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Die Sache mit dem Haus; Bullshitbingo die Zweite

Heute schreibe ich einen dieser Posts, die zu unterschiedlichsten Meinungen tendieren. Ich habe überlegt dies zu tun, aber es ist vermutlich nötig, einige Dinge noch einmal zu erwähnen. Ich erzählte Euch an anderer Stelle bereits von vielen Ratschlägen, die ich in den letzten Monaten bekommen habe. Diese Kette reißt nicht ab, vermutlich liegt das an einer Mischung aus Überforderung und Nicht Verstehen können oder wollen. Daher hier ein paar Aussagen und kurze Antworten von mir dazu.

„Zieht doch aus Euerm Haus aus, dann hast Du ein Problem weniger.“

So einfach ist das leider nicht. Von der aktuellen Wohnraumsituation in Berlin mal abgesehen, gibt es da noch ein paar mehr Gründe. Ich sagte bereits mehrfach, dass unser Haus mehr ist, als das Dach über unserem Kopf, welches uns vor Regen schützt. Wir wohnen hier zur Miete. Ja, eigentlich ist es zu teuer. Ja, die Vernunft sagt, dass wir umziehen sollten. Ja, andere Familien müssen in einer ähnlichen Situation auch umziehen. Ich will das aber trotzdem nicht. Ich möchte meinen Kindern ihr soziales Umfeld nicht nehmen. Ich möchte ihnen nicht ihre Sicherheit in unseren vier Wänden nehmen. Unsere Hunde hängen eng mit dem Haus zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, zwei Hunde in einer kleinen 2 Zimmer Wohnung zu halten. Das würde so nicht funktionieren. Unser Haus ist alles. Wenn schon alles andere sich ändert, soll es wenigstens unser Zuhause nicht. Ich arbeitete daran, dieses Haus halten zu können.

„Du bedienst Deine Leser, die Authentizität geht verloren. Früher ging es um Simon, heute um das was Deine Leser wollen“

Ich kann keine Updates mehr von unserem Helden schreiben. Ich könnte messen, ob der Umfang von seinem Stamm zugenommen hat, mehr aber nicht. Dass ich meine Leser bediene, mag sein, das war letztes Jahr aber nicht anders. Sonst hättet ihr doch gar nicht hier her gefunden und würdet diese Zeilen lesen oder? Ich versuche immer noch, so authentisch wie möglich zu sein. Aber… Ich wiederhole mich gern. Es gab nie Bilder, Fotos oder zu detaillierte Beschreibungen, die unseren Helden bloß gestellt haben. Wir wollten Blutkrebs ein Gesicht geben, zeigen was diese Erkrankung und die Suche nach einem Stammzellspender mit einer Familie machen kann. Es gab hin und wieder ein Foto, welches Simon in nicht so fittem Zustand gezeigt hat. Diese waren aber die Ausnahme und oft mit einem Filter überdeckt. Nie wollten wir das körperliche“Leid“ in den Vordergrund stellen. Jetzt verhält es sich nicht anders. Wenn etwas doof ist, schreibe ich darüber. Wenn etwas toll ist, erzähle ich das auch. Emma möchte Rezepte verbloggen, das darf sie. Ihr habt Fragen zu unserer zuckerfreien/ zuckerarmen Ernährung? Kein Problem, ich gehe darauf ein. Das nennt man Kommunikation und weniger bedienen denke ich. Weiterhin gilt das gleiche wie zuvor, es wird keine Fotos von verheulten Heldenkindern, vor Wut stampfenden Minihelden oder ähnlichem geben. Die meisten unserer Bilder sind ohne Filter. Wir versuchen authentisch zu sein, und dennoch möchte ich erneut betonen, dass Ihr nur einen Bruchteil unseres Lebens seht.

