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„Mama, findest Du mich dick?“

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Mittlerweile gibt es diesen Blog seit 8 Monaten, ihr habt uns etwas kennen gelernt, unsere Einstellung zum Leben und ihr wisst auch wie wir aussehen. Daher starte ich heute mit einem speziellem Thema…
Es kommt seit einiger Zeit immer wieder vor, dass die Einhornbändigerin vor dem Spiegel steht, ihren Bauch einzieht und mich fragt ob sie dick sei.  Die große Heldentochter ist unsicher mit sich und ihrem Körper. In der Schule wird sie hin und wieder in diese Richtung angesprochen, sie merkt, dass sie nicht die Kleidung anziehen kann wie ihre Freunde und stellt mit Trauer fest, dass das Lieblingskleid zu klein geworden ist.
Auch hier auf diesem Blog kam schon das eine oder andere Kommentar dazu. Soviel sei vorweg gesagt… Mir ist bewusst dass die Einhornbändigerin etwas zu viel Gewicht mit sich herum trägt. Und nein es gibt nicht jeden Tag Eis mit Schokolade. Aber ja, die Pfunde kommen vom Essen.20170827_112813 - Kopie
Auf Grund ihrer Epilepsieerkrankung musste das große Mädchen starke Medikamente nehmen seit sie vier Jahre alt gewesen ist. Trotzdem war sie lange nicht anfallfrei. Einige Krankenhausaufenthalte und Medikamenteneinstellungen später kam das Zaubermittel. Sie wurde tatsächlich befreit von ihren täglichen Anfällen. Allerdings brauchte dieses Medikament auch Nebenwirkungen mit sich. Ihre Organe, die Blutwerte; alles war immer top. Aber ihr Appetit schien schier unendlich zu werden. Essen wurde eines der Hauptthemen in diesem Haus. Und glaubt mir, das ist anstrengender, als es sich anhört. Die Heldentochter verlor ihr Sättigungsgefühl und war darauf angewiesen, dass wir ihr sagten, wenn es genug ist. Diese Situation ist immer noch hin und wieder für alle Beteiligten unangenehm.
Zuhause haben wir ein Auge darauf, steuern sowohl die Menge als auch die Qualität des Essens. In der Schule, auf Klassenfahrten und ähnlichem sieht das dann aber anders aus. 
Wir haben inzwischen die Ernährung zu Hause umgestellt. Schokolade wird trotzdem nicht verboten. Wir haben im Bezug auf diesen ganzen Süßkram schon einige Strategien versucht. Momentan hat jedes Kind ein kleine Plastikdose. Die darf es sich mit dem geliebtem Zuckerzeug füllen. Diese Dose wird nur einmal die Woche aufgefüllt. Essen sie also alles auf einmal so gibt es für den Rest der Woche nichts mehr. Oder sie teilen es sich ein.
Bewegung ist übrigens nicht das Problem. Sie hat von ihrem Papa1 eine digitale Uhr mit Schrittzähler (ohne Kalorienzähler, keine Sportuhr) geschenkt bekommen. Die täglichen Schritte machen mich neidisch. Dazu kam bis vor kurzem ein Tanzverein und nun bald ein Trampolinkurs.
Wir achten sehr auf ihr Essverhalten, stellen es aber auch nicht in den Mittelpunkt. Ich weiß, wie es sich anfühlt ein übergewichtiger Teenager und Zwanziger  zu sein, nur dass ich damals um einiges mehr auf die Waage gebracht habe als unsere Tochter.

