Ich bin seit Simons Tod online und im echten Leben in einigen Hinterbliebenengruppen unterwegs. Wobei, im echten Leben kaum noch, da ich das Durchschnittsalter stark unterschreite Und die Themen der älteren Altersklassen andere sind, als die, die mich beschäftigen. Ich habe auch bemerken dürfen, dass der Umgang mit dem Tod oft anderes in unterschiedlichen Altersklassen gehandhabt wurde. Aber das kann auch nur eine Momentaufnahme gewesen sein und ich möchte mich dabei nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen.
Online findet oft ein reger Austausch statt. Zum Einen wer wie weit in seiner ganz eigenen Trauer ist. Wer irgendwo „festhängt“. Aber auch wie es den gemeinsamen Kindern geht, welche Ängste die „Neualleinerziehenden“ nun haben, wie das Leben überhaupt aussieht, ob es okay wäre den Ehering nicht abzulegen, obwohl ein neuer Mann/eine neue Frau in der Warteposition steht.
Ich postete letzte Woche dieses Bild hier auf Instagram. Es sorgte für reichlich Gesprächsbedarf wie mir scheint. Zu sehen bin ich. Und eine männliche Silhouette. Ich fand das Bild schön und bat darum nicht unnötig zu spekulieren. Denn im Moment gibt es da tatsächlich nicht viel mehr zu sagen, als die Tatsache, dass da eine männliche Gestallt mit auf dem Bild zu sehen ist. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Spannender ist die Geschichte zu diesem Bild aktuell nicht.

Spannend ist dagegen aber was im Internet allgemein so zum Kennenlernen von verwitweten und geschiedenen Menschen diskutiert wird. Ich bin da per Zufall mal drauf gestoßen und habe mich dann immer weiter geklickt. Von Community zu Community. Grob betrachtet schien es dort drei Lager zu geben. Ich betrachte dabei besonders die Menschen, die etwa mein Alter haben oder älter sind. Also in der Spanne von 30-50. Ich gebe nun zuerst einmal die von mir wahrgenommenen Lager an, versuche Wertfrei zu bleiben und benutzte Wörter, die ich so gelesen habe.
Des Weiteren unterteilt ein User ,in seiner Suche nach dem potenziell neuem Partner ,die möglichen Kandidaten in 5 Gruppen ein.
- Single, ledig, kinderlos— Perfekt, mögliche Kandidaten
- Single, mit Kind geht nur, wenn der Suchende auch Kinder hat. Sonst funktioniert das nicht
- Single, geschieden; die sollten doch bitte unter sich bleiben
- Single, verwitwet, das ist ein Problemfall, weil nicht wirklich single
- Kein Single, lebt in einer Beziehung, Reicht immerhin für eine Freundschaft Plus oder Affaire
Und dann eben die besagten verschiedenen „Lager“
Lager 1
Lehnt potentielle Partner, die geschieden oder verwitwet sind komplett ab. Geschiedene Menschen hätten sich schon ein Mal fest für Jemanden entschieden. Verwitwete Menschen ebenso, nur gab es hier keine Scheidung, sondern eine unfreiwillige Trennung. Bei Beiden würde die suchende Person nur die zweite Wahl sein. Bei den verwitweten wäre sowieso der verstorbene Partner immer auf der Nummer 1, und der Suchende müsste sich für immer mit Platz zwei zufrieden eben. (dazu kommt später noch ein Beispiel)
Lager 2
Lehnt erstmal gar nix ab. Und guckt was da kommen mag. Akzeptiert Geschiedene, verwitwete und ledige Menschen gleichermaßen insofern die Fronten geklärt sind. Trauer akzeptieren sie . Die Trauer wird sogar verstanden, Gemeinsame Besuche z.b auf dem Friedhof werden als Zeichen wahrgenommen, das neue Leben zuzulassen und dem aktuell Suchenden mit einzubeziehen. Der Unterschied zwischen Loslassen und trotzdem nicht vergessen ist klar.(Auch dazu später ein Beispiel) Geschiedene Menschen werden als Bindungsfähig wahrgenommen, da sie immerhin schon einmal eine längere Beziehung hinter sich hatten. Kinder sind kein Problem, der Kontakt zum möglichen anderem Elternteil sogar gewünscht. (Die Mehrzahl)

Lager 3
Akzeptiert alles solange keine Kinder im Spiel sind weil finanzielle Verpflichtungen, Kontakt zum anderem Elternteil, und auch hier wieder die Frage; wer da dauerhaft auf der Nummer 1 stehen wird. Aber sonst, Scheidungen, Verwitwete; kein Problem. Here we go.
