Lockdown, Job, Kinder; Warum es kein Aber gibt

Na gut, noch ist es kein echter Lockdown, ich gehe aber davon aus, dass es bald soweit sein wird. Freitag wurde klar dass in Berlin (und mittlerweile in allen anderen Bundesländern auch) ab Dienstag die Schulen und Kitas bis nach den Osterferien geschlossen haben werden. Das sind 5 Wochen… Während das große Kind vor Jubel kreischend nach Hause kam, versteht der kleine Batman die Welt nicht mehr. Beide Kinder hören im Radio gebannt zu wenn es um den Coronavirus geht. Wir haben zu Hause oft und viel darüber gesprochen.

Zusätzlich zu den Schulen schließen Mussen, Theater, Veranstalltungsgedöns, Clubs, Spielplätze, Schwimmbäder und Ähnliches. Ich glaube, dass im Laufe der Woche oder in der nächsten nur noch Apotheken und Supermärkte offen haben werden. Supermärkte sind zumindest bei uns noch leergefegter als die Woche zuvor. Am Samstag waren in vielen Märkten um 10 Uhr bereits Konserven, Nudeln und das bekannte Klopapier vergriffen. Dieses Mal aber war auch die Obst/Gemüseabteilung leer, ich sah Menschen, die Palettenweise Hefe kauften, 30 Packungen Milch und Ähnliches. Der Drogeriemarkt meines Vertrauens war so leer wie sonst nie.

Nun ist es aber so, dass zusätzlich die Kinder zu Hause bleiben sollen. Ausgenommen sind Kinder von bestimmten Berufsgruppen. (Pflege, Medizin. Feuerwehr, Polizei, Lebensmittelindustrie) Es wird abgeraten mit den Kindern auf öffentliche Spielplätze zu gehen, bzw. ist es inzwischen sogar offiziell untersagt. Dinge wie Schwimmbäder, Indoorspielplätze und Cafes stehen ebenso auf der roten Liste. Die Öffentlichen Verkehrsmittel fahren im Notbetrieb. Für Leute wie uns ,ohne Auto ist das semicool, auf der anderen Seite würde ich aktuell sowieso nur ungern in einen vollen Bus steigen. Bzw. nur dann wenn es sein muss.

Pexels.com

Ich witzelte vor ein paar Tagen noch über ein Flatterband in den Bussen, die dazu dienen die Busfahrer von den Mitfahren zu trennen. Nicht weil ich den Coronavirus verharmlosen wollte, sondern weil ich mich gefragt habe ob die Viren denn wüssten dass sie vor dem Flatterband auch Halt machen sollten. Tröpfcheninfektion und so. Ihr wisst schon. Niesen ist Everywhere

Abgesehen von dem wirtschaftlichen Desaster vieler Unternehmen stehen besonders Alleinerziehende oder/und Geringverdiener/Jobeinsteiger/eigentlich alle Arbeitnehmer vor dem Problem wohin mit den Kindern. Es sammeln sich Eltern und gründen private Notgruppen. Ich empfinde das schwierig, weil dann irgendwie auch der Sinn der Schulschließungen hinüber ist. Und ich befürchte, dass durch diese, durch aus verständlichen Ideen diese „Fast Lock Down“ Geschichte noch länger gehen könnte. Länger als bis Ostern…Weil die Anzahl der Neuerkrankten nicht sinkt. Weil wir die Risikogruppe berechtigt und unbedingt weiter schützen müssen. Weil viele Menschen es nach wie vor nicht ernst genug nehmen um auf ihren Latte Machiatto im Cafe oder dem Small Talk auf Spielplätzen verzichten wollen. In Spanien wurden mittlerweile alle Menschen zu einer Art Hausarrest „Gezwungen“, da sich die Bewohner dort auch zunächst nicht an die ganzen Empfehlungen gehalten haben. In Spanien fahren Polizeiautos Streife, Menschen die einfach so unterwegs sind werden hohe Bußgelder auferlegt. Ich befürchte, dass es auch in Deutschland darauf hinaus laufen wird, wenn es weiterhin diese „Mir doch egal“ Haltung gibt.

Wie ich Euch bereits erzählt habe gehöre ich Aufgrund einer Kleinigkeit zur Risikogruppe und sollte daher sogar Supermärkte und alles andere meiden.( Da die Nachfrage mehrfach kam, ich erzähle ich eventuell bei Gelegenheit davon) Das funktioniert bei mir leider nicht. Da selbst in den Onlinesupermärkten/Bringdiensten nicht mehr alles zu bekommen war. So ätzend. Die, die ihr arbeiten müsstet und eure Kinder nicht zu betreuen wisst. Falls der Partner da ist, wechselt Euch mit der Kinderbetreuung ab. Bei kleinen Kindern gilt dies auch fürs beworbene Homeoffice. Letzteres mit einem 2-5 jährigen Kind im Hintergrund zu betreiben empfinde ich mehr als sportlich. Es gibt leider keine klaren Regelungen und Notlösungen. Ich weiß das. Ich verstehe wie ätzend all das ist. Aber wenn wir nicht alle unser Handeln überdenken, wird dieser Ausnahmezustand deutlich länger dauern als bitte April.

Pexels.com

Redet mit Euern Arbeitgebern, mit Ärzten wie diese unterstützen können. Psychosoziale Belastung und so, ihr versteht schon.

