Warum esst ihr eigentlich so komisch?

Unsere Art der Ernährung scheint ein interessantes Thema auf unserem Blog zu sein. Manche nennen es merkwürdig, andere interessant, wieder andere finden es widersprüchlich oder fragen sich, wie wir die ganzen „Specials“ finanzieren.

Am besten fange ich kurz von vorne an. Bevor es die Heldenkinder und Simon gab, habe ich in einer StudentenWG gewohnt. Wir hatten zwar eine Küche, aber ich benutzte sie selten. Pizza, Nudeln mit Fertigsoße und ähnliches waren meine Freunde.

Ich bin mit einer „gut bürgerlichen“ Küche aufgewachsen, recht fleischlastig und immer gab es Soßen dazu. Es war lecker, keine Frage. Aber oft wusste ich gar nicht so recht, was ich da eigentlich esse, weil ich mir immer literweise Soße drüber kippte.

2012 war ich mit dem Batman schwanger, Simon nahezu zeitgleich krank. Mit Kunibert im Blut. Ich las damals viel, auch über den Zusammenhang von verschiedenen Ernährungsweisen und Krebserkrankungen; Zucker, gesättigte Fettsäuren, leere Kohlenhydrate (alles was weiß ist) und ähnliches. Ich las es. Ich las es nochmal. Tat aber nichts. Simon war im Anschluß seiner ersten Hochdosischemo für vier Wochen in einer Reha. Dort gab es Kochkurse. Er kam mit einem dicken Rezeptebuch zurück. Ab und zu kochten wir etwas davon. Ab und zu. Später nicht mehr.317780_356063121155058_1203215988_n3375439362149391026.jpg

Simon wurde im Dezember 2016 rezidiv, Kunibert kam zurück. Um den Frust zu bekämpfen, habe ich viel, wirklich sehr viel Schoki gegessen. Simons Trösterchen waren Chips, solang bis die Mundschleimhaut unter der Chemotherapie aufgegeben hatte.

Je mehr Schoki und Pizza ich gegessen hatte, desto unfitter fühlte ich mich allerdings. Im Juli/August 2017 zeichnete sich erstmalig ab, dass der ursprüngliche Behandlungsplan für unseren Helden so nicht funktionieren wird. Zusätzlich zu den Medikamenten, sollte Simon auch sonst versuchen, seinen Körper zu pflegen, ihn zu stärken und so widerstandsfähig zu machen, wie es irgendwie geht. Ich erinnerte mich an dieses Rezeptheft, auch an die Dinge die ich gelesen hatte. Gesunde Ernährung und so. Ich setzte mich erstmalig mit der Zusammensetzung von unseren Lebensmitteln auseinander. Ich lernte, welche Ernährungsbausteine und Makros zu wieviel Prozent enthalten sein sollten. Ich lernte auch, dass wir mehr Ballaststoffe essen sollten und zuviel Zucker den Darm durchlässig macht. Das wiederum begünstigt (chronische) Entzündungen, die Krebserkrankungen begünstigen können (nicht müssen).img_20180923_1913234423802860257430134.jpg

Wie soll also ein Körper stark sein, wenn es an wichtigen Grundbausteinen fehlt? Ich stellte unsere Ernährung im August 2017 um. Recht radikal und erntete am Anfang drei missmutige Gesichter. Es gab deutlich mehr Gemüse, nur noch weizenfreie Vollkornprodukte in den Hauptmahlzeiten (also Dinkel-, Emmer-, Einkorn in Vollkorn, brauner Reis etc), Plötzlich gab es Buchweizenmehl und Brot haben wir auch selbstgebacken. Gruselig was selbst darin alles enthalten ist. Ich verzichtete komplett auf Zucker und durchlebte in den ersten zwei Wochen einen Entzug, den ihr Euch nicht vorstellen könnt.

Meine drei Lieblingsmenschen gewöhnten sich recht schnell an dunkle Nudeln mit selbstgemachter Tomatensoße. Sie fanden Hirse plötzlich lecker und Nussmus fast so gut wie Schokoaufstrich.img_20181107_1901303653906014210821118.jpg

Inzwischen sind wir nur noch zu Dritt, die Ernährungsform ist ähnlich geblieben. Neben dem gesundheitlichen Aspekt wünsche ich mir, dass unsere Kinder wissen, dass es mehr als Kartoffeln, Reis und Nudeln gibt. Daher gibt es hier auch Hirse, Beluga Linsen, rote Linsen, Gerste und einige andere Dinge. Gleiches bezieht sich auf Gemüse. Rosenkohl wird inzwischen gegessen, Brokkoli und Kürbis auch. Fleisch gibt es nur noch selten, da das qualitativ gute einfach zu teuer ist. Davon abgesehen, dass nur der kleine Batman ein echter Fleischliebhaber ist. Emma hat übrigens unter der Ernährungsumstellung deutlich weniger epileptische Anfälle bekommen (inzwischen ganz weg), Leo ist weniger zappelig und konnte sich plötzlich besser konzentrieren.img_20181022_0920258417259545523550380.jpg

Unsere Kinder sollen den Umgang mit Essen lernen. Dazu gehört meiner Meinung nach auch, sich der Vielfältigkeit bewusst zu sein. Ganz nebenbei sind sie selten krank und schmecken tut es ihnen inzwischen auch. Kochen kann ich inzwischen ganz okay denke ich. Ich benutze für gewöhnlich keine Kochbücher, außer dieses hier. Das kann ich wirklich uneingeschränkt empfehlen.