Bei der Problemgruppe der Hinterbliebenen wird auch nochmal unterschieden…(auch hier, ich übernehme nur den Inhalt und äußere mich später dazu, in Klammern stehen eventuell kleine Anmerkungen von mir)
- Tod durch lange Krankheit. Tod war vorherzusehen. Hinterbliebene Person konnte sich bereits vor dem Tod verabschieden und mit der Trauer beginnen. „Nach dem Tod ist der/die Hinterbliebene schnell wieder auf dem Singlemarkt verfügbar und gleichzusetzten mit Ledigen.“ (das steht da wirklich so)
- Tod kam überraschend. War nicht vorherzusehen. Autounfall, Herzinfakt usw. Diese Hinterbliebenen trauern noch ewig, werden nie richtig loslassen können weil es keine Zeit zum Verabschieden gab. „Nur selten für eine neue Partnerschaft fähig. Suchen möglicherweise Ersatz“ und idealisieren den/die Verstorbene. (Auch das stand da wirklich so)
- Hinterbliebene Männer haben deutlich früher wieder eine neue Beziehung als hinterbliebene Frauen. „Weil Männer, erst recht wenn es kleine Kinder gibt, nicht alleine zurechtkommen.“ (WTF)
- Ältere Hinterbliebene, also „65+ können schnell wieder einen neuen Partner haben, da sie selbst auch nicht mehr lange leben“ (wtf)
(Nochmal….das spiegelt selbstverständlich nicht meine Meinung wieder)
Ich habe zwei Nächte damit verbracht ähnliche Theorien zu lesen, von Menschen die sich augenscheinlich wahnsinnig gut auskennen oder EINE Erfahrung in diese Richtung gemacht haben und nun Rückschlüsse auf alle Menschen beziehen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.
Wobei, ganz ehrlich, die Begründung keine feste Bindung mit einer geschiedenen Person eingehen zu wollen, weil man keine zweite Wahl sein möchte…das finde ich fast am; ähm, speziellsten. Wenn ich einen Mitte 40jährigen Menschen kennenlernen würde, der noch keine längere Beziehung hinter sich hat, dann würde ich mir tatsächlich eher Gedanken um die Bindungsfähigkeit machen. Bzw. wo genau ist der Unterschied zwischen verheiratet und danach geschieden und lange Beziehung und dann getrennt? Ich verstehe das tatsächlich nicht. Aber nun gut.

Ein großes Thema scheint dieses „ich will die Nummer 1“ Geschichte zu sein. Das soll auch bei vorhandenen Kindern schwierig sein. Für mich wirkt das wie eine enorme, eigene Unsicherheit seitens des Suchenden/der Suchenden. Oder der Hoffnung potentiellen Konflikten von Anfang an aus dem weg gehen zu wollen um den perfekten Menschen zu finden. (sorry)
Außerdem erzählten einiger User von ihren Erlebnissen, dass sie EINMAL eine Erfahrung mit Hinterbliebenen Personen gemacht haben. Teilweise erst 3-7 Monate nachdem der Partner/die Partnerin gestorben war. Es wurde erzählt, das überall Fotos hingen, auch Eines neben dem Bett. Der Ehering wurde noch getragen, die Suchenden wurden mit der verstorbenen Person verglichen, an Jahrestagen und Todestagen, Geburtstagen und Ähnliches ist der hinterbliebene Mensch zum Friedhof gegangen. Die „Neuen“ fühlten sich zurückgesetzt und nie wirklich angekommen und fürchteten niemals auf Platz 1 stehen zu wollen.
