Der Endgegner

Drei Tage Homeschooling hielt das Ende diesen Jahres noch für uns bereit. Ich habe Resturlaubstage und Homeofficetage genommen um die Betreuung und Beschulung zweier Kinder bewerkstelligen zu können. Und das meine Lieben lief im Nachhinein doch fast ein wenig theaterreif ab.

Die Einhornbändigerin steht kurz vor dem Übergang der Grundschule in eine weiterführende. In Berlin dauert die Grundschulzeit 6 Jahre. Die Zeugnisse der 5. Klasse 2.Halbjahr und 6.Klasse erstes Halbjahr sind daher wichtig für die Folgeschule. In beiden Halbjahren gab bzw. gibt es nun eien Lockdown. Daher unterstützte ich auch das große Kind im Homescholling und will für Fragen da sein. Der kleine Batman geht in die 2. Klasse und braucht diese Unterstützung sowieso.

Neu war nun die Tatsache, dass ich vermehrt im Homeoffice bin. Zum Einen für meinen Hauptjob aber auch für ehrenamtliche Geschichten. Für Beides gab es in den letzten Tagen die Eine oder andere Zoomsitzung. Manchmal auch mehr als eine am Tag. Zeitgleich Papierkram und Telefonate. Und die Kinder, zum Homeschooling motiviert werden wollten.

Die Einhornbändigerin hatte diese Woche immerhin auch eine Zoomstunde. Mathe. Ich war mit dem kleinem Kind derweil in einem anderem Zimmer, da wir nur im Wohnzimmer eine wlanleitung haben, die nicht „wackelt“

Ich musste kurz Wäsche aufhängen, telefonierte nebenbei beruflich und wies den kleinen Batman an seine Schwester nicht zu stören. Tja nun. Als ich fertig war, war das Kind weg. Ich ahnte schlimmes. Und ja…

Die Einhornbändigerin diskutierte diverse Dinge mit ihrem Lehrer und einem Teil der Klasse am Computer. Im Hintergrund sah ich das kleine Kind immer wieder durchs Bild laufen. Beabsichtigt. Im Batmankostüm. Das große Kind gestikulierte wild, dass ich diese kleine Batmanausgabe doch bitte woanders hinschicken sollte. Ich beendete mein durchaus wichtiges Telefonat und schob den Batman in sein Zimmer. Dort bauten wir Lego und übten dabei die Division.

Die Zoomstunde des großen Kindes war fast geschafft. Aus Batman wurde ein Ninjakämpfer, der sich nun dem Heft aus der Hölle widmete. Na erinnert ihr Euch? Genau! Das Schreibschriftheft. Ein neues Schreibschriftheft. Das ist noch fast leer. Beide Kinder waren kurz vor dem Hungertod.

10 Minuten vor meinem Zoommeeting machte ich Gemüse- Obstteller. Und wies die Kinder darauf hin, dass ich jetzt einen wichtigen Termin am Computer hätte. Sie nickten und meinten, dass sie nicht „stören“ würden. ( ich lache jetzt noch, Anfängerfehler)

Ich loggte mich ein. Einige andere Kollegen taten das Selbige. Besonders lustig ist es dann, wenn die Videochatfunktion schon eingeschaltet ist, sie es aber selbst nicht wissen. Oder wenn es später so läuft, wie bei mir.

Wir sprachen grade über wirklich wichtige Themen. Dann kam es, wie es kommen musste. Kind 1 steckte ihren Kopf über das Bücherregal ,welches hinter meinem Rücken stand ,in die Luft. Damit erschien sie hervorragend im Zoommeeting. Kind zwei tat das Gleiche.

Plötzlich stand Kind zwei, dieses Mal als Ninja verkleidet vor mir, riss seinen Mund auf und meinte: „guuuuuck Maaaaal, mein Wackelzahn, der wackelt immer mehr. Ich kann jetzt keinen Apfel mehr essen. Aber warum sitzt Du da eigentlich in Jogginghose und Deinen Einhornhausschuhen?“

Meine Vorgesetzten wissen nun von dem Wackelzahn und haben bestimmt auch gesehen, dass das kleine Kind keine Mandeln mehr hat. Außerdem sollte ich meine Hausschuhe zeigen und Tips geben, wo man diese noch kaufen könnte.

Ich hatte nicht bemerkt wie diese Kinder ins Wohnzimmer geschlichen sind. Echt nicht. Man könnte nun meinen, dass sie nicht gut genug erzogen sind, weil sie „gestört“ haben. Ja, möglicherweise sind sie es auch nicht. Und/oder sie waren einfach neugierig was ich da so treibe, denn sonst bekommen die Zwei ja grade nicht viel zu sehen. Wir hangeln uns zwischen Schulaufgaben, Haushaltskram, Homeoffice und Supermärkten, die am liebsten Kinder innerhalb ihrer Räume verbieten würden, so durch. Die Tage sind länger geworden.

Und trotzdem läuft es. Das Beschulen zu Hause klappte diese Woche besser als im Frühjahr.(Wenn man mal von dieser aufdringlichen Bulldogge absieht) Wer weiß wie lange wir das noch machen dürfen. Und etwas Abwechslung dazwischen ist durchaus nachvollziehbar. Ich bezweifle auch, dass es die letzte missglückte Zoomsitzung gewesen ist. Ich überlege grade, wie ich eine Onlinesitzung der Kinder gekonnt „stören“ könnte. Vielleicht laufe ich als Grinch verkleidet durchs Bild. Oder setze mich so in den Hintergrund. Das wärs doch. Dann finde ich es bestimmt auch lustig.

Zoom, mein neuer Endgegner. Ehrlich.

4 Gedanken zu „Der Endgegner

  1. Ich find das immer super lustig bei diesen Meetings.
    Ein Kollege hatte das letzte mal eine Wäschekluppe (zu Deutsch: Wäscheklammer) in der Hand. Plötzlich war sie auf der Nase, am Ohr, auch am Auge hat er es kurz versucht *lach*. Er hatte anscheinend vergessen das wir ihn alle sehen können 😉

  2. Ach weißte, wir haben in dieser Zeit alle gelernt, das Leitungen mal zusammembrechen, das auch Chefs zuhause in warmen Pullis unterwegs sind, dass Kinder sich auch mal zeigen müssen und Quatsch machen. Isso 🙂
    Eine Telefonkonferenz, bei der der Kollege den Sohn (ungefähr 2,5) auf dem Schoß hatte, war megalustig. Wir haben am Anfang mit dem Kind gequatscht und als er unruhig wurde, war der Kollege eben zeitweise nicht dabei.
    LG Ilka

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