    Auch meine Tochter war ein sogenanntes Schattenkind als ihr Bruder, mein Sohn an Krebs erkrankte. Sie tat sich unheimlich schwer damit und es sollte wirklich etwas geben, dass diese Kinder auffängt!

    1. Stimmt die machen ähnliche Dinge, ersetzen aber kein Netzwerk. Und das wäre eher das, was ich im Falle einer Vereinsgründung vor hätte

  2. Oh ja, das weiß ich noch allzu genau. Kann gar nicht sagen, wie ich das geschafft habe. Meine Schwester versuchte einiges aufzufangen, hatte aber gerade ein Baby bekommen. Unser Großer kam nicht mehr den Papa im Krankenhaus besuchen, weil er es micht ertragen konnte. Und man selbst funktionierte irgendwie zwischen Kindern, Arbeit, Krankenhaus, Ärzten und Haushalt. Die Schwäche kam dann später. Eine Hilfe im Haushalt wäre großartig gewesen.

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