Dieses Alleinerziehende Elternding

Ich habe vor einiger Zeit auf Instagram einen Post gelesen. Dort schrieb eine Mutter, die unter der Woche allein mit ihren Kids ist. Am Wochenende jedoch ist der Papa da, an den anderen Tagen ist er beruflich unterwegs. Dieser Zustand ist vorübergehend für einige Monate der Fall, bei anderen Paaren bzw. Eltern ist das immer so.

Um nun aber zum Punkt zu kommen. Sie schrieb, dass sie Alleinerziehend mit Mann sei. Dass es unter der Woche kaum einen Unterschied zu „echten Alleinerziehenden“ gäbe. Unter diesem Post sammelten sich eine Menge Kommentare; Befürworter, Kritiker und teilweise auch Kommentare, die jenseits von Gut und Böse waren.

Es gibt verschiedene Definitionen zu diesem „Unwort“ Alleinerziehend. Zum Beispiel:

„Als „alleinerziehend“ bezeichnet man Elternteile, die die tägliche Verantwortung für die Erziehung und Betreuung der Kinder, sowie für den Lebensunterhalt überwiegend alleine tragen. Dabei ist es unerheblich ob der Elternteil ledig, geschieden, getrenntlebend oder verwitwet ist.“ ( Rund ums Baby)

Oder aber…

In § 21 Abs. 3 SGB II wird ist festgelegt,“ dass bei Personen, die mit einem oder mehreren minderjährigen Kindern zusammenleben und allein für deren Pflege und Erziehung sorgen, ist ein Mehrbedarf anzuerkennen. Danach wird als alleinerziehend bezeichnet, wer ohne Hilfe eines anderen Kinder unter 18 Jahren großzieht. Damit wird klar, dass es sich bei den Alleinerziehenden nicht zwingend um die leiblichen Eltern handeln muss, sondern beispielsweise auch Großeltern oder Pflegeeltern von dem Begriff umfasst sind.“

Es gibt noch weitere Versuche dieses Wort zu erklären. Manche sagen, dass Alleinerziehend sein dann aufhört sobald ein weiterer Erwachsener mit in die Wohnung einzieht,(Neuer Partner, Großeltern…) der bei der Erziehung unterstütztend eingreifen kann. Das Sozialgesetzbuch sagt, dass Alleinerziehend, der Jenige ist der ohne Hilfe ein Kind großzieht. Das würde doch auch heißen, dass die Unterhaltsleistungen des Trennungspartners nicht zählen, oder? Wie auch immer.

Ich fühle mich Alleinerziehend, trotz der Tatsache, dass zumindest die Einhornbändigerin noch einen Vater hat. Der macht einen super guten Job, nimmt den Umgang zuverlässig wahr, Absprachen unter uns klappen und Unterhalt gibt es auch. Er ist ein toller Vater, wirklich. Den größten Teil des Alltags aber liegt bei mir. Beim kleinem Batman sowieso.

Kommen wir aber mal zum gefühlten Alleinerziendsein. Wenn die Kinder krank sind, nachts nicht schlafen können oder zur Medikamenteneinahme überredet werden müssen, bin in der Regel nur ich da. Selbst krank werden geht nicht, weil Niemand hier ist der die Kinder versorgt. 24/7 auf Abruf stehen ohne Jemanden, der ablösen könnte. Wenn Klassenfahrten, Geburtstage, Weihnachten oder sonst was anstehen, bin ich es die sich überlegen muss wie das finanzierbar ist. Wenn es Tage gibt, an denen Beide Kinder abwechselnd ausflippen, ich die gemeinste Mutter von allen bin und sowieso alles doof ist, gibt es keine Schichtablösung. An Tage wie Weihnachten oder Silvester will ich noch gar nicht denken. Das ist kein Gejammer, das sind Tatsachen. Ich denke, dass die Heldenkinder und ich inzwischen ganz gut darein gewachsen sind. Die Situation ist so wie sie ist. Nicht immer schön. Bei Weitem aber auch nicht immer anstrengend. Es gibt deutlich dramatischere Dinge im Leben als Alleinerziehend zu sein. Ich habe mich bewusst für unsere Kinder entschieden. Dabei spielt es für mich auch keine Rolle ob das nun „geplant“ war oder nicht. Ich habe mich bewusst dazu entschieden eigene Abstriche zu machen um zwei kleinen Menschen auf ihrem Weg ins Leben zu helfen. Ich habe ihnen bei der Geburt versprochen, alles mir Mögliche zu versuchen, dass es ihnen gut gehen wird. All das tue ich weil ich eine Mama bin. Und bevor nun der Satz „Du bist so stark“ kommt; Oh Nein! Ich mache nichts Anderes als ganz viele andere Alleinerziehende auch. Nichts Anderes. Ihr wollt nicht wissen, wie oft ich Zähneknirschend mit Schoki in der einen Hand, und Taschentücher in der anderen Hand im Garten sitze, vor Wut oder Verzweiflung heule und denke „Nichts geht mehr“ Und es Geht doch. Immer wieder. Weil ich es gern mache, auch wenn es manchmal zum Haare raufen ist.