„Warum gibt es Deinen Blog noch: Selbstdarstellung?“

Weil ich mir gewünscht hätte, in einem Blog lesen zu können, wie es anderen Hinterbliebenen ergangen ist. Wie sie ihr Leben danach überlebt haben. Weil ich glaube, dass ich mit diesem Wunsch nicht alleine bin. Einige E-Mails, die ich von Euch bekomme, geben mir Recht. Weil ich glaube, dass es noch immer nicht genug Aufmerksamkeit für die DKMS gibt. Immernoch wartet jeder 10. Patient vergeblich auf seinen Stammzellspender. Wir sind ein Negativbeispiel, dass zeigt, wie das Leben ohne den genetischen Zwilling aussieht. Das soll wach machen und erneut auf die Notwendigkeit hinweisen, sich Gedanken um seine Mitmenschen zu machen. Dies wäre zum Beispiel eine Möglichkeit. Nur so nebenbei.

„Du willst nur noch Werbung machen. Du willst nur noch Geld mit dem Blog verdienen“

Zum Teil. Alsoooo… Bisher bin ich nur sehr wenige Kooperationen eingegangen. Zwei um genau zu sein. Letztes Jahr im Sommer und aktuell eine kleinere. Daher frage ich mich, wo dieses „Nur noch Werbung“ hergeholt wird. Aber ja, ich versuche in den letzten Wochen tatsächlich an mehr Kooperationen zu kommen. Mein Blog hat monatlich etwa 70000-90000 Leser. Damit ist er nicht riesig, aber auch nicht mehr ganz klein. Es gibt andere Blogs mit weniger Lesern aber mehr Kooperationen, bezahlter Werbung. Bei mir ist das nicht so. Im Zuge der DKMS Aktion oder der Ebay Auktion Aktion im Frühjahr konnte ich einige große Firmen für uns gewinnen, damit ich deren Artikel zu Gunsten der DKMS versteigern durfte. Diese Aktionen klappten großartig und ich konnte einen Erlös von über 3000 Euro für die DKMS sammeln. Aber direkte, bezahlte Kooperationen sind für meinen Blog schwer zu finden. Vermutlich weil:

  1. Es ist nicht so, dass keine Anfragen kommen. Allerdings kann ich die meistens nicht in meinen Blog integrieren. Ich kann Euch nicht von gesunder Ernährung erzählen und davon, dass zumindest ich weitestgehend auf Zucker verzichte und auf der anderen Seite Werbung für Fast Food machen. Andere Firmen sehen natürlich, dass ich noch Kooperationsanfänger bin und wollen dementsprechend kaum oder gar nichts zahlen.
  2. Mein Content ist zu schwierig. Ich bin kein typischer Elternblog oder ähnliches. Ich schreibe über unschöne Dinge, über Dinge die nicht regenbogenfarbig sind. Vermutlich wäre es einfacher, wenn ich mir eine andere URL zulegen würde und öfter über vegane, zuckerfreie Kekse schreibe. Oder darüber, welche Probleme Kinder mit autistischen Zügen im Alltag haben. Oder über die neusten Klamotten der Minihelden. Das könnte ich alles machen. Stattdessen seht Ihr hier auch bemalte Särge, lest über trauernde Kinder, von meinen Gedanken und der Tatsache, dass ich vermutlich bald Antidepressiva zur Unterstützung bekommen werde. Das ist schwierig, wenn man auf Kooperationen aus ist. Dessen bin ich mir bewusst. Und dennoch versuche ich weiter, welche zu finden, ohne mich und meinen Blog dabei zu „verkaufen“. Kunibert ist nach wie vor da, irgendwo schwirrt das Ding immer rum. So einfach abschütteln kann man die Krabbe nicht.

