Feiert die Feste wie sie kommen

Als Kind konnte ich es kaum erwarten endlich älter zu werden. Alt genug um in die Disco zu gehen. Ich war immer neidisch auf meinen großen Bruder, der am Wochenende oft unterwegs gewesen war. Ich musste stattdessen immer auf einen besonderen Tag warten um feiern zu können; Geburtstage, Weihnachten, Silvester, solche Dinge.

Mit 16 bin ich nach Berlin gezogen, welch Möglichkeiten sich da plötzlich auftaten. Ich war fast schon überfordert. Wie ich bereits erzählte, bin ich aufgrund pubertären Übermutes und anderen Gründen in eine betreute WG gezogen, zumindest bis ich 18 gewesen war. Dort gab es selbstverständlich Regeln, auch was die Nachhausekommzeit anging.

Mit 17 war mir das herzlich egal. Zusammen mit einigen Freunden fanden wir Clubs, die damals Jugendliche von 16 und 17 Jahren bereits hineingelassen haben. Unser Ausweis musste als Pfand am Eingang abgegeben werden, um 24 mussten wir die Clubs verlassen und den Ausweis wieder abholen. Es war großartig. Pünktlich war ich am Wochenende nur selten in der WG zurück. Mit 18 zog ich in meiner erste eigene Wohnung. Jetzt sagte mir Niemand mehr wann ich hätte zuhause sein sollen. Ich durfte auf die Partys gehen, auf die ich Lust hatte.

Dabei ging es gar nicht um übermäßigen Alkoholgenus, vielmehr befriedigte mich das Gefühl einfach feiern zu können, wie ich es mir vorher immer gewünscht hatte. Als ich später studierte gab es oft WG Partys von einer Kommilitone. Irgendeinen Grund zum Feiern gab es immer. Und wenn nicht, taten wir es trotzdem.

Einen Alltag mit Uni, Praktika, Wohnung nicht vermüllen lassen gab es selbstverständlich trotzdem.

Wann haben „wir“ Erwachsenen eigentlich verlernt ohne Grund einfach feiern zu können? Und warum eigentlich? Mir ging es zu meinen „Partyzeiten“ nicht unbedingt um den Genuss von Getränken und Ähnliches. es war ein kurzes Aussteigen. Ein Stop vom Alltag. Alles was in diesen Momenten zählte war das hier und jetzt. Die Stimmung.

Ich sehe an meinen Kindern, dass auch sie gern öfter feiern möchten als es Anlässe gäbe.  Die Lust auf Freude dieser Art ist nicht an Feierlichkeiten gebunden sondern entsteht auch ganz spontan. In unserem Fall werden dann spontane Geburtstagspartys für Kuscheltiere gegeben. Wenn es zeitlich ungünstig liegt, sage ich dies und verspreche die Party am Wochenende nachzuholen. Eine kleine Geburtstagskrone, einen Geburtstagskeks und ein in Zeitung eingewickeltes „Geschenk“ ist trotzdem immer drin. Am Wochenende danach folgt dann ab und an die echte Party, Mit Kuchen; Vom Kuscheltierbesitzer (mit)gebacken, kleinen Partyspielen und lauter Musik.

Manchmal suchen wir einen Schatz im Garten, dabei ist es egal was genau in der Schatzkiste ist. Gurken gehen auch. Das ist ein Partyspiel, auch ohne Party. Oder eine Pyjamaparty. Oder einfach laute Musik, mit einer kleinen Discokugel und Freunden, die spontan gefragt werden ob sie mitmachen wollen.

Die Lust auf solche Dinge entsteht ganz spontan. Unsere Kinder waren daher auch unsere Inspiration unseren Hochzeitstag damals monatlich, statt jährlich zu feiern. Die 25, ihr wisst schon.

Warum machen wir Erwachsenen das nicht mehr? Warum geben wir den Gefühlen bzw. dem Bedürfnis nach seichter „Party“ und einem kurzen Moment „Auszeit“ vom Alltag nicht mehr nach?

Ich gehen nicht mehr jedes Wochenende in irgendwelche Clubs. Das ginge weder zeitlich noch körperlich. Ich bin alt geworden, ihr versteht. Keine Ahnung wie ich das damals geschafft hab. Aber die Lust auf dieses Gefühl, an nichts anderes zu denken als an diesen Moment, die Lust auf Leichtigkeit, laute Musik und „Partystimmung“ ist geblieben.

Wenn kleine Kinder Musik hören, die ihnen gefällt fangen sie an zu tanzen. Sie lachen und geben sich dem hin was sie fühlen. Wir sollten uns daran erinnern und uns die kleinen Menschen dieser Welt als Vorbild nehmen. Wir sollten nicht nur feiern, wenn es einen Anlass dazu gibt. Sondern dann, wenn wir Lust dazu haben. Und wenn es nur eine Kurze Party von ein paar Minuten ist. Der Abwasch, die schmutzige Wäsche, Briefe die es zu beantworten gilt sind dann immer noch da.

Feiern bedeutet für mich, dass zu tun, worauf ich Lust habe. Alltagsaufgaben für einen Moment liegen zu lassen.

Wann haben wir verlernt, das einfach mal zu machen?

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