„Alleinerziehende mit Mann/ oder Frau“ machen im Grunde das Gleiche. Allerdings fällt oft die finanzielle Belastung weg. Wenn die Kinder ausflippen, ist der zweite Elternteil nicht da aber möglicherweise telefonisch erreichbar. Und oft ist die Zeit des Alleineseins zeitlich begrenzt. Ich denke dass das die hauptsächlichen Unterschiede sind. Alleinerziehend ist nicht nur eine Bürde, die sich vermutlich kaum Jemand ausgesucht hat. Es ist auch eine Chance über sich hinauszuwachsen. Es ist eine Möglichkeit sich selbst zu zeigen, was alles schaffbar ist. Es ist auch eine Optionen Herausforderungen anzunehmen und zu bewältigen.

Und dennoch ist auch das eine ätzende Situation. Eine Situation, die ich mir bei weitem unbefriedigender vorstelle als komplett ohne Partner da zu stehen. Es gibt zwar Jemanden, aber das Meiste lastet trotzdem auf einer Person. Besonders in Krisensituationen stell ich mir das schwierig vor. Ich weiß von vorneherein, dass da Niemand ist. Dafür muss ich in meinem Erziehungsstil keine Absprachen (Naja nur wenige) mit meinem Partner treffen. Ich entscheide allein, ob Konsequenz A auf das Verhalten B das Richtige war. Ich muss mich nicht für Entscheidungen rechtfertigen oder gar darüber streiten.

Nun ist es so, dass unter diesem Post von dem ich Euch erzählt hatte, jede menge Kommentare gab. Eigentlich nur von Müttern, ich glaube „wir“ sind da giftiger als Väter. Sie versuchten sich alle zu überbieten und zu erzählen warum ihre Situation die schwierigste Wäre.

Liebe Alleinerziehende Frauen; warum machen wir das? Warum müssen Mütter sich so oft in Allem überbieten wollen. Selbst in diesem Thema. Warum verbünden wir uns nicht? Warum helfen wir uns nicht unterweinander? Warum werden wir nicht zu dem Dorf, dass es braucht um Kinder gesund aufwachsen zu lassen? Stattdessen führen wir untereinander fast schon Krieg; welches Kind schneller laufen kann oder die besseren Kopffüßler malt. Wer es schwerer hat und wem das Schicksal am unfairsten Mitgespielt hat.

Warum ist das so?

8 Gedanken zu „Dieses Alleinerziehende Elternding

  1. Lieben Dank, für diesen Beitrag. Ich bin nicht allein erziehend aber dieser Kampf nicht nur unter Mütter, sondern grundsätzlich in Familien was Kinder können und tun müssen egal im was für einen alter ist erschreckend. Kinder sind unterschiedlich und dass ist gut so. Jedes Kind ist einzigartig. Und man sollte egal wie die Entwicklung verläuft stolz sein ob schnell oder langsam. Dieser Kampf wer ist besser sollte aufhören und man sollte als Erwachsene sich tips geben und vereint unsere Kinder heran wachsen lassen.