Ein User schrieb Folgendes:
„Nachteile von Witwen und Witwern als Kandidaten auf der Partnersuche
Der verstorbene Partner wurden zum Zeitpunkt des Todes geliebt und oft überdauert diese Liebe den Tod. Eine Witwe ist daher oft innerlich nicht getrennt vom verstorbenem Partner, sondern hat ihn immer noch in seinem Herzen. Oftmals ist der neue Partner daher nur Ersatzpartner oder auf Platz Nummer 2 im Herzen einer Witwe. Erweiternd wird der verstorbene Partner oft verklärt und je länger er tot ist, desto besser war er in jeder Hinsicht. Es ist nun mal so, wie auf fast allen Gebieten; Gute Erinnerungen intensivieren sich, schlechte verblassen mit der Zeit.“
Es folgten Tipps für Hinterbliebene auf Partnersuche (von Jemandem, der übrigens nicht verwitwet ist) „Seid Euch zunächst im Klaren ob Eure Trauer bereits überwunden ist, ganz und gar verschwunden. Nehmt alle Bilder von den Wänden, entfernt Erinnerungsstücke , nehmt den Ehering ab. All das könnte neue Männer verschrecken. Redet nicht über den toten Partner. Seht einfach nur noch nach vorn und nicht zurück“

Jetzt kurz zu mir. Meine Kinder stehen ganz oben. Das große Kind brachte ich damals mit in die Beziehung mit Simon. Simon hätte meine Kinder (sowohl sein Bonuskind als auch sein Leibliches) niemals von der „Spitze“ stoßen können, allerdings ist er gleichaufgerückt. Ich persönliche finde es eher schwierig, wenn ein neuer Partner plötzlich „mehr als die Kinder“ gewertet wird. Und dann zu der Witwengeschichte; wenn da ein Bild des verstorbenen Partners neben dem Bett steht oder überall im Haus Fotos zu sehen sind, man ständig verglichen wird…dann verstehe ich die Flucht. Weil auch ich vermute, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt ist. Aber….In unserem Zuhause gibt es auch Fotos von Simon. Fotos an der Wand, für alle sichtbar und nicht nur im Karton im Keller liegend. Viele Dinge habe ich abgenommen, weil ich selbst den Anblick nicht mehr ertragen habe; unsere Hochzeitsbilder zum Beispiel. Aber es hängen hier noch Fotos, wesentlich weniger, aber sie hängen. Weil es ein Teil meines Lebens war. Ein Teil der sehr schön war und den ich nicht missen oder vergessen möchte. Abgesehen davon wohnen hier auch zwei Kinder, die die Fotos vom Papa an der Wand lieben. Es gibt einen tiefen Bilderrahmen, mit einem Stück Rinde vom Zauberbaum. Weil es unser Zauberbaum ist. Und ja, Liebe geht über den Tod hinaus. Das ist einfach so….aber, es ist eine andere Liebe. Ich kann das kaum erklären, aber es ist anders. Wir besuchen unseren Zauberbaum, feiern Simons Geburtstag oder denken an unseren Hochzeitstag an ihn. Weil er dann besonders vermisst wird. Wir konnten loslassen, wollen aber nicht vergessen. Und dann noch was…Ich habe Simon kurz nach seinem Tod wahnsinnig idealisiert und Dinge, die in unserer Beziehung nicht so gut liefen absolut ausgeblendet. Da er aber menschlich war, gab es durch aus ein paar Dinge. Die aber kamen erst mit der Zeit wieder mein Gedächtnis zurück. Auch wenn schöne Erinnerungen selbstverständlich auch geblieben sind und ich oft von diesen zerrte, war meine Wahrnehmung da eine Andere als die oben aufgestellte Theorie.
Und genau da scheint der Knackpunkt zu sein. Auf der anderen Seite las ich in den Foren auch folgende Worte. Eine Frau, Anfang 40, schreibt zum Thema Beziehung mit einem Witwer unter Anderem:
„Der Mensch bleibt in „seinem“ Zimmer des Herzens, bei seinem Partner drin. Die ziehen da nicht aus, wie Menschen mit denen man die Partnerschaft beendet hat. Wichtig ist nur, ob genug Trauerarbeit geleistet wurde um für einen neuen Partner/neue Partnerin ein neues Zimmer einräumen zu können. Die gestorbene Person sollte keine Konkurrenz sein ….Ja, selbstverständlich denkt der Mann noch liebevoll an seine verstorbene Ehefrau, dass ist richtig und gut. Aber; gefährlich wird sie mir nicht. Ich lebe, mich liebt und verwöhnt er und wir besuchen gemeinsam ihr Grab an ihrem Geburtstag und Todestag. Ich denke um mit einem Witwer glücklich zu werden, muss man erstens spüren, dass er einen liebt und zweitens genug Selbstbewusstsein haben, um in der Verstorbenen keine Konkurrentin zu sehen“

Ein anderer Mann schrieb über seine Beziehung mit einer Witwe:
„Ich merkte, wie dankbar meine Freundin war, dass sie sich nicht gegen ihren toten Ehemann entscheiden musste und wir ihn ganz entspannt als Teil von ihr in unser gemeinsames Leben einbauen können, sie also nicht bemüht sein muss, den Teil ihres Lebens zu unterdrücken. Wir können daher entspannt offen über ihn und ihre Erlebnisse sprechen, weil sie weiß dass ich damit keine Probleme habe bzw. ich es sogar schön finde ihre Vergangenheit kennenlernen zu dürfen. Die Fotos von ihm hängen weiterhin in ihrer Wohnung. Inzwischen gibt es nunmehr auch ganz viele Fotos von mir und unseren geimeinsamen schönen Erlebnissen, so dass ich mir auch nicht als Ersatz oder Konkurrent vorkomme , sondern als eine völlig andere, neue Beziehung.“
Das waren die beiden mächtigsten Kommentare, die ich da gelesen habe. Kraftvoll, mutmachend und gleichzeitig wohlwollend und mutig. Sie sehen die verstorbenen Personen als einen Teil der Vergangenheit ihrer Partner an, über die geredet werden darf. Das gefühlt und auch betrauert werden darf. Dennoch gibt es viele hinterbliebene, getrennte und geschiedene Menschen, die noch nicht bereit für etwas neues sind. Da, wo wirklich ununterbrochen verglichen und idealisiert wird. Ich verstehe einen Rückzug an dieser stelle, finde es dennoch schade dass das gerne oft pauschalisiert zu werden scheint. (ich zeige hier natürlich die Extrembeispiele, die, für die es ein No Go wäre und Die, für die alles gar kein Problem ist. Dazwischen ist jede Menge Raum für weitere Möglichkeiten. Nur schwarz und weiß geht da selbstredend nicht)
Also…trotz dieser ganzen beschriebenen Nachteile möchte ich sagen, dass verwitwete Menschen nicht die schlechteren potentiellen Anwärter auf dem Beziehungsmarkt sind. (Subjektive Wahrnehmung von mir, wäre auch komisch etwas anderes zu sagen, ich stecke da ja selbst drin) Allerdings aber gehören „wir“ zu der komplizierten Gruppe denke ich. Zu den schwierigen, schwer vermittelbaren. Das ist kein Selbstmitleid, ich habe derartige Erfahrungen, wie die oben beschrieben sind noch nicht gemacht. Aber es ist tatsächlich so, dass da immer Jemand einen Platz „in unserem Herzen“ haben wird, auch wenn diese Person nicht mehr lebendig ist. Das heißt aber nicht, dass da nicht noch Jemand Weiteres wohnen kann. Zumindest dann, wenn der/die Hinterbliebene dazu bereit ist. Verallgemeinerungen finde ich hier, wie auch in vielen anderen Themen nicht nur schwierig sondern auch unangebracht. Ich finde , dass es für einen Hinterbliebenen spricht wenn er trotz einer neuen Beziehung noch regelmäßig zum Friedhof geht oder an Geburts-, Jahres- oder Todestage denkt. Oder möchtet ihr vergessen werden, wenn ihr gestorben seid?

Das Gefühl eines imaginären Konkurrenten kann ich sehr gut nachvollziehen, auf der anderen Seite…Dieser Konkurrent, diese Konkurrentin ist nicht mehr da. Solange ihr Euch ebenfalls der Gefühle des Gegenübers sicher seid, nicht ständig verglichen werdet. Ihr seid genug. Ihr seid ein völlig anderer Mensch.
Dennoch fand ich es fast schon erschreckend mit welchen Vorbehalten da um sich geworfen wird. Nicht nur auf Hinterbliebene bezogen, auch auf geschiedene Menschen. Beziehungen einzugehen heißt auch ein gewisses Risiko einzugehen. Liebe ist schön, rosa und kuschelig. Sie kann aber auch unheimlich verletzend sein, zerrend und tief schwarz. Je älter ein Mensch wird, desto mehr verändern sich seine Ansprüche an eine glückliche Beziehung. Das ist nachvollziehbar, weil gewisse Erfahrungswerte nicht von der Hand zu Weisen sind. Je mehr Erfahrungen gesammelt, desto größer scheinen die eigenen Unsicherheiten und Vorbehalte zu werden. Einige sind bestimmt berechtigt, andere hingegen; ich weiß nicht genau. Ich befürchte, dass sich viele Menschen damit eine Chance rauben, den Einen, ganz besonderen Lieblingsmenschen kennen zulernen. Das ist bestimmt nicht bei Jedem so und vermutlich oder hoffentlich ist es auch nicht die Regel. Aber das was ich da in verschiedenen Foren gelesen habe, spiegelt genau dies wieder. Und ab einem gewissen Alter kippen einige Vorstellungen wieder, ab 45-50 Jahren sind Sichtweisen auf Geschiedene, Kinder aus anderen Beziehungen und verwitwete Menschen wieder etwas entspannter.
