Beeil Dich, ich muss, Du sollst; Wer fastet mit?

Die Fastenzeit hat begonnen. Viele Menschen nehmen sich in dieser Zeit vor auf bestimmte Dinge zu verzichten. Süsskram, Alkohol und Zigaretten stehen da ganz ob in der Hitliste. Hab ihr Euch auch vorgenommen zu Fasten? Und falls ja, warum eigentlich?

Im Christentum wird 40 Tage gefastet um an die Fastenzeit von Jesus in der Wüste nach seiner Taufe zu erinnern. Im Islam wird 30 Tage gefastet. Von Sonnenauf-bis Sonnenuntergang. Selbst Wasser trinken ist während der Tageszeit nicht erlaubt. Ausnahmen stellen Kranke und schwache Menschen dar, schwangere und stillende Frauen und Frauen, die ihre Periode haben. Der Fastenmonat Ramadan soll an die Zeit erinnern, als der Erzengel dem Propheten Mohammed den Koran eröffnet hat. In dieser Zeit sollen sich die Muslime besonders mit ihrem Glauben beschäftigen. Es soll der Monat sein, in dem Gott zu den Menschen spricht.

Auch in anderen Religionen wird gefasstet. Nun bin ich nicht religös, verzeiht also wenn die Angaben hier nicht 100% richtig sind. Die Einhornbändigerin entschied selbst, dass sie getauft werden möchte. Ihre Erstkommunion hat sie inzwischen auch hinter sich. Sie erzählt ihrem Bruder regelmäßig von Gott und warum wir bald Ostern feiern werden. Der kleine Batman ist inzwischen auch von dem „dasein“ von Gott überzeugt.

sdr

Das Fasten jedoch ist in unserer Gesellschafft nicht immer kirchlich begründet, viele tun es aus anderen Überzeugungen.Nun ist es so, dass ich mich frage, warum Dinge wie Süssigkeiten 40 Tage weggelassen werden sollen. Welchen Grund gibt es dafür? Natürlich ist es eine gesunde Art, 40 Tage auf Zucker zu verzichten. Der aber steckt in nahezu jedem verarbeitetem Lebensmittel. Es täte dem Körper bestimmt gut, aber was passiert nach den 40 Tagen? (wie gesagt, ich rede von nicht religiösem Fasten)

Wie wäre es denn 40 Tage auf andere Dinge zu verzichten, die eine ähnlich toxische Wirkung auf unseren Körper haben können? Und vielleich über die 40 Tage hinaus ginge? Und was wäre, wenn dieser Verzicht noch schwieriger wäre, als der von Schokolade?

Wie wäre ein Verzicht von 40 Tagen auf Worte wie „sollen“, „müssen“ und „beeilen“? Sätze wie „Los beeil Dich, wir müssen los“ oder „ich muss heute unbedingt noch einkaufen“ fallen jeden Tag öfter als wir glauben. Dabei wäre es einfach, so manches Wort zu ersetzen. Die Kernaussage bleibt ähnlich, dass was aber gehört und gefühlt wird verändert sich. „Möchtest Du nicht langsam Deine Schuhe anziehen damit wir losgehen können?“ Du musst auch nicht einkaufen, Du darfst es. Weil Du Geld zum einkaufen hast. Und einen Supermarkt oder Markt, in dem die wichtigen Sachen verfügbar sind. Beides sind keine Selbstverständlichen Dinge.

Ich habe vor einer Ewigkeit ein Jahr als Aushilfe in einem Waldorfkindergarten gearbeitet. Um Zeit zu überbrücken. Dort hieß es nicht „xy, räume bitte noch das Spielzeug weg“ sondern „xy, du darfst nch aufräumen“ Im ersten Moment hörte sich das für mich absolut seltsam an schon fast komisch. Aber es klappte. Die Kinder wurden durch das Wort „dürfen“ motivierter. Und im Grunde stimmte es ja auch. Sie konnten nur aufräumen, weil sie Spielzeug hatten mit dem Chaos verbreitet wurde. Diese Kinder lernten diese Dinge von Anfang an zu schätzen.

Irgendwann, deutlich später wurde ich Mutter einer Tochter und noch etwas später auch Mutter eines Sohnes. Bis Heute versuche ich diesen Gedanken beizubehalten und das Wort „Müssen“ durch dürfen zu ersetzen. Und tatsächlich „funktionieren“ Bitten von mir, die das Wort dürfen enthalten besser als die ohne. Sollen und Müssen versuche ich so gut wie nie zu benutzen, weil ich von mir selbst weiß, dass ich dann erst recht keine Lust habe. Das bezieht sich übrigens auch auf Aussagen auf sich selbst. Zu seinem Spiegelbild.

 Was wäre, wenn Jeder von uns versuchen würde 40 Tage nicht zu Lügen? So gar nicht. Auch keine Notlügen. Weder sich selbst anlügen, noch Andere. Hört sich einfach an? Ich glaube nicht. Oder wie wäre es 40 Tage lang täglich ein paar nette Worte zu Jemandem zu sagen, anstatt hinter dem Rücken zu reden? Das wäre dann die Profiversion vom Fasten.

Fasten bedeutet Verzicht auf Dinge, die für uns alltäglich geworden sind. Dazu gehören auch eingefahrene Handlungsstrategien, für die wir selbst oft schon erblindet sind. Ich glaube, dass 40 Tage ein Start sein können. In ein Bewussteres Ich. Diese 40 Tage können helfen neue Wege zu gehen und halten ganz vielleicht nachhaltig sogar an.

5 Gedanken zu „Beeil Dich, ich muss, Du sollst; Wer fastet mit?

  1. Das ist mal eine gute Idee⚠️Darüber hab ich noch nie nachgedacht,werde aber gerne mal mit Fasten und Worte bewusst weglassen und austauschen 🤗

  2. Vielen vielen lieben Dank für die gute Idee!!!
    Ich habe das heute mal ausprobiert und statt Angst zu haben, habe ich mich gefreut dass ich auf die Arbeit darf 🙂

  3. Danke für diese Idee!

    Beim Lesen des Textes musste ich an das Lied *Immer muss ich alles sollen“ von Gisbert zu Knyphausen denken.

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