Von FFP2 Masken für dich und dem Blatt im Buch; lieber Simon

Liebster Simon,

es ist inzwischen richtig Winter geworden. im Gegensatz zu mir mochtest Du das immer sehr. Naja, bis auf das Scheibe freikratzen am Auto. Aber das müssen wir ja nun auch nicht mehr tun, Du weißt doch, unser Batmobil haben wir kurz nach Deinem Tod verkauft. Kein Auto, kein Kratzen. Es hat also auch Vorteile.

Es ist der erste richtige Winter seit Jahren in der Hauptstadt. Das letzte Mal ist schon ein paar Jahre her. Du hast die Kinder auf dem Schlitten gezogen.

Seit dem stand das Teil nur noch im Schuppen. Dieses Jahr musste ich relativ spontan sogar Schneehosen für die Kinder besorgen, die alten waren längst zu klein und ich rechnete auch nicht damit, dass wir neue gebrauchen können. Falsch gedacht. Beide Kinder tragen die Hosen freiwillig wenn wir bei Schnee und/oder Matsch aufs Feld gehen. Ja, wirklich. Ich konnte es auch nicht glauben.

Ich soll Dich vom kleinem Batman fragen ob es im Himmel auch so kalt geworden ist. Und ob Du den vielen Schnee hier bei uns sehen konntest. Denn manchmal gibt es kaum Wolkenlücken und der inzwischen eigentlich große Batman befürchtet, dass Du es dann nicht konntest.

Übrigens kam in den letzten Tag Post für Dich. Du darfst Dich jetzt impfen lassen und der Berechtigungsschein für 10 FFP2 Masken war ebenso in der Post. Also der Schein für Dich. Allerdings musst Du eine Eigenleistung von zwei Euro zahlen.

Post für Dich trudelt hier ja öfter ein. Dein alter Mobiltelefonanbieter wollte Dich als Kunde zurück werben. Ich weiß nur nicht ob Du da auf Deiner Wolke auch Handyempfang hast. Diverse Studienteilnahmen kommen auch noch ab und an. Wobei mein Favorit bisher immer noch noch Deine Einladung zu einer besonderen Studie war, erinnerst Du Dich? Die Klinik reagierte damals allerdings auf einen Blogpost, den ich dazu geschrieben hatte. Das war schräg, aber irgendwie auch groß, weil sich die Verantwortliche Person einen Tag nach dem Blogpost bei mir meldete um sich zu entschuldigen.

Aber weißt Du, was ich Dir unbedingt erzählen wollte. Der Batman hat von Deiner Mama zu weihnachten ein altes Buch bekommen, vermutlich war es Mal Deins; „Michel aus Lönneberga“ Ich kenne die Geschichten von früher auch, aber zu Hause hatten wir diese Geschichten noch nicht. Jetzt lesen wir jeden Abend ein paar Seiten zusammen; die Kinder und ich.

Und dann…Dann blätterte ich irgendwann erneut eine Seite um und es fiel ein getrocknetes Blatt heraus. Ich bin zu unfit um sicher sagen zu können von welchem Baum dieses stammt. Dieses Blatt hat auf den Buchseiten, zwischen denen es gepresst war sogar einen leichten Abdruck hinterlassen. Es muss dort schon viele, viele Jahre gelegen haben. Die Kinder nahmen es behutsam in die Hand und behandeln es seit dem wie einen Schatz. Ich weiß noch nicht genau, wie ich dieses Blatt, welches schon einen kleinen Riss hat für uns haltbar machen werde, laminieren traue ich mich nicht. Es irgendwo festzukleben und dann einzurahmen auch nicht, nicht dass es dann zerfällt.

Dieses Blatt war wie ein Zeichen, wie eine Umarmung von Dir. Es war wie ein „Hey, ich bin da und mir geht es gut“. Die Erinnerungen an Dich verschwimmen manchmal etwas, einige Dinge verschwinden ganz. Andere hingegen sind da. Fast täglich kommen Sätze wie:“Mama stell Dir vor wenn Papa jetzt noch da wäre und er würde die Bulldogge auf dem Sofa sehen“ oder „Also Papas Crepes waren ja irgendwie besser“ oder aber „Meinst Du, Papa hat im Himmel den Uropa wiedergetroffen?“

Diese Sätze von Dir/über Dich wechseln sich mit Sätzen wie „Wann hast Du eigentlich wieder einen Freund, es wird langsam Zeit Mama“ ab.

Das ist komisch und zeitgleich zeigt es ziemlich deutlich dass wir in einer Welt ohne Dich leben müssen. Es zeigt immer wieder dass wir überlebt haben und dass besonders auch die Kinder immer weiter nach vorne sehen. Wir vergessen Dich nicht, das werden wir nie tun. Aber wir leben, jeden Tag ein Stückchen mehr.

Und dieses Blatt im Buch, das warst Du. Du, der zu uns gehört. Unabhängig davon, wie sich die Zukunft entwickelt. Ich dank Dir fest für dieses „Zeichen“. Ich dank Dir fest, dass wir so viele Erinnerungen mit Dir sammeln durften.

Rock den Himmel, mein Held.

3 Gedanken zu „Von FFP2 Masken für dich und dem Blatt im Buch; lieber Simon

  1. Ein paar Vorschläge zum Konservieren des Blattes:
    * Laminieren sollte eigentlich gehen, ich hab das auch schon gemacht…
    * eine zweite Möglichkeit wäre Servienttenkleber, erst eine Schicht auf den Untergrund, Blatt drauf legen und vorsichtig andrücken. Wenn der Kleber getrocknet ist, eine zweite Schicht auftragen und so das Blatt haltbar machen…
    * dritte Variante: Sprühkleber, einfach einsprühen, aufkleben und nochmal drüber sprühen

    Ich drück die Daumen, dass es funktioniert!

    Alles Liebe,
    Nadine

  2. Laminieren ist die sicherste Variante, meine Kinder und ich sammeln seit Jahren schöne Blätter in allen Farben, und nach ein paar Monaten in diversen Büchern laminieren wir im Winter all die Blätter und schneiden dann die Konturen nach, es gibt wunderschöne Deko damit

  3. mein Tipp: lieber nicht laminieren.( weil das Blatt schon sehr brüchig ist) Das Gerät arbeitet mit Hitze und die Laminierfolie ist im Endeffekt biegsam, was so ein fragiles Blatt brechen würde. Stattdessen würde ich so einen kleinen randlosen Bilderrahmen nehmen, wo das Glas mit Klammern fixiert wird. Dort hinein ein vllt individuell gestaltetes Blatt Papier und darauf das Blatt . Dann die Glasscheibe fixiieren. Das können nachher auch die kids gefahrlos in die Hand nehmen. Im Prinzip so ähnlich wie Papyrusfragmente, die werden auch hinter Glas gelegt.

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