  2. Hallo, ich gehöre zu den Müttern, die unter der Woche alleine sind und am Wochenende ihren Mann und Vater der Kinder da haben. Ich würde mich nie als Alleinerziehend bezeichnen. Ich habe immer jemanden, der mit mir entscheiden kann und der mich unterstützt, wie es halt nur der Partner kann. Das macht es so viel einfacher.
    Ich ärgere mich z.B. darüber wenn Mütter, die Kinder In kurzem Abstand bekommen haben, mir sagen, sie wüssten wie es mit Zwillingen ist. Es stimmt einfach nicht.

    Ich glaube, dass man sich ärgert, weil die eigene Leistung dadurch kleiner geredet wird, weil derjenige, der es die schwierigere Situation hat, schnell als schwach dargestellt wird. Stattdessen sollte derjenige Anerkennung bekommen und Unterstützung.

    1. Ich glaube tatsächlich dass diese Situationen für Niemanden einfach sind. Jeder empfindet etwas anderes für sich als Belastung. Wie ich schon meinte, ich stell mir die Situation mit Partner, der aber nicht da ist, emotional deutlich schwieriger vor, als dass es meine ist. Vergleiche sind in diesem Bereich einfach nicht möglich

  3. Sehr treffend geschrieben. Auch ich war eine zeitlang allein erziehend. Sowohl in der Trennungs- und Scheidungsphase als auch lange Zeit danach. Und ich behaupte heute noch, das ich davor auch Alleinerziehend war, weil alles an mir ging.

  4. Das frage ich mich auch ganz, ganz oft. Warum Mütter sich gegenseitig so zerfleischen und fies sein müssen.

    Ich hab es relativ gut. Motte ist gesund, wir sind es, unsere Partnerschaft läuft, wir haben ein Dach überm Kopf und mein Mann kommt eigentlich täglich nach Hause und übernimmt dann auch viel.

    Aber das heißt doch nicht, dass wir nie Streit haben. Oder an unsere Grenzen kommen. Oder ich auch mit Schoki und Taschentüchern da sitze und heule. Sicher geht es mir vergleichsweise gut und es ist manchmal vllt jammern auf hohem Niveau. Aber ich versuche immer, andere aufzumuntern und wenn ich mal traurig bin, würde ich gerne auch mal von anderen hören „Kopf hoch, das wird, hier ist noch mehr Schoki“ 😂

    Jede mama (und jeder papa) darf doch einfach mal alles kacke finden und das ist ok. Und dann ist es einfach viel schöner motivierende Worte zu hören, als vorwurfsvolle. 🙂

  5. Ich gehöre auch zu den Alleinerziehenden – aber – und da kommt mein aber – ich war auch schon vor der Trennung allein verantwortlich. Nicht finanziell. Aber das war auch der einzige Unterschied. Und für mich macht es tatsächlich kaum einen Unterschied zu vorher. Und du hast vollkommen recht – es ist absolut unsinnig, dass so eine Aussage eine Diskussion auslöst. Man sollte viel mehr zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen !

  6. Huhu,ich bin auch eine Alleinerziehende, zwar noch nicht so lang aber nun ist es nunmal so… Du sprichst mir mit deinem Beitrag in vielen Punkten total aus der Seele…

  7. Ich denke, es hängt viel von der Einstellung dazu ab und der Sichtweise. Es ist anstrengend,wie du aber schon schreibst, sind viele Frauen mit vielen Dingen trotz Mann auch auf sich selbst gestellt. Vielleicht etwas entspannter weil mehr Einkommen vorhanden ist.
    Den Konkurrentkampf nehme ich gar nicht so wahr. Vielleicht müssen viele etwas vor sich selbst rechtfertigen oder kompensieren,dass solche Kommentare entstehen.
    Ich greife auf ein zuverlässiges Netzwerk einiger alleinerziehender Freundinnen zurück,auf Familie und verlasse mich letztlich in erster Linie auf mich. Ich habe immer einen Plan B, weil eben immer ein Plan scheitern kann mit Kindern.
    Vielleicht ist Ehrlichkeit zu sich selbst der Schlüssel zu mehr Nächstenliebe ☺️

Schreibe eine Antwort zu PaddyAntwort abbrechen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.