Ich weiß dass es eine Kacksituation für alle ist. Aber es bringt nichts. Auch dann wenn wir vor Wut brüllen, alle verfluchen und Klopapier hamstern. (das übgrigens habe ich immer noch nicht verstanden) Panik bringt ebenso wenig, Obacht und Rücksicht hingegen schon.

Versucht irgendwie das Beste daraus zu machen, versucht Menschenmassen zu meiden. Es gibt tolle Orte ohne 30 Leute um Euch herum. Geht raus, sucht Euch einen Wald, einen weitläufigen Park, ein Feld. Kinder brauchen nicht immer das große Entertainment. Zeigt ihnen wie das so funktioniert…Spielen. Entdecken. Sucht Käfer, Würmer und Matschgruben. Ihr könnt Bastelmaterial finden; Stöcker zu Angeln bauen, Korkenschiffe bauen, Blätter pressen, Bäume und Pflanzen bestimmen.

Zuhause könnt ihr Pappmachesachen machen (Genug Klopapier sollte vorhanden sein), backt bunte Plätzchen, die sind nicht nur zu Weihnachten toll. Malt bilder, pustet Glitzer in die Luft. Anstatt 20 Packungen Nudeln, besorgt Euch Bastelkram, Holz, Nägel, Taschenmesser. All das sind Dinge, die das Hirn mit anderen Dingen beschäftigt als der Wut und der Panik. Und ganz ehrlich, Prime, Netflix und wie sie alle heißen…Ein Kinoabend am Nachmittag mit Snacks hat auch seinen Charme.

Al das kann verhindern dass die Spitze des Eisberges so schnell über uns hineinbricht, dass es einen Kollaps in der medizinischen Versorgung gibt. Dabei geht es auch gar nicht nur um Coronainfizierte, sondern auch um Mütter, die ihr Baby entbinden wollen und plötzlich keinen Platz mehr in der KLinik haben. Oder um das Kind, dessen Blinddarm entfernt werden muss, aber auch hier wird eine eigentliche „harmlose“ Geschichte zu einem Lebensbedrohlichen zustand, wenn es an Kapazitäten in Kliniken fehlt.

Ihr könnt verhindern, dass sich alte, schwache und vorerkrankte Menschen; die Risikopatienten anstecken, für die der Coronavirus schwere Verläufe zeigen könnte.

Und wenn das immer noch nicht genug Gründe sind…Wenn jetzt, nur dieses eine Mal alle an einem Strang ziehen, wenn wir uns alle an diese Vorgaben halten, wenn wir den Ärger ertragen und die gelangweilten Kinder aushalten…Dann gibt es die Chance, dass wir nicht zu einem gänzlichen Hausarrest „verdonnert“ werden. Dann gibt es die Chance, dass es nach den Osterferien zumindest mit den Schulen und den Kitas weitergeht. Viele Regen sich doch genau darüber so auf, dass alles zu hat. Das aber wird sich auch in 5 Wochen nicht geändert haben, wenn draußen die Cafes, Spilplätze, Innenhöfe und sonst was immer noch von Menschen überlaufen sind.

Ja, ich schreibe hier locker und blauäugig vor mich hin. Aber auch ich habe Respekt vor den nächsten Wochen, ziemlich großen sogar. 5 Wochen mit den Kindern zu Hause ohne Ausflüge und co. Leere Supermärkte und mit Sorgenfalten bedeckte Gesichter. 5 Wochen in denen von sozialen Kontakten abgeraten wird. 3 Wochen „Homeshooling“ und die Frage was passiert wenn die Anzahl der Neuinfektionen nach Ostern immer noch nicht stagniert oder rückläufig ist? Was ist dann mit der Schule, mit dem Job, mit Allem. Ja, ich habe Angst vor den Menschen im Moment , mehr als vor Corona. Ja, ich fürchte soziale Isolation, damit kennen wir uns schließlich auch. Aber…es nützt einfach nichts dagegen zu arbeiten. Weil dieser Zustand Fakt ist. Ich danke Gott, dass Simon diese Kriese mit seinem miserabelem Immunsystem nicht mitmachen muss. Ich denke an Menschen, die deutlich gefährdeter sind als ich es bin.

Haltet zusammen. Dieses eine Mal. Irgendwie. Ach wenn es gruselig ist. Geht auf eine große Wiese Gänseblümchen pflücken anstatt in Gruppen ins nächste Cafe. Versucht weniger zu schimpfen, weil Niemand etwas dafür kann. Versucht es irgendwie anzunehmen und Euch nicht von der Wurt und der Angst besiegen zu lassen.

Stay the Fuck Home , dann ist es schneller überstanden.

2 Gedanken zu „Lockdown, Job, Kinder; Warum es kein Aber gibt

  1. Danke für diesen Text der alles so auf den Punkt bringt.
    Auch ich kämpfe aufgrund einer psychischen Vorerkrankung mit der sozialen Isolation, aber ich bin froh dass es meinen Mann und meine Kinder gibt. Auch wenn die mich gerade täglich auf die Probe stellen.

    Ich kann die „Sorglosigkeit“ mancher Menschen nicht verstehen. Wir wollen doch alle das diese Situation nicht auf ewig anhält, dann müssen wir eben auch etwas dafür tun! Damit wir den Sommer hoffentlich wieder mit Freunden und Familie verbringen können!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.