Von Right Now und Schulheften aus der Hölle

Nachdem die erste Woche im Ausnahmezustand noch recht gesittet lief, war es diese Woche zugegeben manchmal etwas schwieriger. Bis Mittwoch war noch alles okay, kleine Motivationslöcher im Homeschooling und schlechte Laune aufgrund fehlender Treffen mit Freunden waren da, aber händelbar. Und dann kam Donnerstag. Ein Tag an dem ich bereits mit einem komischen Bauchgefühl aufwachte.

Der kleine Batman arbeitete auch in den letzten Tagen sehr fleißig und meistens mit guter Laune an seinen Schulaufgaben. Nach wie vor ist er deutlich weiter als er müsste. Sein Aufgabenpaket ist sehr übersichtlich  so dass er einige Arbeitshefte bereits beenden konnten. Dann gibt es aber noch dieses eine, ganz ganz furchtbare Heft, das direkt aus der Hölle entsprungen sein muss. Zumindest wenn es nach der Batmans Meinung ginge. Er lernte zuerst die Druckschrift in der Schule und schreibt damit bereits Worte, Sätze und kann diese auch noch lesen. Jetzt kommt die Schreibschrift. Jetzt kommt das Schreibschriftheft aus der Hölle. Auf den ersten Seiten musste der Heldensohn nichts anderes tun als einzelne Buchstaben in Schreibschrift abzuschreiben. Das empfand er als so langweilig dass es schon überflüssig erschien. ÜBERFLÜSSIG. Der Versuch ihm von Gegenteil zu überzeugen war zwar erfolgreich aber naja, nennen wir es mal….es war auch sehr zermürbend, trotzig und ich habe nun sicher einige graue Haare (mehr) Es folgt ein Beispielfoto von besseren momenten. Ohne Höllenheft.

Gleichzeitig saß die Einhornbändigerin neben mir. Ihre Aufgabe war es fragen in Englisch zu beantworten. Der Text dazu kam von einer CD. Ebenfalls aus der Hölle. Nachdem ich nun dank dieser Geschichte weiß, dass Gulian keine Cds sondern lieber mp3 Mukke hört verinnerlichte ich nun auch, dass „listen“ ein Signalwort für das Present Progressiv ist.

Nach der ersten Schulstunde trank ich meinen 4. Kaffee, versuchte heimlich Schokolade zu essen und freute mich darüber dass das Carepaket von meiner Mutter angekommen war. Wir haben wieder Mehl im Haus. Und Hefe. H.E.F.E Zum Glück war da auch noch Schoki drin.

Im Übrigen ist unsere Bulldogge der anstrengendste Mitschüler überhaupt. Stellt sich immer in den Mittelpunkt, will immerzu bespaßt werden oder versucht klug auszusehen. Wenn sie aber etwas gefragt wird gibt es keine Antwort.

Ich schweife ab.

Nachdem die Höllendinge erledigt waren kam der Rest. Viel Rest. Es reichte für weitere Tassen Kaffee. Viele Tassen.

Mit dem kleinem Batman übte ich Lesen. Während mein eines Ohr Sätzen wie „Die OOOOOmaaaaaa hat das I-I-I-Internaaaaaaaatttt kakakakapuuuuut g-g-g-gemaaacccccccccccccccht“ lauschte, hörte mein anderes Ohr sich die Metarmorphose des Grasfrosches an und lernte auch wie schnell das Herz einer Natter schlägt, wenn die Außentemperatur 4 Grad beträgt. Spoiler: 10 Mal, bei 30 Grad sind es 75 Herzschläge.

Danach folgten noch Matheaufgaben vom kleinem Kind. Textaufgaben versteht sich. Das große Kind und ich widmeten sich dem Satzbau beim kreativen Schreiben. Damit die Kinder sich sicher sein konnten, das Keiner von Keinem abschauen konnte, wurde ein Schutzwall gebaut.

Als vor knapp zwei Wochen klar war, dass die Schule nun bis auf weiteres zu Hause stattfinden sollte hatte ich viele Ideen im Kopf und teilte diese auch mit dem Papa 1 der Einhornbändigerin. Diese Ideen waren in etwa so grandios wie mein Gedanke damals als die Einhornbändigerin zur Welt kam. Damals war ich vor der Geburt überzeugt davon im Mamajahr zu Hause meine Bachelorarbeit im Nu schreiben zu können. Ja, ich lache immer noch. Über all diese naiven Gedanken.