Im echten Leben sieht es folgender Maßen aus: Wir haben kein Weizenmehl zu Hause. Gar keins. Brot backe ich in der Regel selbst, ohne Weizen. Die Laugenbrötchen sind bisher die Favoriten der Kinder. Zucker gibt es nicht in den Hauptmahlzeiten; also keine Fertigprodukte, keine Tüten, nichts Verarbeitete, keine Konserven. TK Gemüse hingegen ist gern gesehen bei uns. Das ohne Zusätze, ohne Soße oder anderen Schnick Schnack. Das gibt es auch beim Discounter, hält eine Weile und steht Frischem in nichts nach. Die Heldenkinder essen etwa 2,5 KG Äpfel in der Woche (kein Witz…), dazu diverse andere Obstsorten. Beim Gemüse werden Karotten und Erbsen am meisten geliebt. Karotten kaufe ich oft auch in einer Großpackung, putze und schneide die Hälfte gleich um sie ebenfalls einzufrieren. Das benutzte ich zum Kochen, die frischen werden so gegessen. Emma liebt Nüsse und geröstete Kichererbsen. Suppen mögen beide Kinder sehr gern.img_20181023_1856438682947369892914123.jpg

Zum Thema Zucker. Ich habe den Kindern nie ihre Kekse, Schoki oder geliebten Gummitiere gestrichen. Damit würde ich vermutlich das Gegenteil erreichen. Ihr kennt ihren Eiskonsum in diesem Jahr. Aber es sind Süssigkeiten, die sie eingeteilt essen dürfen. Auch gibt es unterwegs mal eine Brezel, ein Brötchen oder einen Donut. Das gibt es alles noch. Ich denke, dass es die Mischung macht, oder? Leo zum Beispiel liebt Fischstäbchen. Beide feiern Tage wenn wir zu einem Fastfoodriesen fahren.

Soßen gibt es auch nicht immer, weil ich möchte, dass die Kinder schmecken was sie essen. Ist es ihnen zu trocken, gibt es etwas Naturjoghurt oder Pesto.  Und wenn es Soße gibt, spielt diese eine untergeordnete Rolle. Fischstäbchen kann man prima selbst machen.img_20181104_1904408943219589577218.jpg

Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. 🙂img_20181106_1908138467171381354039242.jpg

Für gewöhnlich sehen die Kinder was sie essen, manchmal aber trickse ich auch und sag es ihnen hinterher. Im Gemüsecurry ist nicht gleich alles erkennbar und im Reis oder Cous Cous findet sich manchmal klein geraspelter Blumenkohl.

Nicht jede unserer Mahlzeiten ist superspeziell, abenteuerlich oder seltsam. Wenn ich keine Zeit oder Lust habe, sieht es auch mal so aus.

Am Wochenende versuche ich, unser Frühstück gemütlich und ansprechend zu machen. Essen sollte mehr sein als die pure Nahrungsaufnahme. Es sollte alle Sinne ansprechen. Ich habe bei unseren Kindern die Erfahrung gemacht: je bunter, je schöner, desto höher die Chance, dass gekostet wird.

Ich esse immer noch nahezu zuckerfrei. Obwohl das stimmt so nicht. Ich liebe Trockenfrüchte, ich süsse damit auch Kuchen und ähnliches. Das ist dann natürlich auch Zucker, wenn auch natürlicher. Es gibt Tage, da werde ich schwach. Dann, wenn mein Lieblingseis mich im Supermarkt anlacht. Das Amerikanische mit zwei Männervornamen. Und jedes Mal bereue ich es am nächsten Tag, wenn ich massive Bauch- und Kopfschmerzen habe. Faszinierend wie schnell sich ein Körper daran gewöhnt. Lakritze ist auch schwer für mich, die liebe ich ja. Da mache ich dann doch auch Ausnahmen.  Und Schoki… da habe ich die ganz dunkle (mind. 75%) zu schätzen und lieben gelernt oder Kakaonips. Super sind auch diese Raw Riegel, kennt ihr die? Ich könnte mich da reinlegen, wenn sie nicht so preisintensiv wären. Trockenfrüchte und Nüsse lieben wir inzwischen alle hier. Unsere Liebe zu Pizza ist auch geblieben. Streng genommen hat sich also gar nicht so viel verändert. Es hat sich nur erweitert.img_20181005_1953182037110787225892424.jpg

Zum Thema Pflanzenmilch. Die gibt es bei uns aufgrund einer Laktoseintoleranz und weil „echte“ Milch selten alle wurde.

