40; Happy Birthday in den Himmel

Liebster Held,

Happy Birthday in den Himmel. Ich wünsche Dir heute die fluffigste Wolke von Allen, den leckersten Kaffee, den besten Kuchen und die liebsten Himmelsgefährten um Dich herum.

Heute wärst Du 40 Jahre alt geworden obwohl Du für ewig 37 bleiben wirst. Heute in einem Jahr werde ich so alt sein wie Du als Du verstorben bist. 37 Jahre und 6 Monate. Das erscheint mir absolut verrückt, surreal und nicht richtig. Du hast schon seit einigen Jahren von Heute gesprochen. Du wolltest Deinen 40 zigsten Geburtstag noch größer feiern als Deinen 30igsten. Weil Du gesagt hast, dass 40 die neue 30 sei. Du hattest Probleme mit dem Älter werden, fast schon mehr als ich. Und nun ist es fast tröstlich, dass Du diese Angst nicht mehr miterleben musst. Heute ist dein erster Geburtstag seit 12 Jahren, an dem ich Dich nicht „sehen“ kann.

Normalerweise feierten wir irgendwie zusammen, die letzten zwei Jahre besuchten wir Dich im Zauberwald. Dieses Jahr ist es anders, wie so vieles Andere auch. 2020 war ein merkwürdiges Jahr und ich bin froh, dass Du all diesen Irrsinn nicht mehr miterleben musstest. Vermutlich hätte Dich jeder Maskenverweigerer wahnsinnig gemacht, wir hätten oft über die Fallzahlen diskutiert. Vor Allem aber hättest Du zu der Menschengruppe gehört, die besonders geschützt werden muss. Wir hätten vermutlich mit Dir in freiwillige Quarantäne gehen müssen, für eine lange Zeit. Oder Du wärst ausgezogen, zu Deinen Eltern oder so. Damit die Kids in die Schule gehen können, ohne Angst zu haben diesen Virus mit zu Dir nach Hause zu bringen. Ich war oft ganze Tage und halbe Nächte bei Dir in der Klinik, ich begleitete Dich zu allen Arztterminen. All das wäre so im Moment gar nicht möglich. An dem Tag, an dem Du verstorben bist, waren ich und einige Freunde, Familie bei Dir. Viele Menschen wollten sich verabschieden. Ich blieb fast 24 Stunden. Auch das würde aktuell so nicht funktionieren.

Du hättest noch mehr gelitten als damals und hättest diesen Zustand vermutlich kaum aushalten können.

vor 2,5 Jahren passierte uns das Schlimmste, was hätte passieren können. Eigentlich auch schon die Jahre zuvor. In Deinen letzten Monaten, Deinem letzten Jahr sah ich Dir jeden Tag ein kleines bisschen beim sterben zu. Jeden Tag ging ein Teil mehr von Dir. Als Dein Herz aufhörte zu schlagen saß ich neben Dir und ich hatte weder die Kraft Dich zu berühren noch mit Dir zu sprechen. Bis Heute befürchte ich, dass Du nicht weiß dass ich bei Dir gewesen bin. Es waren furchtbare Momente, die wir da durchlebt hatten. Und gleichzeitig aber waren es auch die Innigsten meines Lebens. Ich durfte Dich begleiten. Lange Zeit. Begleiten auf einen Weg, vom dem wir wussten wo dieser endet. Ich habe Seiten von Dir sehen dürfen, die Du Niemanden hättest zeigen wollen. Du hast mich an Deiner Reise teilhaben lassen, Du hast mich pflegen und Dir helfen lassen. Je länger wir mit Krabbe Kunibert zusammen lebten, desto mehr hast Du mir zugetraut, weil Du wusstest dass ich das schaffen werde.

Wenn Du in der Klinik warst und Dein Hirn dir Nachts Streiche gespielt hast, hast Du mich angerufen. Wenn Du du nicht sicher warst, ob die neuen Medikamente gut waren, sollte ich diese zuerst absegnen.