Die Einhornbändigerin sitzt nach wievor zusammen mit mir täglich 5 Stunden an ihren Schulaufgaben. Der kleine Batman Drei Stunden.

Wenn wir am Nachmittag endlich mit allem durch sind, geht es meistens in den Garten. Dieser verdammte Sandkasten wollte schließlich abgebaut werden. Dummerweise musste ich feststellen dass mein Miniakkuschrauber nicht Leistungsstark genug ist diese rostigen Schrauben aus den Brettern zu bekommen. Naja, wird schon noch. Die Heldenkinder legten ihre Taschengelder zusammen und kauften sich eine Erweiterung Von Minecraft für die Playstation. Ja Medien. Ja sie dürfen. Das ist die einzige Möglichkeit für mich heimlich Schokolade zu essen. Ich steige bei diesem Spiel nicht ganz durch. Und frage mich was bei dieser Erweiterung nun anders ist als beim ersten Spiel. Wirklich, ich sehe da nix. Die Kinder aber meinen dass das „voll krass“ und „ultra fancy“ sei und soviel besser als die erste Version. Sie werden es schon wissen.

Freitag begann der Tag, clever wie ich nun mal bin wieder mit den Schulaufgaben aus der Hölle; Schreibschrift für den Batman, Englisch für das große Kind. Ich fragte diverse Mal Sätze ab wie  „i always eat breakfast at 7 o clock“ oder I am eating brakfast right now“  ab. Present Progressiv, ihr versteht schon. Den Mist haben wir solange gespielt bis sich irgendwann der Heldensohn zu Wort meldete und sagte“ ich bin jetzt fertig. Ich geh jetzt SPIELING right now“ Immerhin hatte er die Zeitform korrekt eingesetzt.

Freitag fragten beide Kinder immer zeitgleich etwas. Der und Die, die warten musste war beleidigt, fand mich doof und sowieso alles ungerecht. Wenn ich mich auf dem Klo versteckte um, ihr wisst schon, heimlich Schoki zu essen, klopfte es an der Tür. Oder es wurden Zettel unter der Tür durch geschoben „Ich weiß dass Du Schokolade isst right now“ Ich habe an diesem Tag nichts geschafft. Nichts, außer zu versuchen eine Lehrkraft zu ersetzen. Keine Mails geschrieben, nicht aufgeräumt und sinnvolles Essen gekocht. Es gab Nudeln mit Gemüsestäbchen und Pesto. Right now. Der kleine Bruder kommentierte es mit „Das beste Essen der Welt, dass ich grade ESSING darf. Right now“

Immerhin haben wir es an einem Nachmittag zu einem Tümpel auf dem Feld geschafft. In einigen Wochen/Monaten gibt es da auch Kaulquappen. Jetzt waren immerhin die Frösche schon zu hören. Zumindest ein Paar. Oder es waren meine Halluzinationen von zuviel Kaffee. Ich bin unsicher. Ansonsten findet Sport im Trampolin statt. Wir picknickten auf dem Wohnzimmerfußboden, das fanden besonders die Hunde toll…

Nun denn. Grade ist zum Glück Wochenende. Ohne Höllenhefte. Macht Euch ein paar nette Stunden. Right Now, ihr versteht.

4 Gedanken zu „Von Right Now und Schulheften aus der Hölle

  1. Du beschreibst diese gruseligen Tage so, dass ich löschen muss, und gleichzeitig deshalb ein schlechtes Gewissen habe.

    Ich schicke dir virtuell einen Berg Schokolade und kann nur die Daumen drücken, dass alle diese seltsame, erschreckende Zeit möglichst gesund überstehen!!! Du machst das großartig!

  2. Ich liebe ja den Humor vom kleinen Batman. Hab gerade herzlich gelacht.

    Haltet durch! Zum Schluss seid ihr Drei Profis im Present Progressiv. 🤭

  3. Ich musste herzlich lachen 😀
    Aber ihr macht das toll!

    Wir (beide im Homeoffice) bespaßen abwechselnd das 6-jährige Kind! Zum Glück beschäftigt er sich meist den kompletten Vormittag so gut wie alleine, ansonsten basteln und backen wir viel…Konsequenz: Das Kind findet Corona super, weil er nicht in den Kindergarten muss und wir zuhause sind! So kann man’s natürlich auch sehen 😉

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