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Du hast Deine Meinung, akzeptiere trotzdem meine

Eigentlich wollte ich heute etwas über unseren Kurztrip an die Ostsee schreiben und eigentlich hatte ich mir auch geschworen nicht wieder in diese Rechtfertigungsfalle zu geraten. Aber wie das mit dem „Eigentlich so ist“, das klappt nur bedingt, im heutigem Fall gar nicht.

Der Post zum Kurztrip kommt in den nächsten Tagen, denn ich habe wieder das Bedürfnis Stellung zu beziehen. Ich reagiere Heute auf Kommentare und E-Mails, die mich in den letzten Tagen erreicht haben, ohne Nennung von Namen oder etwas der Gleichen. Ich wähle bewusst den öffentlichen Weg, weil ich mir gut vorstellen kann, dass es mehr betrifft, als die, die mir schreiben.

Ich habe im letzten Post erzählt, dass ich auf einiges Sauer bin, am Ende auf mich am meisten. Ich bin aber auch sauer auf den „genetischen Zwilling“ von Simon, da er sich nicht hat registrieren lassen. Und ja, verdammt ja….ich bin es tatsächlich. Wobei es mit dem registrieren lassen nicht stimmt. es gab da Jemanden, der in Frage gekommen wäre. Diese Person ist dann aber zu keiner Spende bereit gewesen. Wie ist es möglich, dass Du Nachts noch schlafen kannst, erkläre es mir. Ja verdammt, ich bin tatsächlich wütend, sehr sogar. Ich bin mir desssen bewusst, dass dieser Mensch auch ein eigenes Leben hat und Gründe gehabt haben wird, die ihn davon abgehalten haben zu Spenden. Aber warum registrierst Du Dich dann? Was soll das? Ja zur Hölle, ich bin so richtig wütend.

Es nimmt nicht nur dem Helden eine Chance auf ein  längeres Leben, sondern auch unseren Kindern die Chance auf eine längere Zeit mit ihrem Papa. Und mir…mir nimmt es die Chance auf ein eigenständiges Leben.

Denn ja, ich habe auch einmal geschrieben, dass ich mich oft überfordert fühle und ich hin und wieder gern ausbrechen würde. Auch wenn es anscheinend nicht für Jeden nachvollziehbar ist; mich gibt es noch; ich bin keine Krankenschwester und nicht nur die Frau eines unheilbar an Krebs erkrankten Patienten. Ich bin Ines, ich habe Träume und Wünsche. Anscheinend klingt das für einige von Euch wahnsinnig egoistisch. Ist es vermutlich auch. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass es sich für mich so anfühlt. Kunibert bestimmt auch mein Leben und setzt mir Grenzen. Ich habe Sonntag Geburtstag und wollte eventuell für eine Nacht weg, einfach mal raus. Die Reaktion von Allen (eine Ausnahme gibt es) „Das kannst Du nicht machen, Du kannst Simon nicht mit den Kindern alleine lassen“ Ich fahre nicht weg, keine Panik. Und ja, manchmal denke ich, dass ich deswegen keine gute Angehörige bin. Aber ich ertrage Sätze wie „Pass gut auf Simon auf“ oder „Das kannst Du Simon nicht zumuten“ nicht mehr. Es tut mir Leid.

Es wurde mehrfach der Wunsch geäußert, dass ich Euch mehr von den Sonnenseiten meines Lebens erzählen soll. Im Ernst? Ich versuche uns so authentisch wie möglich dar zu stellen. Und ich denke, das gelingt mir meistens ganz gut. Vor Allem aber glaube ich, dass ihr bereits bemerkt habt, dass wir trotz der Anwesenheit von Krabbe Kunibert nicht an Depressionen leiden und versuchen mit der Situation so gut es geht umzugehen.  Um nochmal auf Mich zu kommen. Ich habe bereits vor der Krabbe ein bewegtes Leben geführt. Ich denke das Wort Resilienz spielt da eine große Rolle. Ich gebe nicht auf, das tut Niemand hier. Ich beschwere mich nicht nur und jammere. Ich finde, dass wir die Situation relativ gut meistern. Aber… es wäre geheuchelt wenn ich Euch immer erzählen würde, dass wir für alles dankbar sind, dass wir nachts super schlafen, das am Himmel rosa Wolken hängen über die Einhörner hüpfen. Krebs ist scheiße. Das Leben mit ihm ist es aber nicht immer. Es gibt Zeiten,so wie im Moment, da schwächel ich etwas, und manchmal sogar noch ein wenig mehr. Es gibt sie, das ist nunmal so. Aber es heißt nicht, dass wir nicht trotzdem dankbar für viele andere Dinge sind.

