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9 Monate

Vor Neun Monaten und drei Tagen habe ich das letzte Mal mit unserem Helden gesprochen. Am Telefon. Er wollte wissen, ob dass was die Ärzte da vorhaben so richtig ist. Meine letzten Worte an Simon waren eine Lüge. Ich sagte ihm, dass es am folgendem Tag alles besser sein würde. Er wurde ins Koma gelegt.

Vorgestern vor neun Monaten entschied ich gegen eine OP. Stattdessen habe ich unterschrieben, dass unser Held fliegen darf.

Gestern vor 9 Monaten breitete Simon seine Flügel aus. Riesengroß und voller Stolz verlies er um 0.02 diese Welt um endlich wieder ohne Kunibert zu sein.

Heute vor 9 Monaten wussten es die Heldenkinder.

Heute bin ich in Mallorca. Das Wetter ist nicht das Beste. Aber ich sitze hier, mit einem goldenem Ring am Finger und einem zweiten Ring in der Hosentasche. Ich denke an unsren Helden und bin mir mittlerweile sehr sicher, dass er inzwischen auch ein Held im Himmel wäre, wenn ich die Unterschrift nicht gesetzt hätte. Ich glaube, dass es ihm gut dort oben geht. Dort gibt es keine Medikamente, keinen Mundschutz oder Klinikbetten. Hundehaare auf schwarzen Klamotten, klingelnde Wecker und Brokkoli bestimmt auch nicht.

Ich glaube, dass unser Held den richtigen Weg gegangen ist und ich versuche mir immer wieder bewusst zu machen, dass es nicht meine Schuld/ Entscheidung war, die ihn dort hin gebracht hat.

Die Heldenkinder und ich sind auf einen gutem Weg. Vorwärts, ab und zu mit kleinen Stürzen. Aber vorwärts. Das erste Jahr „danach“ ist fast vorbei. Wir haben fast alle Feiertage einmal durch, Emmas Geburtstag ist zeitgleich mit Ostern der Nächste.

Wir schaffen das. Wir haben die letzten 9 Monate geschafft. Wir haben die Jahre zuvor geschafft. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr bemerke ich, wie taff unsere Kinder plötzlich wieder werden. Sie sind leichter, bewusster und haben deutlich weniger Angst. Simon hat uns gerettet. Denn nur er hat Kunibert verschwinden lassen. Eine Krabbe, die so viel Angst, Zweifel und Wut in unser Haus gebracht hatte. Jetzt ist sie weg und ich habe das Gefühl dass die Kinder langsam wieder anfangen zu atmen ohne darüber nachzudenken ob das morgen noch genauso einfach klappen wird.

9 Monate sind vergangen. Ohne Simon. Ohne Kunibert.

Rock den Himmel mein Held; ich lieb Dich.

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