Ich möchte an dieser Stelle erneut betonen, dass ich diese Erfahrungen bisher noch nicht selbst gemacht habe. Als ich mit der Einhornbändigern alleinerziehend war lernte ich Simon kennen. Dass ich mich im letzten Jahr auch datete ist kein Geheimnis mehr. Aber da war ich die, die zurückruderte um für mich schwieriegen Situationen aus dem Weg zu gehen. Weil ich emotional nicht frei genug war. Trotzdem waren oben beschriebene Beiträge auch für mich spannend zu lesen um die andere Seite besser sehen zu können.

„Wir“ Hinterbliebene bringen ein riesiges Päckchen mit. Viele Hinterbliebene haben sich nach dem Tod der Frau/des Mannes verändert, sehen die Welt mit anderen Augen und haben ganz klare Vorstellungen von neuen, möglichen Partnern. Denn sein wir mal ehrlich, nicht wenige von „uns“ haben eine dezente Verlustangst entwickelt. Daher kann es manchmal etwas dauern, dass wir uns sicher genug sind ob unser neues Gegenüber überhaupt in der Lage dazu ist all das auszuhalten. Was dabei aber nicht vergessen werden sollte; auch Jeder von Euch bringt sein Päckchen mit in eine neue, mögliche Beziehung. Seien es schlechte Erfahrungen, andere Verluste oder was auch immer. Allerdings sind diese Dinge tatsächlich nicht gleich so „aufdringlich“, wie die Tatsache verwitwet zu sein.
Aber…Wenn es tatsächlich zu einer Beziehung kommt, Hinterbliebene ihr altes Leben nicht vergessen müssen und es stattdessen zum Teil mit ins Neue nehmen dürfen, dann glaube ich durch aus, dass diese Beziehungen Bestand haben können. Denn auch wenn die Theorie eine Andere zu sein scheint, „wir“ haben uns das vorher gut überlegt ob wir einen neuen Anfang wagen wollen. Und wenn „wir“ uns da sicher sind, dann tauschen wir nicht aus. Wir wissen auch welch harte Zeiten eine Beziehung mit sich bringen kann und wir kennen die Kraft, die uns wachsen konnte um diese Zeiten meistern zu können. Ich glaube dass Hinterbliebene so manches Mal souveräner in Beziehungsproblemen sein können, versuchen zu klären, zu kämpfen als hinter sich zu werfen. (Ausgenommem sind eben Diese, die noch nicht wirklich „bereit“ sind) Das wichtigste ist Kommunikation, wann fühlt sich wer nicht verstanden, zurückgesetzt, kann Dinge nicht nachvollziehen usw.

Daher glaube ich wirklich nicht, dass Hinterbliebene die schlechteren Partner sind, aber mit die Schwierigsten am Anfang ganz bestimmt. Der „neue“ Mensch ,der sich sein „Zimmer im Herzen“ wünscht braucht viel Empathie, Selbstsicherheit und Mut. Dieser Mensch muss es auch mal aushalten, dass Trauer in Wellen kommt, dass es schlechte Tage kommen können und im Optimalfall ist er dann trotzdem da, tröstet und hört zu ohne dass sich der/die Hinterbliebene ständig darüber Gedanken machen muss ob das okay wäre. Das ist wahnsinnig viel verlangt. Das macht es schwierig. Aber sicher nicht schlechter. Auch ich hoffe darauf irgendwann in unserem Zauberwald zu stehen und Simon den „neuen“ Menschen vorzustellen, der sich ein Zimmer in unsrem Herzen verdient hat.
Kommen wir nochmal auf den Mann auf dem Bild zu zurück. Er weiß selbstverständlich um unsere Geschichte. Er weiß auch, dass jetzt viele Menschen dieses Bild sehen. Wir treffen uns ab und an, je nachdem wie die Zeit es zulässt. Ohne Kinder. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Für das Bild auf Instagram gab es viele Herzchen als Kommentare, ein paar Fragen und dezenten Shitstorm als Privatnachrichten. Ich hab mit sämtlichen Reaktionen gerechnet und irgendwie zeigen die Direktnachrichten, die ich zu diesem Bild bekommen habe ähnliche Vorbehalte. Einmal verheiratet, immer verheiratet? Egal ob durch Tod oder Scheidung getrennt? Folgend sind alle, die „danach“ kommen die zweite Wahl?
Ich verstehe diese Ängste. Wirklich. Aber das „Danach“ kann auch ein „neues“ Leben“ bedeuten. Oder ein völlig neuer „Versuch“ oder was auch immer. Wer weiß das schon.
Wer weiterlesen möchte…Ich habe mich schlussendlich auf einige Diskussionen im Forum von Elitepartner konzentriert. Ich bin dort nicht angemeldet. Die Beiträge sind für alle lesbar.