Und ja….ich weiß, dass Jeder von Euch sein eigenes Päckchen hat. Jeder setzt sich mit seinem Leben auseinander. Ich vergleiche keine „Päckchen“ miteinander und denke auch nicht dass es schwerere Päckchen gibt als andere. Aber…ich schreibe hier über uns, über unser Leben, also auch über Kunibert. Und das ist nunmal nicht immer schön und voller Freude. Ihr wollt Authentizität? Dann akzeptiert dies.

Wenn Euch Euer Päckchen zu schwer ist und ihr nicht von den unschönen Dingen anderer Lesen wollt, dann entliked meinen Blog. Bisher dachte ich immer, dass meine „Jammerposts“ nicht Überhand nehmen. Und auch wenn wir Kinder haben…ich kann Euch keine Rezepte aufschreiben, Euch nicht die Geheimzutat des Wunderkuchens verraten oder euch von der Wunderwaffe erzählen, die den Minimalismus in Euer Haus einkehren lässt. Ich koche miserabel, backen geht und Minimalismus….lasst uns nicht drüber reden. Ich bin die Sorte von Mutter, die nicht gern in Pekipkurse und auf Elternabende geht. Ja, das hatte ich ernst gemeint. Nein, ich denke nicht dass ich deswegen eine schlechtere Mutter bin.

Zu guter Letzt… die Andere Seite der Fragen. Auch wenn ich mir im Moment nichts mehr als Freiraum und Luft zum atmen wünsche bzw. als Ines gesehen zu werden… Nein, ich werde nicht gehen. Ich habe gerade geheiratet und habe mir das gut überlegt. Ja, ich hatte Gedanken zum Gehen. Ja, auch im Dezember bei der ersten Rezidivdiagnose. Mein Rucksack war gepackt. Ja, ich weiß, dass das gemein und überhaupt nicht liebevoll ist. Nein, ich denke nicht, dass es die richtige Entscheidung gewesen wäre. Lassen wir Kunibert mal bei Seite, die KInder auch…es hat ja schließlich einen Grund warum ich schon so lange mit diesem Mann zusammen bin. Das Multiple Myelom ist doof, aber es ändert doch an meinen Gefühlen nix. Unser Held hat nichts verbrochen, er hat mich nicht betrogen, er hat uns keinen Schaden zugefügt. Er hat eine Diagnose bekommen, für die er selbst am wenigsten kann. Das reicht als Grund nicht!

Ich bin übrigens immer noch so richtig wütend auf Person x, die gekniffen hat. Und mir ist immer noch egal, welche Gründe es dafür gegeben haben mag.

Unser Held und ich haben oft gehört wie liebevoll wir miteinander sind, wie stark und optimistisch.

Falls Euch einige Dinge gerade erschüttert haben, seid Euch gewiss; wir lieben Uns, stark sind wir meistens auch und der Optimismus erkämpft sich den Weg zurück.

Um es nochmal kurz zu fassen…

ich bin eine miserable Köchin, die ihrem kranken Mann tatsächlich zutraut auch mal allein eine Nacht mit den Kindern zu sein. Wir lieben uns, sehr sogar. Aber trotzdem ist Jeder für sich noch eine eigenständige Person. Wir leben nicht im grau, aber rosa rot ist es auch nicht immer. Wenn ihr unsere Art und Weise mit dem Umgang von Krabbe Kunibert nicht gut findet; kein Problem, ich verstehe das. Aber wenn ihr unsere Art und weise nicht akzeptiert, dann sucht euch vielleicht besser einen Blog, der besser zu Euch passt. Klingt bockig? Mag sein. Und wenn ihr Euch bei der DKMS registrieren lasst, dann ist das heldenhaft, wirklich! Aber dann habt auch den Popo in der Hose, im Falle eines Falles auch zu spenden. Ich will gar nicht wissen, wie oft sowas vorkommt.

Und ja verdammt, das macht mich ätzend wütend. Demut und Glückseligkeit hin oder her. Ohne Papa geht es nicht!

 

Nochmal zu meinem Geburtstag…Am Sonntag, kann ich mit einer Hashtagwelle von Euch rechnen? Macht ihr mit mir aus diesem Tag einen #cancerisanasshole oder #krebsisteinarschloch Tag? Und ich hoffe das Person X, an diesem Tag alle eure Hashtags sieht. Boar, was bin ich wütend.

 

 

 

 

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