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Ich weiß wie gemein andere Kinder sein können und wie ätzend es ist aus dieser Spirale nicht mehr heraus zu kommen. Urteile sind schnell gefällt, ohne zu wissen was da hinter steckt.
Das Essverhalten der Einhornbändigerin verbessert sich langsam aber stetig. Ich sage ihr nicht dass sie abnehmen muss. Ich motiviere sie nur zu mehr Bewegung. Manchmal kommt sie mit dem Fahrrad mit wenn ich joggen gehe. Ich möchte nicht, dass sie sich mit ihren 9 Jahren schon Gedanken um Diäten und um ihren Körper macht. Ich möchte diesen Zustand aber auch nicht ignorieren. Es ist nicht immer einfach da den richtigen Weg zu finden.
Ich verzichte seit 5 Wochen auf Zucker, auf Zuckerersatzstoffe und auf Highcarbprodukte. (Ausnahme war der Einbruch im Disneyland) Inzwischen habe ich einen CHeatday in der Woche eingeführt. Das passt bisher ganz gut. Mir geht es eher um meine Gesamtfitness und um Gesundheitsvorsorge. Vor nichts fürchte ich mich in unserer Situation mehr als selbst krank zu werden.
Die Kinder und auch unser Held essen sowohl Zucker als auch Kohlenhydrate. Da ich in Masse mehr esse als zuvor, denkt auch Niemand in diesem Haus dass ich eine Diät mache. Auch nicht die Einhornbändigerin. Was sie aber bemerkt hat; ich esse keine Schokolade mehr, mehr grünes Gemüse und anderes „Brot“. Ich koche anders und leckerer. Sie sieht auch, dass ich mich mehr bewege. Sowohl der Held als auch die Einhornbändigerin sind ein wenig auf diesen „Zug“ mit aufgesprungen“ So ist der Plan geglückt, einer fängt an, die Anderen machen von ganz alleine, aus freien Stücken mit.
Die Heldentochter isst von sich aus andere Dinge als vorher, es gibt keine Disskussionen mehr warum Vollkorn besser als Toast ist. Unser Gemüsefach wird schneller leer gegessen und die Süßkramregelung super akzeptiert. Die Einhornbändigerin bewegt sich mehr, übt einen Handstand, fährt wieder Inlineskates und „joggt“ ab und zu eine Runde um den Blog. Sie kommt mit zu Gassitouren mit dem Hund und genießt es inzwischen auch sehr.
Ihr geliebtes Schokocremetoast am Sonntag gibt es trotzdem noch.
Das Thema Essen rutscht wie von selbst etwas in den Hintergrund. Die Tatsache, dass ich mich mehr bewege und anders esse scheint bei allen einen Stein ins Rollen gebracht zu haben. Naja bei fast allen. Der kleine Batman rebelliert noch etwas 🙂
Schokolade ist nichts selbstverständliches mehr sondern etwas besonders. Die Heldentochter weiß, dass ihr welche zur Verfügung steht. Wir verbieten ihr nichts, sie darf alles essen, nur eben begrenzt.
Mir ist egal welches Gewicht die Waage zeigt, wenn sie darauf steht. Adipös ist sie auch nicht. Aber ich weiß, dass es ihr nicht egal ist. Und vor Allem möchte ich nicht, dass sie sich damit allein gelassen fühlt, dass sie denkt es sei ein Riesenproblem. Ist es nämlich nicht, bzw. sollte es nicht sein. Gruselig hingegen finde ich eher die Tatsache, dass es nur schwer möglich ist für die Einhornbändigerin beim Klamotten Schweden passende Sachen zu finden. Die Hosen in ihrer eigentlichen Größe sind von dort fast immer zu klein, von anderen Firmen hingegen passen sie super. Shirts…mal passt es, mal nicht. Von Jacken möchte ich erst gar nicht reden… Kennt ihr ein gutes Label, von denen wir mal Winterjacken bzw. Mäntel ausprobieren können? Jacken die weder Hauteng noch wie ein Sack sitzen?  Bisher verläuft meine Suche nur wenig erfolgreich, es sei denn ich möchte mein halbes Monatseinkommen investieren.

Warum sind Hosen und Mäntel für 9 (!!!) jährige Mädchen zum Teil so eng geschnitten? Kein Wunder dass sich die Einhornbändigerin dadurch unwohl fühlt, Hosen anprobieren ist ein Graus, Jacken ebenso.

Die große Heldentochter trägt etwas mehr Gewicht mit sich herum, ist aber weit weg von massver Fettleibigkeit. Die Kinderärztin ist entspannt, der Neurologe ebenfalls. Aber trotzdem fällt es schwer die richtigen Klamotten zu finden.Das Thema Essen verliert an Wichtigkeit, zumindest wird nicht mehr ständig darüber gesprochen. Ich hingegen mache mir dennoch Sorgen, dass sich das große starke Mädchen manchmal zu viele Gedanken darum macht… Mich macht es traurig wenn sie feststellen muss, dass der gewünschte Jeanslatzrock oder das tolle Kleid nicht passen. Ich finde es ungerecht, dass schon die großen „kleinen“ durch die Maße der Klamotten eingeschränkt in ihrer Wahl sind.

Ich wünsche mir für unsere Heldentochter, dass sie über diesem steht, dass sie ihren Körper liebt und gut auf ihn achtet. Denn um mehr geht es gar nicht.

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