Also ja, ich würde gern Geld mit meinem Blog verdienen. Um unser Zuhause zu sichern. Um ein Gehalt auszugleichen. Um meinen Kindern Dinge bieten zu können, die jetzt und schon lange nicht mehr möglich sind bzw. waren. Jetzt kommt für gewöhnlich die Antwort:

„Liebe ist wichtiger als materielle Dinge“

Das ist richtig. Aber erzählt das mal einem 6 Jährigen, der nächstes Jahr einen Schulranzen und Zubehör braucht. Oder ein größeres Fahrrad, weil das alte zu klein geworden ist. Oder einer 10 Jährigen, die zur Klassenfahrt möchte. Und so ganz ohne Arbeit schreiben sich dieser Blog und Anzeigen übrigens auch nicht. Jammern auf hohen Niveau? Das mag sein, aber jedem steht es doch frei, Wege zu suchen oder eben nicht. Ich denke, dass unser Blog dennoch genug „Alltag“ enthält. Ihr seht, was wir mögen, was die KInder grandioses tun oder wie wir unser Leben bewältigen. Das geht trotz der „Mimimimi Posts“ von mir. Ich möchte für meine Kinder da sein. Falls ihr also gewinnbringende Ideen habt, gern her damit.

„Bald ist Weihnachten, da rückt man als Familie doch enger zusammen“

Richtig. Wobei ich mich jedes Jahr aufs neue frage, warum es zum Zusammenrücken eine Zeit im Jahr bedarf, die Weihnachten heißt. Im Grunde stimmt die Aussage, aber was soll mir das sagen? Dass wir im Dezember so nah zusammenrücken, dass die entstandene Lücke einfach zusammengequetscht oder gar gefüllt wird? Ich versteh das nicht so ganz. Die kommenden Wochen werden vermutlich die schwierigsten im ganzen Jahr. Außer Weihnachten steht da nämlich noch ein wenig mehr an.

„Du solltest wieder arbeiten gehen, das lenkt Dich ab“

Danke. Würde ich gern. Geht aber nicht. Sonst täte ich dies bereits.

„Andere schaffen das doch auch“

Weiß ich. Ich habe auch nie gesagt, dass ich es nicht schaffen werde. Nur brauche ich anscheinend etwas länger dafür. Mich ärgert das selbst.

„Ich hätte nicht gedacht, dass Dir das so die Schuhe auszieht“

Danke.

„Andere haben es noch schwerer als Ihr“

Yes. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen. Keines ist schwerer als das andere. Und ich kann mich auch nicht daran erinnern, es jemals anders gesagt zu haben. Für jeden Menschen ist sein Päckchen unendlich schwer. Jeder hofft, dass es andere Schultern gibt, die beim Tragen helfen. Jeder hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Päckchen und ich finde nach wie vor, dass es hierbei keine Abstufungen gibt. Alles ist eine subjektive Wahrnehmung, wie soll die Außenwelt wissen, wie schwer es sich anfühlt? Ich rede andere Pakete nicht klein. Ich kann aber auch nur über unseres sprechen: Kunibert. Jedem steht es frei, mit seinem Paket nach Außen zu gehen, sich ein Gehör zu verschaffen oder sich Unterstützung zu suchen. Das obliegt nicht meiner Verantwortung.

Ihr lieben Angehörigen, Ihr lieben Hinterbliebenen. Dieser Post ist hauptsächlich für Euch. Es ist egal, welchen Weg Ihr gehen werdet, was Ihr versuchen werdet und ob Ihr Euch für Unterstützung entscheidet. Entweder seid Ihr kalt, gefühllos und viel zu stark oder aber Ihr jammert zu viel, schaut nicht nach vorn und steigert Euch zu sehr in die Situation hinein. Entwickelt Ihr eine Depression, müsst Ihr Euch einfach nur zusammenreißen.  Ihr macht es falsch, Ihr könntet es besser machen. Das zumindest könnte Euch irgendwann vermittelt werden. Hört nicht darauf. Hört auf Euch. Vertraut auf Euch und geht in Eurem eigenen Tempo. Ich versuche das auch, es klappt nicht immer aber ich versuche es.

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