In den Minuten bevor Du ins Koma gelegt worden bist, hast Du mich anrufen lassen. Ich konnte ein paar letzte Worte mit Dir sprechen, ich konnte Dir „gute Nacht“ sagen und Du, dass wir uns morgen wieder sehen werden. Ich weiß nicht genau wann dieses Morgen sein wird, aber irgendwann ganz bestimmt. Dieses Vertrauen, dass Du mir in dieser Zeit entgegengebracht hast, ist rückblickend kaum in Worte zu fassen. Du bist gestorben und ich durfte dabei sein. Das ist einer der intimsten Momente im Leben. Ich war da. Die Bilder dieser Situation in meinem Kopf werden weniger. Ab und an aber blitzen sie noch deutlich auf.

Ich bin oft überfordert aber nicht mehr aufgrund der Tatsache, dass Du nicht mehr bei uns sein kannst. Ich vermisse Dich, weil Du ein wichtiger Mensch in meinem Leben gewesen bist. Aber ich merke, dass Du Platz machst. Nicht verschwindest, sondern Platz machst. Platz für einen weiteren Menschen, der vielleicht irgendwann in unser Leben kommen darf.

mein liebster Simon, Weihnachten liegt unter uns. Der kleine Batman und ich feierten allein. Es war friedlich und wirklich schön. An Heiligabend bekam ich viele Nachrichten auf mein Handy, Merry Christmas und so. Viele schickten ein Familienbild mit. Weil man das anscheinend so macht. In diesen Momenten sticht es kurz in mir drin, weil ich weiß, dass meine Kinder nicht in diesem Rahmen aufwachsen können. Und ich weiß auch dass ich diese Lücke gar nicht kompensieren möchte oder kann. Es ist seltsam.

Vor drei Jahren war Dein letzter Geburtstag hier bei uns. Mit einer Star Wars Torte und viel zu viel ungesundem Essen. Vor drei Jahren sprachen wir darüber, dem Weihnachtstrubel hier zu entfliehen und im nächsten Jahr einfach wegzufahren. Irgendwohin, wo es schön ist. Im nächsten Sommer wollte wir uns ein Wohnmobil leihen und zusammen mit den Kids und den Hunden einen Roadtrip machen.

Stattdessen saß ich an Deinem Bett, Du hattest vergessen dass Du Kinder, Hunde und eine Ehefrau hast. Das war okay. Dein Körper war mit wichtigerem beschäftigt als sich an so manche Dinge zu erinnern. Dein Körper wollte Atmen und konnte es jeden Tag ein Stück weniger. Du wusstest nicht mehr dass wir verheiratet waren. Aber Du Du wusstest zumindest immer, dass ich irgendwer Wichtiges in Deinem Leben bin. In Deinen letzten zwei Wochen auf der Erde hast Du mir 12 Hochzeitsanträge gemacht und gesagt, dass wir bald unbedingt über Kinder nachdenken sollten. Es war gruselig und wunderschön zu gleich. Ich danke Dir für die Zeit mit Dir. Ich danke Dir dass ich Deinen 28. Geburtstag mit Dir feiern durfte. Ich danke Dir, dass ich auch noch an Deinen 37. Geburtstag dabei zusehen konnte, wie Du die Kerzen auf Deinem Kuchen ausgepustet hast.

Heute übernehmen wir das für Dich, okay. Es gibt Marzipanmuffins mit Kirschen und Schokistreuseln. Okay?

Unfassbar was Du in Deinem Leben bereits alles erleben durftest und musstest. Dein Leben war zu kurz und Du hattest noch so, so viele Pläne. Dafür aber hast Du wirklich gelebt. Ohne Krabbe Kunibert und später mit. Du hast gelebt immer. Nicht nur existiert. Und am Ende ist es doch eigentlich das, was zählt.

Ich denke ganz fest an Dich mein Held. Mach es Dir schön im Himmel, tanze zu „Monsterparty“ von „Die Ärzte“ auf Deiner Wolke. Oder dreh die Musik laut wenn Volbeat läuft. Hüpfe herum und springe im Kreis, wie immer wenn Du diese Bands gehört hast.

Du fehlst. Heute besonders.

Rock den Himmel. So laut Du kannst. May the Force be with you.

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