Jetzt zu den Kosten…also, ich gestehe, dass wir nicht Bio einkaufen, Alles was tierisch ist, ist meistens Bio. Obst, Gemüse, Nudeln und co. meistens nicht. Das ginge tatsächlich nicht. Das würde unseren Rahmen sprengen.img_20181016_1823053232152643282878202.jpg

Getreidesorten und Hülsenfrüchte reichen in der Norm eine ganze Weile. Gemüse zum Kochen ist meist TK, Gemüse zum frisch Essen oft angebotsbedingt. Fleisch oder Fisch kaufen wir entweder auch TK (naturbelassen) oder ich kaufe es ein, wenn es im Angebot ist und friere es dann ein. Äpfel müssen immer da sein, der Rest ist ebenfalls angebotsbedingt.

In der Regel gebe ich 50-70 Euro in der Woche für Lebensmittel und Getränke aus. Ich finde, dass das geht. Sicher wäre es möglich, die Kosten weiter zu senken, da ein Toastbrot weniger als eine Tüte Mehl kostet. Aber das möchte ich nicht.

Dafür kaufen wir nur wenig Brotbelag. Emma mag nur Käse. Leo ist ein Gewohnheitstier und isst am liebsten Mortadella. Andere Dinge lehnt er ab. Sonntags gibt es Schokocreme zum Frühstück. Ich esse meistens kein Brot, weil ich es nicht mag. Stattdessen Porridge oder Joghurt/Quark.

Ich denke nicht, dass wir übertrieben gesund essen. Es gibt noch jede Menge Luft nach oben. Ich denke, dass wie vielfältig und abwechslungsreich essen. Wir ernähren uns so, damit unseren Kindern die Gesamtweite der Nahrungsmittel bewusst ist. Du kannst nur wissen was Du magst oder nicht magst, wenn Du die Möglichkeit hattest, es auszuprobieren.

Die Heldenkinder lieben Süßes, wenn sie könnten, würden sie ganze Süßtage einlegen. Daher gibt es auch hier hin und wieder Snackteller, die so aussehen.

Genauso mögen sie aber auch Äpfel, Karotten und Gurken. Ich denke, dass unsere Mischung nicht seltsam sondern einfach bunt ist. Ich finde es daher auch nicht widersprüchlich. Wir essen bewusst, das ist mir wichtig. Und zum bewusst essen gehört meiner Meinung nach ein Mix aus allem.

Wie ist es denn bei Euch?

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7 Gedanken zu „Warum esst ihr eigentlich so komisch?

  1. Also ich bekomme immer Hunger wenn ich deine Bilder sehe und bin wieder mal total begeistert mit wieviel Liebe du auch das Essen für deine Kinder und dich zauberst.
    Ich bin beeindruckt wie sehr du dir Gedanken machst und diese umsetzt,immer das Ziel om Auge deinen Kindern alle Möglichkeiten aufzuzeigen die es rund ums Essen gibt ❤Und immer auch die genaue Mischung zu finden das sie nicht das Gefühl haben es würde etwas fehlen🤗
    DU BIST MEINE FAMILY- HELDIN ❣❣
    Ich bin immer wieder aufs neue fasziniert ❗
    Danke😘und eine schöne Woche für Euch 🎈🎈

  2. Ich bin beeindruckt! Ich habe keine Kinder, bin aber oft unterwegs. Daheim esse ich in aller Regel sehr gesund, viel Saisongemüse, selbst gebackenes Brot. Ich habe so meine Zweifel, ob ich das auch im Alltag mit Kinder schaffen würde. Rein energiemässig. Unterwegs esse ich leider nicht immer gesund. Aber ich arbeite dran.

  3. Mich regen eher die Leute auf, die meinen überall ihren ungewollten Senf dazu geben zu müssen. Es ist eure Ernährung, Punkt. Vielleicht denkt ihr mal über ein Koch- und Backbuch nach.
    LG Kerstin 🌟🎈🌟🎈🌟🎈🌟🎈🌟

  4. Ich bin total beeindruckt und würde mir sofort ein Kochbuch von dir kaufen. Habe eine fast 3 jährige zu Hause und nen Krümel im Bauch… würde auch gern was an unserer Ernährung ändern, bin aber ehrlich gesagt überfordert und meine Tochter ist sehr kompliziert was essen angeht… also bitte bitte ein Kochbuch mit vielen Rezepten 😁❤

    LG Jenny

  5. Kindern eine ausgewogene Ernährung nachzubringen ist sooo wichtig! Ich finde es super, wie du das machst und würde mich auch über Rezepte & Rezeptideen freuen. Besonders die Laugenbrötchen würde ich gerne mal nachbacken!!!
    liebe Grüße und weiter so,
    Birgit

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